Fußball im Privatfernsehen: Sat.1 will ran

Erst sicherte sich der Sender die Champions League, nun will Sat.1 eine Sportredaktion aufbauen. Kehrt die Bundesliga zurück ins private TV?

Einst bei "ran" auf Sat.1 am Ball - Ex-Fußballnationalspieler Paul Breitner. Bild: dpa

Der Ball rollt wieder in den Mittelpunkt. Das scheint die neue alte Ausrichtung zu sein, die Sat.1-Eigentümer KKR und Permira für den kriselnden Privatsender ausgetüftelt haben. Am Wochenende meldete der Nachrichtendienst Der Kontakter, Sat.1 plane den Aufbau einer eigenen Sportredaktion bis Mai 2009. Bisher griff man diesbezüglich auf den Schwestersender N24 zurück.

Leo Kirch hatte Sat.1 schon einmal den Fußballstempel aufgedrückt. Von 1992 bis 2003 zeigte "ran" die Zusammenfassungen der Bundesligapartien. Zum Schluss schauten an manchen Spieltagen weniger als zwei Millionen Fans zu. So verkrümelte sich der Ball wieder ins Logo und auf die europäische Bühne: Mit dem Ende der Bundesliga begann Sat.1 Champions League und Uefa-Cup auszustrahlen.

Vor kurzem hat sich der Sender die Rechte bis 2012 gesichert. Diesmal wird selbst produziert, nicht das Premiere-Signal übernommen. "Wir werden uns auf den rollenden Ball und nicht auf die große Showtreppe konzentrieren", ließ Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler durchblicken. Die große Showtreppe ist das Drumherum um das Spiel - Sat.1 will aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Dass die Konzentration auch auf die Bundesliga gerichtet ist, verhehlt Feßler nicht. "Es muss aber bezahlbar sein."

Wer die Bundesliga ab 2009 übertragen darf, will die Deutsche Fußball Liga (DFL) bis Anfang Dezember entscheiden. Nächste Woche beginnt die Ausschreibung. Die Gerüchteküche brodelt. Und selbstverständlich steht auch Rupert Murdoch am Herd: Der Australier soll angeblich Interesse an den Pay- und Free-TV-Rechten haben. Ein ähnlicher Deal der DFL mit Leo Kirchs Firma Sirius wurde vom Bundeskartellamt gekippt. Murdoch, der 25 Prozent am Pay-TV-Sender Premiere hält, müsste sich dementsprechend beim Kauf aller Rechte den Vorgaben des Amts beugen, also eine frei empfangbare Highlight-Berichterstattung vor 20 Uhr anbieten.

Eine weitere Offerte soll von ESPN kommen. Der amerikanische Sportsender, der mehrheitlich zum Micky-Maus-Konzern Disney gehört, wolle einen deutschen Ableger gründen. Live-Fußball als Abonnenten lockender Rattenfänger - das kommt einem bekannt vor.

Die ARD hält sich bislang bedeckt. Wohl auch weil man abwarten will, wie der Spieltag ab kommendem Sommer aussehen wird. Klar scheint momentan nur, dass die Zeit, die das Wochenende dem Fußball bietet, besser genutzt werden soll - besser im Sinne des Pay-TV und der DFL. Die will mehr Geld als bisher (409 Millionen Euro pro Saison) erwirtschaften. Dafür könnte neben dem Freitagabend-Spiel auch ein Live-Spiel am Samstagabend hinzukommen. Die Kernzeit des deutschen Fußballs, sonnabends um 15.30 Uhr, müsste sich möglicherweise mit nur vier Anpfiffen begnügen. Sonntags würde dann drei Mal gespielt, am frühen sowie am späten Nachmittag.

Bei diesem Szenario würde die etablierte Sportschau am Sonnabend in Konkurrenz zu einem Live-Spiel treten und könnte nur noch vier Spiele zeigen. Die knapp 100 Millionen Euro, die bisher jährlich aus dem Topf der Öffentlich-Rechtlichen an die DFL flossen, werden so wohl nicht erreicht. Die DFL gräbt lieber beim Pay-TV nach Gold.

Sollte die ARD sich komplett aus der Spielezusammenfassung am frühen Abend zurückziehen und das öffentlich-rechtliche Feld dem ZDF-Sportstudio überlassen, käme wohl Sat.1 ins Spiel. Eine Sportredaktion hat der Sender ja dann. Die dürfte dann ran.

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