: „Fuß in der Tür“
Joint Venture zwischen Deutscher Bank und Kreditbank ■ Interview
Edgar Most war Vize-Chef der Staatsbank, aus der die Deutsche Kreditbank AG entstand. Most wurde ihr Leiter; er ist auch Vorstandsmitglied der neuen „Deutsche Bank -Kreditbank AG“.
taz:Herr Most, wie fühlt man sich, wenn man auf einmal nur noch Steigbügelhalter der Deutschen Bank ist? So war das ja ursprünglich nicht gedacht.
Edgar Most:Ich fühle mich auf keinen Fall als Steigbügelhalter. Wir haben uns als Geschäftsbank gegründet, die unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten wollte, aber wir sind natürlich durch die schnelle Währungsunion unter Zeitdruck geraten. Als ich den Auftrag erhielt, aus der Staatsbank die Deutsche Kreditbank zu gründen, wußten wir noch nicht, daß wir am 1. Juli die D -Mark haben würden. Deswegen war es notwenig, daß wir uns mit Partnern zusammentun, die die Marktwirtschaft besser kennen als wir. Insofern geht es um einen Vorteil auf beiden Seiten.
Die Deutsche Bank übernimmt aber nur die Vorteile ihres neuen Partners, aber keinerlei mögliche Risiken bei den Altkrediten.
In dem Umfang, in dem es uns gelungen ist, die Vermögen und Kredite der DDR-Volkswirtschaft neu zu bewerten, wird es später einmal auch Übernahmen von Krediten durch unsere Partnerbanken geben. Nur das steht gegenwärtig nicht an. Im Moment verbleiben die Altkredite, also neu bewertet etwa 140 Milliarden DM, in der weiterbestehenden Deutsche Kreditbank AG.
Eine Risikobeteiligung der Deutschen Bank im Rahmen der neuen Bank gibt es nicht?
Nein, eine Risikobeteiligung gibt es nicht. Es gibt keine Bank in der Welt, die ihr Kapital dafür einsetzen würde, um die Erblast eines alten Regimes zu übernehmen. Auch die Kreditbank wollte sie ja eigentlich nicht übernehmen.
Die Deutsche Bank hält in dem neuen Joint-Venture 49 Prozent, die Deutsche Kreditbank aber nur 47 und nicht wie zunächst vorgesehen 51 Prozent. Warum wurden die restlichen 4 Prozent noch auf andere DDR-Unternehmen verteilt? Wollte die Deutsche Bank von Beginn an verhindern, daß jemand mehr Anteile als sie hält?
Nein, das stimmt nicht. Es war ein Vorschlag von uns, daß die vier Mitgründer der Deutsche Kreditbank AG auch an dem neuen Joint-Venture mitprofitieren können. Außerdem wollen wir natürlich bei diesen vier Unternehmen, die alle eine gute Zukunftschance haben, schon mal einen Fuß in der Tür zu haben.
Interview: Jan Lerch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen