Fußball WM 98 in Frankreich: Gruppe B
■ Italien
Federazione Italiana Gioco Calcio
Trainer: Cesare Maldini hat den berühmt-berüchtigten Catenaccio wiederentdeckt und läßt sein Team wenig attraktiven Zweckfußball spielen. Lieblingsmotto: „Teamwork“.
Stärken: Ein Weltklassemann neben dem anderen.
Star: Der lange verlorene Sohn Roberto Baggio, der sich quasi in letzter Sekunde ins Team geschossen hat und mit Alessandro Del Piero um die Spiel- und Freistoßberechtigung streiten muß.
Der Joker: Torjäger Inzaghi. Schmächtig, unscheinbar und unberechenbar. Die große Frage ist, ob der supervorsichtige Maldini ihn überhaupt bringen wird.
Prognose: Wird sich mit gähnend langweiligem Ballgeschiebe bis ins Finale mogeln und jenes per Elfmeterschießen gewinnen.
Chile
Federación de Fútbol de Chile
Trainer: Nelson Acosta. Bei den Spielern als Motivationskünstler geschätzt, von den Medien als „mürrisch“ gefürchtet.
Stärken: Liegen im Angriff, wo Altmeister Iván „Bam-Bam“ Zamorano gemeinsam mit Kopfballungeheuer Salas wirbelt.
Star: Volksheld und Kapitän Zamorano, der erfolgreichste und populärste Fußballer Chiles. Engagiert sich nebenbei im Kampf gegen Drogen und Jugendkriminalität. Sein Wort hat Gewicht.
Der Joker: Für Jungstar Marcelo Salas zahlte Lazio Rom kürzlich 35 Millionen Mark Ablöse. Der 24jährige ist launisch, lauffaul und ungemein torgefährlich.
Prognose: Keine Chance, außer es gelingt, die wackelige Abwehr zu stärken und Salas sowie Zamorano laufen zu Höchstform auf.
Kamerun
Fédération Camerounaise de Football
Trainer: Claude Le Roy sitzt seit März 1998 auf dem „Schleudersitz“ des kamerunischen Nationaltrainers und soll den Balanceakt vollbringen, das Team zu verjüngen und gleichzeitig bei der Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein.
Stärken: Große Begeisterungsfähigkeit, die mit den vom Franzosen Le Roy gelehrten Tugenden Kampfkraft und Spielzerstören zum Erfolgsrezept werden könnte.
Star: Stürmer Patrick Mboma, der sein Geld in Japan verdient und dort 1997 zum „Fußballer des Jahres“ gewählt wurde.
Der Joker: Joseph-Desiré Job aus Lyon, ein 20jähriger, der das offensive Mittelfeld beleben könnte.
Prognose: Aus in der Vorrunde, vor allem aufgrund der chaotischen Verhältnisse im Umfeld.
Österreich
Österreichischer Fußball-Bund
Trainer: Herbert „Schneckerl“ Prohaska. Trägt inzwischen statt Lockenpracht Schnauzbart. Disziplinfanatiker. Anhänger des Offensivfußballs.
Stärken: Glänzendes Mittelfeld und ebenso torgefährliche wie ballsichere Angreifer. Schlamperln ab und an.
Star: Michael Konsel? Andreas Herzog? Toni Polster? Dietmar Kühbauer? Heimo Pfeifenberger? Die Auswahl ist groß, ein Star im eigentlichen Sinne ist nicht auszumachen.
Der Joker: Harald Cerny von 1860 München. Als Sprinter an der Außenlinie könnte er für Schwung sorgen, wenn es Herzog und Polster zu gemütlich angehen lassen.
Prognose: Achtelfinale, da Toni Polster in dieser Saison genug gelitten hat und alles geben wird, um Tore für Österreich zu schießen.
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