: Furchtbare Ausgangsbasis
■ betr.: „Plädoyer für eine Politik der Muße“ von Gabriela Simon, taz vom 22.11. 96
Deine Vision ist schön, fast wie ein Märchen. Wer wird sie unterstützen?
Solange die immer knapper und damit wertvoller werdende Erwerbsarbeit eine Domäne der Männer ist, wird sich fast eine Hälfte der Bevölkerung kaum dafür erwärmen können. Und sie wird ein gutes Gewissen dabei haben. Bietet sie nicht der anderen Hälfte der Bevölkerung bereits jetzt Tätigkeitszentren an, in denen die „Müßigen“ sich frei entfalten können? Bei Tätigkeiten, die natürlich nicht bezahlt werden, weil Familienarbeit ja nun wirklich nicht mit richtiger Erwerbsarbeit zu vergleichen ist.
Aber wenn die so gefundenen Aufgaben dankbar übernommen werden, ist ja auch die geeignete Form der materiellen Absicherung längst gefunden. Oder wird jemand so undankbar sein und daran Anstoß nehmen, daß der Haushaltssektor im wesentlichen von erwerbstätigen Männern privat finanziert wird, statt über das System der sozialen Absicherung? – Nee, die Ausgangsbasis ist noch viel zu furchtbar, als daß es mit diesem (zugegebenermaßen sehr schönen) Modell klappen könnte. Beate Gießelmann,
Diplomvolkswirtin, Magdeburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen