Fusionen: Elefantenhochzeit in Energiebranche
Gaz de France und Suez fusionieren zum viertgrößten Energiekonzern der Welt. Gewerkschaftler sehen das als harten Schlag, die Regierung übt sich in Zweckoptimismus.
PARIS taz Neue Gigantenhochzeit in der Energiebranche: Gestern gaben in Paris die französische "Gaz de France" (GDF) und die frankobelgische "Suez" ihre Fusion bekannt. Der neue Konzern wird einen Jahresumsatz von 70 Milliarden Euro erwirtschaften und mehr als 120.000 Menschen beschäftigten. Bereits jetzt sind beide Unternehmen in ihrer Heimat führend. GDF-Suez wird die Nummer vier im weltweiten Energiesektor sein, hinter Gazprom, der französischen EDF und der deutschen Eon.
Die Fusion geschieht auf Wunsch der AktionärInnen und gegen den erklärten Willen der Gewerkschaften, der Verbraucherverbände und der französischen Linken. Paradoxerweise steht die Fusion auch im Gegensatz zu einem Versprechen von Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Der hatte 2004 fest zugesagt, dass der Staat nicht unter 70 Prozent des Kapitals von GDF gehen werde. Eine Fusion mit Suez hatte er ebenfalls abgelehnt.
Doch mit dem gestern nach 18 Monaten bekannt gegebenen Deal wird der französische Staat nur noch 35 Prozent des Kapitals an dem neuen Unternehmen halten. Zur Herstellung eines gewissen Gleichgewichtes zwischen GDF und der größeren Suez, soll Letztere ihren mit Wasser- und Müllreinigung befassten Umweltsektor, der beinahe 57.000 Beschäftigte zählt, an die Börse bringen.
Um den Gegnern der Fusion den Wind aus den Segeln zu nehmen, erklärt Staatspräsident Sarkozy jetzt: "Ich will eine Energiepolitik, die es Frankreich erlaubt, Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und Wettbewerbskraft zu garantieren." Sarkozy ging es aber auch darum, eine Übernahme von Suez durch die italienische Enel zu verhindern. Diese hatte vor rund eineinhalb Jahren ein Übernahmeangebot vorbereitet. Die französische Regierung wollte das nicht und favorisierte einen Zusammenschluss mit der GDF.
Claude Guéant, Generalsekretär des Élysée-Palasts, und engster Mitarbeiter von Sarkozy, gibt zwar zu, dass die Fusion den Einfluss der privaten Aktionäre stärke. Jedoch behalte der Staat bei dem neuen Giganten die Entscheidungsmacht. Diesen Zweckoptimismus begründet er damit, dass neben der französischen Regierung zwei Unternehmen an dem Konzernriesen beteiligt sind, die der Staatsräson folgen: der französische Atomkonzern Areva und die französische Caisse des dépots.
Die CGT, größte Gewerkschaft bei der GDF, bezweifelt allerdings, dass ein Privatunternehmen derselben Logik folgt wie ein staatliches Unternehmen. Die Gewerkschaft FO spricht von einem "harten Schlag für Beschäftigte und VerbraucherInnen". Und selbst die Gewerkschaft CFDT, die einer Fusion nicht grundsätzlich abgeneigt war, befürchtet Arbeitsplatzverluste für die Beschäftigten im Umweltbereich von Suez.
An der Spitze des neuen Konzerns stehen zwei alte Chefs: Gérard Mestrallet von GDF wird Nummer eins, Jean-François Cirelli von "Suez" sein Vize.
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