Fußball: Fabios Teamgeist
Zum Abschied von David Beckham und Roberto Carlos feiern die Fans von Real Madrid den frisch erkickten Titel.
MADRID taz Ein Kran hievte Raul gegen ein Uhr nachts zum Kopf der Göttin. Es ist Tradition, dass Real seine Feste in der Innenstadt am Brunnen der Schutzpatronin Kybele feiert. Und dazu gehört, dass der gebürtige Madrilene und Mannschaftskapitän der eleganten Statue den Klubschal um den Hals legt. Früher war der kleine Fußballer noch katzenartig nach oben geklettert, diesmal half beim Aufstieg die Technik, denn die Substanz des Bauwerks soll vor Fußtritten geschützt werden.
"Dies ist der Erfolg der Einheit", sagte Raul, als er wieder auf dem Boden war, "gewonnen hat die Mannschaft mit dem größten Glauben an die eigenen Möglichkeiten." Einen letzten Beweis dafür lieferten er und die anderen im abschließenden Heimspiel gegen Mallorca, in dem die gesamte Meisterschaft nochmal als Konzentrat zu erleben war. 63 Minuten lang konnte sich der FC Barcelona als Meister fühlen, der zeitgleich in Tarragona zu einem 5:1 stürmte. Real dagegen bot lange eine erbärmliche Vorstellung, lag zurück, drohte gar das 0:2 zu kassieren und endgültig zu scheitern, raufte sich dann aber zu einem Endspurt zusammen und triumphierte schließlich 3:1. Erfolgreicher Fußball - das ist in Spanien eine durchaus neue Erkenntnis - muss eben nicht zwangsweise auf Feintechnik und tollen Kombinationen gründen.
Trainer Fabio Capello konnte also vor der Presse einmal mehr sein Lieblingswort herbeten: "Teamgeist!" Bei der Pressekonferenz legte "Don Fabio" sein Mobiltelefon neben sich, und das Gerät meldete piepsend eine SMS nach der anderen. Verwandte und Bekannte hatten doppelt Grund zum Gratulieren, denn Mitternacht war eben durch - und Capellos 61. Geburtstag angebrochen. "Plötzlich habe ich viele Freunde", spottete der bärbeißige Italiener, der wie vor zehn Jahren bei der ersten Etappe in Spaniens Hauptstadt weidlich kritisiert und fast entlassen worden war, um sich am Ende als Meistermacher zu revanchieren. Zeit für eine Abrechnung: "Man hat mir vom ersten Tag an Schläge versetzt, ohne mich meine Arbeit machen zu lassen", schimpfte Capello, "man hat mich böswillig angegangen, aber das Wichtige ist, dass die Mannschaft zu mir steht." Das galt vor allem den Medien, aber auch dem Präsidenten: "Ich habe keine Unterstützung Calderóns gespürt."
In dieser Woche will Klubchef Ramón Calderón entscheiden, ob es mit dem Italiener weitergeht. "Ich jedenfalls will meinen Vertrag erfüllen", sagte Capello, der noch zwei weitere Jahre engagiert ist.
Zwei Spieler verabschiedeten sich schon Sonntagnacht. David Beckham durfte doch noch einen Titel feiern und wechselt nun nach Los Angeles zum Klub Galaxy, der folgerichtige Schritt für den letzten "Galaktischen" aus der Ära des früheren Real-Präsidenten Perez. Einen Vorgeschmack auf Hollywood bekam "Becks" im Bernabeu-Stadion: Bei der Ehrenrunde mit den drei kleinen Söhnen klatschten ihm von der Tribüne Freund Tom Cruise samt Gattin zu, auch mitten in der Nacht bestückt mit enormen Sonnenbrillen. Der andere Abgänger ist Roberto Carlos, der zwölf Jahre lang die linke Seite rauf und runter rannte, dass es eine Freude war. Der Brasilianer geht als der Ausländer mit den meisten Einsätzen in die Real-Historie ein und verstärkt künftig Fenerbahce Istanbul.
Carlos wurde besonders umjubelt am Kybele-Brunnen, wo rund eine halbe Million Fans zusammengekommen waren. Am Ende gab es leider noch Randale, gut hundert Menschen wurden verletzt. Der Göttin ist zum Glück nichts passiert.
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