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Fußball-WM-TitelGroßer Sieg für kleines Geld

Fußballerinnen zahlen drauf. Allein Torjägerin Prinz hätte Millionen verdienen können, wäre sie zu einer italienischen Männerelf gewechselt. Und der DFB prämiert den Titel mit zweierlei Maß.

Wollte nicht mit Männern spielen: Weltmeisterin Prinz. Bild: dpa

Die Verbindung Frauenfußball und Geld ist ähnlich heikel wie Frauen und Fußball generell. Es begann bereits damit, dass vor der Aufhebung des Frauenfußballverbots durch den DFB im Jahr 1970 Vereine eine Geldstrafe zahlen mussten, wenn sie eine "Damenfußballabteilung" gründeten. Ein teuer erkaufter Spaß - und auch heute müssen Frauen, die leistungsorientiert Fußball spielen, fast noch draufzahlen, um ihrer Sportart ordentlich nachgehen zu können.

Man könnte auch Äpfel mit Wurstbrot vergleichen, wenn man die Gehälter von Frauen und Männer einander gegenüberstellt. Okay, daran, dass David Beckham in seinen Glanzzeiten 22,4 Millionen Euro im Jahr verdiente und John Terry, der Kapitän von Chelsea, 200.000 Euro in der Woche, sollte man die Frauen wirklich nicht messen. Aber allein die Tatsache, dass ein Profifußballer in der Bundesliga im Schnitt ein paar Millionen Euro im Jahr mit nach Hause nehmen darf, und die bittere Erkenntnis, dass Bundesligaspielerinnen in der Regel ein dreistelliges Monatsgehalt bekommen, macht die Unterschiede mehr als deutlich. Der Profifußballer verdient siebenstellig, die Profifußballerin vierstellig, wenn sie Glück hat, fünfstellig.

Vor vier Jahren hätte die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, Birgit Prinz, in diese Gehaltshöhen vorstoßen können: Der AC Perugia bot ihr einen Vertrag, in dem es um eine siebenstellige Summe ging - allerdings hätte Prinz bei den Männern mitspielen müssen, was sie ablehnte.

Nun kickt sie weiter beim FFC Frankfurt und studiert nebenbei Psychologie. Auch ihre Mannschaftskolleginnen stehen alle im Berufsleben, sind bei der Bundeswehr oder machen eine Ausbildung. "Das Gehalt einer Bundesligaspielerin und zusätzliche Einnahmen durch private Sponsoren oder Geld von der Sportförderung langt gerade so zum Leben", erklärt die Pressesprecherin des Frauen-Bundesligateams von Turbine Potsdam, Nadine Bieneck. "Zum Sparen und Vorsorgetreffen bleibt da aber nichts übrig."

Frauenfußball ist also ein Amateursport - weltweit gibt es zurzeit keine Profiliga. Die Profiliga Wusa in den USA wurde nach drei Spielzeiten im Jahr 2003 eingestellt - aus Geldmangel. Doch wenn man sich die Gehälter in Deutschland anschaut, könnte ein einzelner Großverdiener eine private Profiliga locker finanzieren.

Immerhin flattern den Nationalspielerinnen jetzt ein paar zusätzliche Euros in die Tasche: Für den Weltmeistertitel erhalten sie pro Spielerin 50.000 Euro. Beim WM-Sieg vor vier Jahren bekam jede Spielerin lediglich 15.000 Euro. Und 1989, als Deutschland zum ersten Mal die Europameisterschaft gewann, wurde jeder Spielerin ein Kaffeeservice überreicht. Im Vergleich zu dieser deprimierenden Geste ist die heutige Honorierung ein Wahnsinnsfortschritt. Aber wirft man wieder einen vergleichenden Blick auf die Kicker, wird erneut der himmelweite Unterschied deutlich: Die Nationalspieler hätten beim WM-Gewinn im vergangenen Jahr 300.00 Euro pro Mann bekommen.

Hätten. Denn Weltmeister sind sie nicht geworden. (Im Gegensatz zu den Frauen.) Turbine-Potsdam-Trainer Bernd Schröder erklärt den Gehaltsunterschied damit, dass Frauenfußball natürlich noch lange nicht so populär und akzeptiert sei, wie der Männerfußball. Und dass Frauen überall noch erfolgreicher sein müssten als Männer, um annährend das Gleiche zu verdienen. Sei es in Bezug auf Anerkennung, sei es das Geld.

"Die Zukunft des Fußballs ist weiblich", sagte der Präsident des Weltfußballverbandes, Joseph Blatter, bereits im Jahr 1995. Fragt sich nur, wann diese Zukunft endlich anfängt. Kohlemäßig betrachtet. JUTTA HEESS

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13 Kommentare

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  • M
    Mikesh

    Hier werden wieder einmal Äpfel mit Birnen durcheinander geschmissen und verglichen. Statt die Entwicklung des Frauenfußballs in den letzten Jahren herauszustreichen wird wieder der unsägliche Vergleich mit den Männern gezogen. Der Vergleich zwischen den Geschlechtern geht für die Frauen schon bei der Physis verloren. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern einfache Tatsache, die auch erklärt, warum die Frauennationalmannschaft gegen eine B-Jugendauswahl verliert. Dieser Vergleich sagt aber überhaupt nichts über die tatsächliche Qualität des Frauenfußballs aus. Die würde ich im spielerischen und taktischen Bereich mittlerweile sehr hoch einschätzen. Zum Zeitpunkt des Gewinns ihres ersten Weltmeistertitels in den USA war die taktische Entwicklung in der Frauennationalmannschaft wesentlich fortgeschrittener als bei den Männern.

    Und nun zum lieben Geld. Nun, ich denke, der Frauenfußball hat im Bereich der Prämien für Nationalspieler gegenüber den Männern deutlich aufgeholt. Und 367% Prämiensteigerung gegenüber einem vorherigen Turnier ist eine gewaltige Steigerung. Sicherlich würden Vereine im Frauenfußball höhere Gehälter zahlen und ihre Spielerinnen als Profis engagieren - aber da wir im Kapitalismus leben, können sie es sich nicht leisten. Dazu ist der Zuschauerzuspruch (in die damit verbundenen TV- und Sponsoren-Einnahmen) im Fußballalltag zu gering. Aber statt jetzt rumzujammern, wie ungerecht die Welt sei, sollte man lieber den weltmeisterlichen Hype nutzen und einmal (oder besser mehrmals) ein Bundesligaspiel einer Frauenmannschaft besuchen. Damit wird den Spielerinnen geholfen. Wenn ich mir die Zuschauerzahlen ansehe (ungefähr Oberliganiveau bis Regionalliga), so denke ich, dass die Frauen ein ähnliches Gehalt wie die Männer in einer Oberligamannschaft einstreichen. Dort sollte der Vergleich angesetzt werden. Wenn die Zuschauerzahlen steigen, steigt auch das Budget der Bundesligisten und damit das Gehalt der Spielerinnen. Also schön fleißig ins Stadion gehen, dann bekommen die Mädels auch mehr Geld. Die Geschichte vom Angebot des AC Perugia an Birgit Prinz (zwei schwedischen Nationalspielern wurde gleichfalls ein Vertrag angeboten) war ein reiner PR-Gag des damaligen Präsidenten Gaucci, der beiden Seiten geholfen hat. Vor allem ist es aber eine schöne Anekdote und Legende, die auch dem Frauenfußball gut tut.

    Zu Hoffen bleibt nur, dass die Entwicklung im Frauenfußball auf breiter Basis voranschreitet, so dass keine zu großen Gefälle zwischen Mannschaften innerhalb einer Liga entstehen. Das würde die Attraktivität der einzelnen Ligen bei den Zuschauern schmälern, da sehr schnell Langeweile aufkeimen würde. Die Gefahr besteht aktuell, wenn wieder nur der 1. FFC Frankfurt mit Duisburg und Potsdam um die Meisterschaft spielt. Hoffen wir auf das Beste und eine spannende Meisterschaft.

