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Fußball-DerbyZu Pferde gegen Spaziergänger

Die Polizei befürchtet Ausschreitungen rivalisierender Fangruppen, wenn am Sonntag der FC St. Pauli und der HSV am Millerntor aufeinander treffen.

Vorduell: Der Sportchef des Hamburger SV, Bastian Reinhardt (l), und der Präsident des FC St. Pauli, Stefan Orth, am Kickertisch. Bild: dpa

Wird es ein Fest oder ein Fiasko? Die Freude auf das erste Fußball-Derby am Millerntor zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV seit über 48 Jahren wird dadurch getrübt, dass im Umfeld des Spiels Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen zu befürchten sind. Nicht erst seit vor drei Wochen 15 vermummte HSV-Hooligans am Altonaer Bahnhof eine vom Auswärtsspiel heimkommende St.-Pauli-Fangruppe brutal überfiel, ist der Polizei die Brisanz des Derbys bewusst. Dass in den vergangenen Tagen erneut HSV-Schmierereien auf dem Trainingsgelände der St. Paulianer auftauchten, trägt auch nicht gerade zur Entspannung der Lage bei.

Das Spiel, das extra am Sonntagnachmittag angesetzt wurde, ist als Sicherheitsspiel eingestuft. Der Bierausschank im Stadion und auf dem Vorplatz ist damit untersagt. Im Stadion sollen auch 20 HSV-Ordner für Sicherheit sorgen, verbreiterte Pufferzonen zwischen den Anhängern beider Vereine sollen frei bleiben.

Angeheizt werden dürfte die Stimmung schon, wenn vor Spielbeginn die Klänge der inoffiziellen HSV-Hymne "Hamburg, meine Perle" ertönen. Der Text des von Lotto King Karl gesungenen Songs enthält Textzeilen wie "Wenn du aus Cottbus kommst, kommst du eigentlich aus Polen", die viele St.-Pauli-Fans als völkisch-rassistische Untertöne interpretieren. "Wie jeder andere Gastverein konnte auch der HSV ein Fanlied wählen und hat so entschieden", begründet Sven Brux, Sicherheitschef des FC St. Pauli, die Tatsache, dass nicht der offizielle Vereins-Song "HSV forever and ever" aus den Lautsprechern schallen wird.

Um die Sicherheit innerhalb und außerhalb des Stadions zu gewährleisten, wird die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Wie viele Hundertschaften im Einsatz sind, verrät Polizeisprecher Mirko Streiber zwar nicht, klar aber ist, das mit der niedersächsischen Reiterstaffel erstmals auch berittene Polizei am Millerntor eingesetzt werden wird.

Sorgen bereitet der Polizei vor allem ein Aufruf der HSV-Fangruppen Chosen Few und Poptown an alle Anhänger des Clubs, die keine der begehrten 2.100 Gästekarten ergattert haben. Sie werden aufgefordert, das Spiel nicht beim Public-Viewing in der HSV-Arena am Volkspark zu verfolgen. Statt dessen wollen sie auch ohne Karten einen "kleinen Herbstspaziergang" zu "unserem größenwahnsinnigen kleinen Nachbarn" unternehmen, um das Spiel in den Kneipen rund ums Millerntor zu verfolgen, die normalerweise fest in der Hand der St.-Pauli-Anhänger sind.

Während Mirko Streiber nur sagt, die Polizei habe "diese Ankündigungen wahrgenommen" und in ihr Einsatzkonzept "einfließen lassen", geht der Sicherheitsbeauftragte des FC St. Pauli, Sven Brux, davon aus, "dass die Polizei es verhindern wird, wenn HSV-Fangruppen Lokalitäten ansteuern, die als Fankneipen des FC St. Pauli bekannt sind". Den eigenen Anhängern rät der Sicherheitschef nur eins: Sie sollten sich "ruhig und vernünftig verhalten" und rund um das Stadion "erhöhte Aufmerksamkeit" walten lassen.

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