Fußballderby Union vs. Cottbus: Verbreitete Rhythmusstörungen

Vor allem die Defensivreihen der beiden Teams konnten überzeugen - am Ende kam ein Unentschieden dabei heraus.

Bei Eisern Union gab es diesmal nicht Anlass zu so viel Jubel wie auf diesem Archivbild Bild: dpa

Irgendwie glichen sich an diesem Abend diese beiden Teams wie ein Ei dem anderen - sowohl was ihr Vermögen als auch was ihr Unvermögen anging. In der Defensive kämpften Union Berlin und Energie Cottbus beherzt und gut organisiert; im Angriffsspiel dagegen gelang es jeweils nur für begrenzte Zeit, Druck aufzubauen. Spielwitz und Kreativität vermisste man gänzlich. Angesichts so großer Konformität konnte es keinen gerechteren Spielausgang als das 1:1 geben.

Gerade bei Derbys werden ja gerne die Alleinstellungsmerkmale der Kontrahenten betont. Aber Differenzen ließen sich beim Aufeinandertreffen der Rivalen aus Berlin und Brandenburg am Freitagabend nur wenige ausmachen. Die Trainer etwa präsentierten sich sehr unterschiedlich. Union-Coach Uwe Neuhaus kommentierte mit betonter Sachlichkeit die Partie. Sein Kollege Klaus-Dieter Wollitz dagegen saß auch im aufgeheizten Presseraum noch mit dem Wollschal von Energie Cottbus auf dem Podium und verwandte in seiner emotionalen Rede am häufigsten den Begriff der "positiven Besessenheit".

Vor dem Spiel herrschte in Köpenick noch der Ausnahmezustand. Das als Risikospiel eingestufte Derby rief 600 Polizisten auf den Plan. Mehrere Straßen rund um die Alte Försterei wurden abgesperrt. Auf dem Rasen wurde allerdings nichts Exzeptionelles geboten. Beim Einlaufen der Spieler reckten die Fans rot-silbriges Stanniolpapier in die Höhe, um dem Spiel festlichen Glanz zu verleihen. Die Partie fiel jedoch sehr matt aus.

Von einem besonderen Rivalitätsverhältnis der beiden Vereine war wenig zu bemerken. Union und Cottbus sind auch in der Vergangenheit zu selten aufeinandergetroffen, als dass sich eine Abneigung hätte kultivieren lassen. Zu DDR-Zeiten waren die Clubs oft zwischen der höchsten und zweithöchsten Liga aneinander vorbeigependelt. Und das letzte gemeinsame Punktspiel lag schon über fünf Jahre zurück. Damals steckte noch der heutige Union-Manager Christian Beeck im Cottbusser Trikot. Auch die Union-Profis Björn Brunnemann und Torsten Mattuschka traten einst für die Brandenburger an. Dass Letzterer am Freitagabend gegen seinen alten Verein den zwischenzeitlichen Führungstreffer erzielte, ließ sich nicht als Konfliktstoff verwerten. Mattuschka beließ es nach seinem sehenswerten Freistoßtor bei gedämpftem Jubel. Seine Erklärung: Er hätte in Cottbus eine "schöne Zeit" verbracht.

Derzeit sind beide Mannschaften auch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Bei Union Berlin versuchte Uwe Neuhaus nach drei Niederlagen in Serie mit einer Systemumstellung die zuletzt anfällige Defensive wieder zu stabilisieren. Statt der gewohnten Viererkette begnügte er sich zwar mit einem Verbund aus drei Abwehrspielern, im Notfall aber rückten auf den Außenpositionen Michael Bemben und Patrick Kohlmann zurück und komplettierten somit eine stattliche Fünferkette.

"Das ist gut aufgegangen", lobte Neuhaus sich und seinen Abwehrriegel. Die dürftigen Offensivbemühungen kritisierte er nicht. Vielleicht stimmte ihn hierbei der Ausfall seiner Stürmer John Jairo Mosquera und Karim Benyamina milde. Unzufrieden war Neuhaus aber mit der "Schlafmützigkeit" seines Teams in der zweiten Halbzeit. Komplementär dazu fiel die Analyse des Cottbuser Trainers Klaus-Dieter Wollitz aus. Auch sein Team hatte mit Rhythmusstörungen zu kämpfen, nur wirkten die Gäste bereits zu Beginn der Partie etwas derangiert. Erst spät gelang es den Gästen, sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Der Lohn war der Ausgleichstreffer von Kweuke ( 62.).

Theoretisch betrachtet hat Union Berlin mit vier Punkten Abstand auf den Dritten der Tabelle immer noch eine passable Chance, aufzusteigen. Cottbus dagegen müsste doppelt so viele Punkte aufholen. Dennoch richtete nur Wollitz, der Mann mit den flinken Pupillen und der Verfechter der "positiven Besessenheit", seinen Blick nach oben. Er kündigte an: "Wir werden kommen." Gerade nach dieser Begegnung ist es aber wahrscheinlicher, dass die Region Berlin-Brandenburg künftig zum Ballungsgebiet der Zweiten Liga wird. Die Fans aus der Lausitz freuten sich jedenfalls bereits auf die kommende Saison. Sie skandierten: "Zweite Liga, Hertha ist dabei."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.