     

    P.S. Falls dann immer noch welche nörgeln - fragen Sie einfach 'mal Herrn Uwe Seeler aus Hamburg, was er zu seinen Bundesligazeiten verdient hat. Auch nicht viel. Auch der Männerfußball brauchte seine Zeit bis er komplett professionalisiert war. Habt also ein wenig Geduld.

  • G
    Grunz

    300 Euro hätten die Herren bekommen, mein Gott, wo wär nur das ganze Geld hergekommen, da haben die Damen ja wesentlich mehr erhalten ^^

  • E
    Elfer(in)

    Ungerecht?

    Naja, ich würd mal sagen, daß die Begeisterung, die Leidenschaft, die Liebe am Fussballspielen, mehr wert ist, als schnöder Mammon!

     

    Die Tatsache, daß Frauenfussball nicht Männerfussball ist lässt sich nicht bestreiten. Aber egal: Ich spiele, weil ich Spaß dran habe, ohne Geld und auch vor einer Hand voll Publikum....einfach aus Liebe zum runden Leder!

     

    Natürlich würde es mir weniger Kopfzerbrechen bereiten, wenn zumindest im Landesverband Frauenfussball akzeptiert werden würde, aber egal: Ich spiele aus Liebe zum runden Leder!

     

    Und auch auf die vielen blöden Kommentare vieler Männer würde ich verzichten können,aber egal:

    Meine Liebe zum Spiel ist stärker!

     

     

    Liebe Grüße aus Oberösterreich

    Elfer(in)

  • IN
    Ihr NameKewinn

    Noch nie was von Angebot und Nachfrage gehört, liebe Empörten? Es kann nur ausgegeben werden, was eingenommen wurde. Formel-Eins-Fahrer verdienen auch mehr als Wasserballer. Ungerecht?

  • N
    nick

    "ein kaffee-service?"

    ernsthaft?! hahaha, wie geil ist das denn?!

    und völler, klinsmann und co bei der wm90 ein jahr später einen werkzeugkasten mit nagelneuem akkuschruber und bauhaus-gutschein!

  • N
    nick

    geldwert und "wert an sich" eines produktes sind voneinander unabhängig, der geldwert wird auf dem markt ermittelt, und auf diesem gibt männerfussball wesentlich mehr her als frauenfussball, daher die diskrepanz. ausserdem sind 50000 euro für ein paar mal fussballspielen so schlecht auch wieder nicht.

  • L
    lennart

    Hm, also was die Titelprämien des DFB angeht gebe ich der Autorin recht.

    Die Gehälter auf dem Profimarkt jedoch, jene also die von den Vereinen bezahlt werden, stehen auf einem ganz anderem Blatt. Diese Gehälter müssen ja von den Vereinen auch hereingewirtschaftet werden, dies geschieht im Regelfall über Fernseheinnahmen, Werbeeinnahmen und Zuschauerzahlen (wobei alle 3 Einahmequellen so miteinander verquickt sind, das hohes Zuschauerinteresse ein höheres Werbe- / Fernsehinteresse generiert etc.). Man kann mich hier gerne als unromantischen Steinzeitmacho darstellen, aber wenn auf dem freien Markt Pofifußball in der Qualität der Männerligen neben Profifußball in der Qualität der Frauenligen angeboten wird, so liegt es auf der Hand wofür sich der Kunde entscheidet (und: JA! Der Qualitätsunterschied ist immer noch gigantisch, jede® ders nicht glaubt kann ja noch ma googeln wie unsere Weltmeisterinnen 2003 gegen Stuttgarts B-Jugend gespielt haben). Also, liebe Jutta Heess, ich habe mir die WM trotzdem gerne angeschaut, gönne jeder dieser Spielerinnen ein finanziell sorgenfreies Leben (wie eigentlich jedem Menschen)und gebe Ihnen in der Sache der Prämien recht (wobei ich Sie ja eigentlich als taz untypische Turbokapitalistin abstempeln müsste, so wie Sie Anerkennung an Geld fest machen :-) ), aber dem übrigen Artikel kann ich nicht zustimmen.

