Fußball-WM 2026: Marokko total chancenlos
Trumps Drohungen wirkten beim Fifa-Kongress in Moskau: Die USA gewinnen mit Kanada und Mexiko das Rennen um das Turnier 2026.
Das gewichtigste Argument des Dreierbündnisses trug der Präsident des US-Fußballverbandes, Carlos Cordeiro, sinnvollerweise am Ende seiner 15-minütigen Präsentation vor: 14 Milliarden US-Dollar Einnahmen soll das Turnier generieren. „So kann die Fifa mehr investieren, um die nächste Spielergeneration auf der ganzen Welt zu fördern“, führte Cordeiro aus.
Nur etwa die Hälfte hat der Fifa-Evaluierungsbericht für den Fall veranschlagt, dass Marokko gewonnen hätte. Wer von den 203 Fifa-Kongress-Mitglieder wollte sich schon gegen das Geld entscheiden? Abends zuvor hatte der Deutsche Fußball-Bund bekanntgegeben, dass man für die USA, Kanada und Mexiko stimmen werde.
Dem Gewinnmaximierungsdenken der Gegenseite hielt Fouzi Lekjaa, Präsident des marokkanischen Verbandes, die günstigen Eintrittspreise und „ein menschliches Turnier“ entgegen. Und es wurde noch einmal darauf verwiesen, wie sicher das Land dank des Waffenverbots ist.
Die Drohung von US-Präsident Donald Trump, Entscheidungen bei der Fifa-Wahl gegen die USA zu sanktionieren, zeigte jedoch Wirkung. Etliche afrikanische Länder verweigerten darüber hinaus Marokko ihre Stimme. Regierungsvertreter aus Südafrika, Namibia, Liberia und Simbabwe hatten deren Fifa-Vertreter nahegelegt, das US-Projekt zu unterstützen.
Ovationen für Putin
Die Fifa hätte die Drohung leicht ins Leere laufen lassen können, wenn sie eine geheime Abstimmung angeordnet hätte. Erstmals in der Geschichte der Fifa durfte anstatt der Kontinentalvertreter der Kongress, die Vertreter aller Mitgliedsländer, diese gewichtige Entscheidung treffen. Die Premiere zeigte, dass man sich in der Fifa nach wie vor schwertut mit der Demokratie. Allenfalls könnte man – wie das gern im Fall vom derzeitigen WM-Gastgeberland Russland getan wird – von einer gelenkten Demokratie sprechen.
Die Stadien der WM
Wladimir Putin trat auch auf dem Kongress auf und wurde mit Ovationen empfangen. Russlands Präsident pries das „humanistische Potenzial“ des Sports und die einmalige Kultur der Gastfreundschaft in seinem Land. Fifa-Präsident Gianni Infantino lobte danach Putin. „Einen großen, großen, großen Dank für Ihr Engagement, dank Ihnen haben wir das Gefühl, dass wir Teil eines Teams sind.“
Es gab auch noch ein biblisches Wunder im Expocenter von Moskau zu bestaunen. Über den Fußball-Weltverband sind ja jede Menge schlechte Nachrichten im Umlauf. Insbesondere wird der Eifer, mit dem die Erweiterung der WM-Teilnehmer auf 48 Teams schon im Jahr 2022 für die WM in Katar vorgezogen werden soll, mit einer massiven Geldnot in Verbindung gebracht.
Die Fifa lebt
Präsident Infantino nutzte am Mittwoch die Gelegenheit, um derlei Berichte vor dem nächsten Kongress im Juni 2019 in Paris, wo er sich zur Wiederwahl stellen will, vermeintlich zu entkräften. Er zog seine eigene Bilanz. Er sprach von der „Wiederauferstehung der Fifa“ und führte genauer aus: „Am 26. Februar 2016 war die Fifa eine Organisation, die klinisch tot war, heute lebt die Fifa, ist kerngesund, voller Freude, Leidenschaft und auch mit vielen Visionen für die Zukunft.“ 2019, kündigte der Schweizer an, könne der Verband zeigen, dass die ursprünglich einkalkulierten Einnahmen für den Vierjahreszyklus von 5 Milliarden US-Dollar um über eine Milliarde übertroffen werden. Und die Zukunft werde noch rosiger.
Bis es so weit ist, hat Infantino längst seine zweite Fifa-Präsidenten-Amtszeit angetreten. So berechenbar sind eben gelenkte Demokratien.
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