: Funktionale Wahrheiten
■ Türkische Presse: Endlich erfahren Deutsche Wahrheit über „Kurden-Terror“
„Focus: PKK ist eine Terrororganisation“. „Das deutsche Volk: Verjagt die PKK“. Diese Schlagzeilen schmückten am Montag und Dienstag die Titelseiten der türkischen Boulevardblätter Hürriyet, Türkiye und Milliyet, die mit Millionenauflagen die Meinung in der Türkei und der türkischen Gemeinde in Deutschland bestimmen. Und in einer Karikatur wird ein Nazi zusammen mit einem PKK-Vertreter dargestellt, die Brandanschläge auf türkische Einrichtungen absprechen. Auf den kurdischen Hungerstreik und den Tod einer hungerstreikenden Frau wird kaum eingegangen.
Mit Freude wird die „kritische“ Reaktion der deutschen Presse aufgenommen. Endlich sei die Wahrheit über die PKK, die die deutsche Presse zum Propagandaorgan ihrer verdrehten Wahrheit gemacht hätte, erkannt worden, schreibt Hürriyet. Ganze Beiträge aus deutschen Zeitungen werden zitiert: Der „Kurden-Terror“, den die Stuttgarter Zeitung anprangert, ist ganz auf der Linie der Hürriyet. Zufriedene Bilanz eines Redakteurs: Die PKK hätte die historisch bedingten Schuldgefühle der Deutschen für sich ausgenutzt. Selbst Innenminister Kanther wird zum Helden der türkischen Presse. „Bonner Geduld ist erschöpft“, heißt es mit Verweis auf Aussagen des CDU-Hardliners.
Wie sehr sich die Türken in Deutschland durch die Kurden- Frage an den Pranger gestellt fühlten, wird wiederholt deutlich. Endlich fühlen sie sich wieder anerkannt. So werden die Leser in Hürriyet darauf hingewiesen, daß die Bild-Zeitung einen Kommentar veröffentlichte, der die Überschrift trägt: „Schützt unsere Türken“. Zonya Dengi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
