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FußballOhne Stolz am Ball

Eine Initiative mobilisiert gegen Nationalfahnen und Nationalismus. Fußballspielen geht aber in Ordnung.

Das finden beileibe nicht alle schön, die gerne Fußball spielen. Bild: DPA

Unter dem Motto "Nationen wegkicken" startet am heutigen Samstag eine Aktionswoche gegen die Zurschaustellung von Nationalstolz während der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine Woche lang finden Aktionen statt, die sich kritisch mit der Nation ihrer Symbolik und der damit verbundenen Identität auseinander setzen. Zum Auftakt planen die Organisatoren eine antinationale Demonstration.

"Während der WM wird verstärkt nach außen getragen, dass wir Deutschland gut finden sollen", sagt Clara, Mitorganisatorin der Aktionswoche. "Der Patriotismus steigt während dieser Zeit an und keiner fragt, ob das sinnvoll ist." Die Kritik der Aktivisten: Nationalgefühl führe zur Abgrenzung. Und zwar aus dem Gefühl heraus, etwas Besseres zu sein, "nur weil man in einem bestimmten Land geboren ist".

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen das: So beschäftigte sich die Studie einer Forschergruppe der Universität Marburg im Rahmen der Fußball-WM 2006 mit Nationalismus, Patriotismus und Fremdenfeindlichkeit. Das Fazit der Forscher: Personen, die nach der WM befragt wurden, zeigten nationalistischere Einstellungen als Personen, die vor der WM befragt wurden. Dabei handele es sich nicht um eine tolerantere Form des Nationalismus als normalerweise: Auch nach der WM gehe Nationalismus mit einer Ablehnung von Fremden einher. Der während der WM zu beobachtende "Partypatriotismus" ziehe keine positiven Effekte nach sich, sagt dazu Ulrich Wagner, Psychologieprofessor an der Universität Marburg.

Die Aktivisten von "Nationen wegkicken" wollen daher auch Kontakt zu den Betroffenen suchen: So planen sie für Mittwoch eine Open-Air-Aktion in der Nähe eines Public Viewings. "So wollen wir darauf aufmerksam machen, wie sich Patriotismus während einer WM verändert", sagt Clara. Auch wenn ihr klar ist, dass die Position der Aktivisten vermutlich nicht nur begeistert aufgenommen wird.

Wichtig ist den Organisatoren, dass sich die Aktionswoche nicht gegen Fußball an sich richtet. So planen sie unter anderem ein "Antinationales Fußballfest" - garantiert ohne nationale Flaggen.

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17 Kommentare

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  • A
    Antiantinationaler

    Die Intoleranz ist hier eindeutig bei den „Antinationalen“ zu suchen. Ausgrenzung nenne ich, wenn ich jemanden diffamiere (als potentieller Rassist zum Beispiel), nur weil er nicht in meine eigene kleine Ideologiewelt passt. In den Stadien in Südafrika sehe ich fröhliche Menschen mit und ohne Fahnen und mit Fahnen verschiedener Nationen nebeneinander, die GEMEINSAM feiern. Würde ich mit einer Fahne bei "Nationen Wegkicken" auftauchen, würden sie mich im Gegensatz zum WM Stadion gnadenlos ausgrenzen.

  • C
    Claudia

    Diese ganze Diskussion ist sooooo DEUTSCH. Diejenigen die sie anzetteln, merken garnicht, wie National sie dadurch werden. Erklär mal einem Südafrikaner oder Mexikaner, dass sich hierzulande Menschen Gedanken über Nationalfahnen beim Sport machen. Die werden es dir nicht glauben.

  • SW
    Spaßverderber wegkicken

    Ich kopier hier mal zwei der vielen Albernheiten rein, die im Internetaufruf von "nationen wegkicken" zu finden sind:

     

    "Ganz konkrete Folgen von Nationalstaaten sind beispielsweise Kriege"

    Den Jungs und Mädels ist schlichtweg entgangen, dass die überwiegende Mehrzahl von Kriegen in der Welt nicht zwischen Nationalstaaten stattfinden. Am besten alles abschaffen, was schonmal Auslöser von Kriegen war. Also neben Nationen z.B. auch die Religionsausübung verbieten. Passt gut ins linksextremistische Weltbild: Repressionen sind o.k., dient ja dem "Weltfrieden".

     

    "Gefördert wird hierbei der in unserer Gesellschaft vorherrschende kapitalistische Konkurrenzgedanke, der Menschen … über eine Mannschaft gegeneinander antreten lässt …"

    Ja ja, der böse Kapitalismus und die Konkurrenz musste auf jeden Fall noch irgendwo mit untergebracht werden, auch wenns im Zusammenhang mit Sport zu einer ziemlich witzigen Aussage führt. Unfreiwillige Komik. Beim Fußball der "Aktivisten" gibts also keine schlimmen Konkurrenzgedanken und vor Spielbeginn einigen sich beide Mannschaften auf ein solidarisches Unentschieden. Echt spannend!

  • H
    @Hatem

    So etwas ähnliches hab ich mich auch schon gefragt. Wie ist wohl die politisch korrekte Reaktion dieser Deutschlandhasser auf ein Tor vom dunkelhäutigen Cacau? Freude verboten wegen Deutschland. Buhh Rufe sind auch nicht möglich wegen Rassismusverdacht. Also wahrscheinlich völlig Emotions- und Regungslos.

    Muss echt ne spaßige Veranstaltung sein, mit denen ein Fußballspiel zu sehen. Und hinterher gehen alle kollektiv zum Lachen in den Keller.

  • P
    Patriot

    Hier wird anhand einer Studie behauptet: "Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen das" Dabei wird unterschlagen, dass es zahlreiche Studien gibt, die die These vom "konstruktiven Patriotismus" bestatigen. Wer sich in seinem Land politisch oder sozial engagiert und sich für bestimmte Grundwerte einsetzt, tut dies weil er sein Land liebt und nicht, weil es ihm egal ist. Der konstruktive Patriot (stellt in vielen soziologischen Unteruchungen die größte Gruppe) will sein Land frei von Antidemokraten, Rassisten u.s.w. sehen und engagiert sich dafür persönlich.

  • H
    Hatem

    Was ist eigentlich, wenn Migranten mal die Mehrzahl im deutschen Team stellen?

    Wenn neben Klose, Podolski, Khedira, Özil, Cacau auch noch Aogo und Boateng spielen?

     

    Darf man DANN für Deutschland sein?

     

    Oder MUSS man dann für Deutschland sein?

  • K
    Kalle

    Da sieht man wieder, wie eingeschränkt das Weltbild einiger Leute ist. Nur weil die ein persönliches Problem mit Patriotismus haben, wollen sie es allen anderen vermiesen. Bei der WM 2006 hab ich mit Schwarz Rot Gold im Ecuadorianischen Fanblock gesessen und selten bei einem Fußballspiel so viel Spaß gehabt. Hinterher haben wir noch stundenlang mit den Südamerikanern gefeiert und am Ende Trikots getauscht. Wer sich solchen Erlebnissen verschließt, wird sein Leben lang verbiestert von Ausgrenzung faseln, ohne eigentlich zu wissen wovon er redet, weil er nie dabei war.

  • F
    Fähnchenschwenker

    Selten so viel Unsinn, wie von dieser Initiative gehört.

    Wenn ich also ein Tor von Cacau mit Deutschlandfahne in der Hand bejubele, bin ich gefährdet, ein Rassist zu werden. Mei türkischer Freund, der seine Dönerbude mit schwarz rot gold geschmückt hat, wird zum Ausländerhasser?

     

    Was die taz in dem Artikel nicht berichtet: Die Organisatoren rufen offen zu Diebstahl auf. Im Rahmen von "Nationen Wegkicken" gibt es einen Wettbewerb, bei dem es für jedes "gesammelte" Stück (große Fahnen, kleine Autofähnchen, Girlanden etc.) verschiedene Punktzahlen vergeben werden. Was am Ende mit der "Beute" gemacht wird, möchte ich lieber nicht wissen. Einfach wiederlich!!

     

    Ich würde mir wünschen, die taz würde kritischer über intolerante Bewegungen wie diese berichten. Wer andere ausgrenzt (weil sie z.B. Fähnchen schwingen) ist kein Linker!

  • G
    guapito

    @Ingo:

    Du hast meinen Kommentar leider nicht verstanden.

  • S
    schwarz-rot-doof

    @ingo:

    ja, genau. jetzt les er sich seinen eigenen kommentar und dann noch mal den artikel durch, aber langsam und gründlich. und dann frag er sich, warum manche das k***** kriegen, wenn sie sowas lesen müssen wie den kommentar vom ingo. aber wer den ingo und seine kumpils in frage stellt, der darf ja gern den pass oder auch das leben abgeben, gell ingo?

  • H
    Hatem

    Der "antinationalistische Kampf" ist Unsinn. Die Linke sollte viel mehr endlich sich darauf konzentrieren, den Nationalstolz positiv zu besetzen und den Rechten wegzunehmen.

  • N
    Nico

    Spassbremsen!

     

    Beim Fußball möchte jeder ein Tor schießen, jeder gewinnt lieber als zu verlieren. So ist es doch auch bei den Fans, man unterstützt seine Mannschaft (ganz egal ob lokaler Verein oder Nationalmannschaft) und feiert oder trauert zusammen. Warum soll man das nicht in den Farben seiner Mannschaft tun? Man sieht doch an den vielen jungen Türken die jetzt begeistert jeden Autocorso anzetteln, dass Fahnenträger nicht gleich Nationalisten sein müssen. Abgrezung geht nun wirklich anders. Zum Beispiel wenn man anderen den Spaß verdirbt.

  • E
    Eric

    An den ersten beiden Kommentaren lässt sich erkennen, wieviel diese Initiative leider noch zu tun hat. Was bitte bringt es Euch Stolz zu sein auf euer Land? Und Menschen die so einen Scheiß nicht brauchen, haben deswegen nichts in diesem Land zu suchen und das Wahlrecht verwirkt? So eine Scheiße! Ehrlich. Es ist eine Tatsache, dass Patriotismus und Nationalismus (ohne dies gleichzusetzen) zu Ausgrenzung führt.

    Beim Fusball gucken mit Freunden, die ganz sicher noch links der CDU stehen, musste ich mir Witze und Beleidigungen über andere Nationen anhören (ist natürlich in dieser Situation nicht so ernst gemeint, da ist man selber noch der Spielverderber, wenn man auf sowas hinweist). Mein Nachbar von gegenüber rief mich runter und da wollte er plötzlich eine Serbien-Fahne verbrennen. Was soll so ein Scheiß? Und solche Sachen sind vermehrt in Zeiten von WM zu erleben. Ja, beim Sport hat man in der Regel seine Mannschaft die man anfeuert, bedenklich wird es meistens bei Länderspielen. Da wird die Mannschaft mit dem eigenen Land in Verbindung gebracht und das führt zu solch einer Scheiße. Ich bitte Euch Patrioten sich mal ernsthaft zu hinterfragen, WAS Euch Nationalstolz bringt!!? Habt Ihr keine Familie, Hobbys, ein Leben mit dem Ihr euch identifizieren könnt. Muss es die NAtion sein? Aber ist ja leicht geasgt. WIR haben keine Ahnung. Ja alle die andersdenken haben keine Ahnung!!! Auch so ein Scheiß. Ich sage NICHT, dass ihr Patrioten keine Ahnung habt. Ich kann Euch bloß nicht verstehen, aber versuche es natürlich. Aber diese Aussage von dir Ingo (erster Kommentar) ist genau der Beweis für unsere Annahme. Und das danach noch so ein Islamophober Beitrag kommt, ist in diesem Land abzusehen. Ich fänds gut die deutsche Fahne zu modofizieren. Lassen wir sie simpel schwarz.

  • A
    Antinational

    @Ingo:

     

    Problematisch ist nicht die Abgrenzung an sich, sondern eine Abgrenzung die über das Konstrukt der Nation definiert wird. Im Vereinsfussball favorisiert mensch einen Verein, vor allem weil einem dieser oder jener Verein aufgrund irgendwelcher Eigenarten (sportliches Können, Spieler, Fans, Image) sympathisch ist, mit den Spielern der DFB-Auswahl soll man mitfiebern, weil diese "unser" Land repräsentieren, obwohl ich mit den Spielern natürlich genauso wenig zu tun habe, wie mit den Spielern der Elfenbeinküste oder Nordkoreas.

     

    Problematisch wird es, wenn die Allgemeinheit erwartet, dass mensch für ein bestimmtes Team mitfiebert, lediglich aus dem Grund, dass von diesem die "eigene" Nation bei internationalen Turnieren repräsentiert wird. Dies geschieht seit einigen Jahren in Deutschland auf unerträgliche Art und Weise (siehe Berichterstattung im TV, Szenen und Stimmung auf der Straße/"Public Viewing").

     

    Und zum Thema Selbstleugnung: Der Mensch definiert sich nicht notwendigerweise über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation (Ich z.B. fühle mich in keiner Weise als Deutscher, auch wenn ich die deutsche Staatszugehörigkeit besitze), im Gegenteil: selbstbewusste Menschen brauchen keine Nationen.

  • P
    pkff

    Zu guapito: Die deutsche Flagge gibts längst in vielen Varianten - vor einigen Tagen sah ich die mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz friedlich koexistierend neben einer schlichten schwarzrotblonden aus einem Plattenbaufenster in Neuruppin hängen. Sah nett aus.

  • G
    guapito

    Ich bin dafür die deutsche Flagge ein wenig zu modifizieren.

    Zumindest der türkische Halbmond sollte mitaufgenommen werden.

    Abgrenzung an sich ist nicht unbedingt schlecht. Die Realitäten eines Landes gehören einfach mitberücksichtigt.

    Was wird auf lange Sicht darauf folgen????

    Aha!

  • I
    Ingo

    Beim Fussball steht man zu einer Gruppe, evtl. seiner oder einer anderen Nation. Wenn man das ganze als schlecht verwirft, weil es zur Abgrenzung führe, dann frage ich mich ob man überhaupt Fussball spielen / gucken sollte.

     

    Vereinsbildungen führen auch zu Abgrenzungen.

     

    FC XYZ gegen SV ZYX, da gibt es auch Fahnen und ein Zugehörigkeitsgefühl, einschließlich bestimmte Gebiete.

     

     

    Dieses ganze Antinationale geschwafel zeugt von Leuten, die keine Ahnung haben und sich selbst leugnen.

     

    Wer gerne keine Nation haben möchte, der sollte meiner Meinung nach den Pass abgeben dürfen und z. B. das Wahlrecht verlieren.