  • RD
    Ricky D.

    wir sollten unseren Fussballbubis in Zukunft auch ein Kaffegeschirr & ein Bügelbrett als Prämie schenken, die Millionen streichen, und die Hausarbeit einschließlich der Kindererziehung machen lassen, dass wäre sicher ein langfristiges Erfolgsrezept !

  • MR
    Martin Richter

    Es gibt weltweit zig Millionen von Männern, die Fußball spielen. Wie viele Frauen tun das ?

    Der Wettbewerb ist geringer, das Niveau niedriger. Wieso in aller Welt sollte sich das _nicht_ auch im Finanziellen widerspiegeln ? Über die Relationen braucht man nicht zu sprechen, die sind im Sport nunmal astronomisch.

  • IK
    Ingild kind

    Dass die Fußballfrauen finanziell schlechter wegkommen als die Männer, ist ein zum Himmel schreiendes Unrecht und kann eigentlich mit nichts - schon gar nicht logisch - begründet werden. Allerdings: Die Frauen spielen aus Begeisterung, Freude und einem nicht zu bremsendem Siegerwillen. Der Maßstab sollte daher nicht die Gehaltsklasse der Männer sein! Die Gehälter der Männer sollten eher rapide runter gestuft werden, zumal sie hinreichend immer wieder gezeigt haben, dass sie das Geld eigentlich nicht wirklich verdienen. Fast will es so scheinen, als wenn das winkende Geld den Spaß am Fußball verdirbt. Um so mehr ein Grund, bei den Männern mal rigoros den Gürtel enger zu schnallen.

    Dass die Frauen nun - nach einem nicht mehr zu übersehenden Sieg und einer herausragenden Leistung - endlich, endlichh wahrgenommen zu werden scheinen (auch in den Medien), ist zwar etwas spät, aber lieber spät als nie. Das Imposante ist nämlich, dass der Medientrubel den Frauen schnurz zu sein scheint, denn: Sie wissewn auch so, was sie KÖNNEN und haben es nicht nötig, es in der Öffentlichkeit nachgewiesen zu bekommen und in den Zeitungen zu lesen. Wollte sagen: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! (Die Torhüterin findet nirgends ihres Gleichen!)

  • RD
    Ricky D.

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    Männer wissen genau, wie sie die Erfolge von Frauen verhindern müssen....leider gibt es zu viele naive Frauen die das nicht checken...um so erfreulicher, dass die Prinz zu den wachen Frauen gehört.

  • DR
    Dirk Rönsch

    Und wieder tappen die Damen in die Emanizpationsfalle: wieder geht es darum sich mit den Männern zu vergleichen, genauso zu werden wie sie - genauso gut zu spielen, genauso gut zu siegen, ja sogar besser - die Damen sind besser als die Herren - man sind die emanzipiert. Nur verdienen sie leider nur einen bruchteil der Männer - oh wie ungerecht! Das muss sich anpassen! Wenigstens ein bisschen, mit Beckham wollen wir sie ja gar nicht vergleichen - ja was den nun?

     

    Gibt es immer noch Frauen die meinen Sie müsten die besseren Männer sein? Ist keiner in der Lage das System der Männer zu hinterfragen?

    Die Frauen sind Heldinnen gerade weil sie aus reinen Siegeswillen gesiegt haben - ganz unabhängig vom Geld!

    Und es ist ein Privileg vom Profisport verschont zu bleiben. Sie können nebenbei studieren und damit ihre Altersvorsorge betreiben ohne dabei in die Zweitrangigkeit ab zu rutschen. Ein Profi-Mann kann das nicht, dann ist er kein Profi-Mann mehr......

  • HG
    Hans-Peter Gensichen

    Jutta Heess möchte also, dass der Frauenfußball ähnlich runterkommt (sie nennt es: aufsteigt) wie der Männerfußball. Die Frauen spielen noch einen wertorientierten Fußball, hat Theo Zwanziger gerade gesagt, während der Männerfußball stark vom Geld diktiert sei. "Schluß damit!" ruft Jutta Heess. Das ist wirklich ganz elend.