piwik no script img

Fußballboß in dubioser Mission

■ Verstorbener Vizepräsident von Real Madrid als Spion enttarnt

Madrid (taz) – Es klingt wie ein billiger Schmierenroman und scheint doch wahr zu sein: Der vor zwei Jahren verstorbene Mariano Jaquotot, ehemaliger Vizepräsident von Real Madrid, widmete sich nicht nur dem Fußball, sondern stand auch im Dienste des spanischen Innenministeriums. Dies enthüllte jetzt der ehemalige Generaldirektor der spanischen Polizei, José Maria Rodriguez Colorado, bei einer seiner Aussagen vor Gericht. Er selbst habe den Sportfunktionär und Rechtsanwalt für seine nebenberufliche Tätigkeit entlohnt, beteuerte Colorado, als ihn Richterin Ana Pérez Marugán nach dem Verbleib einer Reihe von Schecks befragte.

Colorado, gegen den wegen Mißbrauchs staatlicher Gelder ermittelt wird, will dem Clubvize in den Jahren 1988 bis 1991 insgesamt 1,5 Millionen Mark bezahlt haben. Die Gelder stammten aus dem Geheimfonds des Innenministeriums zur Terrorismusbekämpfung, aus dem auch der schmutzige Krieg der „Antiterroristischen Befreiungsgruppen“ (GAL) finanziert wurde, der in den achtziger Jahren 29 Menschen aus dem ETA-Umfeld das Leben kostete.

Die Gegenleistung für solch ungewöhnlichen Geldsegen: Der Vize der königlichen Kicker sei in geheimer Mission nach Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Israel und Rußland gereist. Jaquotot, enger Freund des vor einem Jahr als Präsident von Real Madrid zurückgetretenen Ramón Mendoza, unterhielt dank seiner Kaffee-Importfirma gute Kontakte zur anderen Seite des Atlantik. Die Ausflüge im Auftrag des Innenministeriums hatten mit der Bekämpfung des Terrorismus und der internationalen Drogenmafia zu tun, behauptet Colorado.

Desweiteren sei Jaquotot als Strohmann aufgetreten, um für das Innenministerium „Material einzukaufen, das nicht so einfach auf dem freien Markt erhältlich ist“. Waffen, Drogen, Elektronik? Darüber will der ehemalige oberste Ordnungshüter keine Auskünfte erteilen. „Das sind Informationen, die die Staatssicherheit beeinflussen“, so seine knappe Antwort. Reiner Wandler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen