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Funkes Spargel

■ Niedersachsens Landwirtschaftsminister besteht auf seinem Recht zur Dummbeutelei

Hannover (dpa/taz) – Niedersachsens Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) hat es sich mit den Frauen in der Landesregierung gründlich verdorben. Grund ist eine von dem 47jährigen zu seinem Privatvergnügen über das Landwirtschaftsministerium verbreitete Broschüre mit gesammelten Funke-Sprüchen, die – allen Protesten der Ministerinnen zum Trotz – bald in zweiter Auflage erscheinen soll. Kostproben aus dem 24seitigen Bändchen, das von Funke-Sprecher Hanns-Dieter Rosinke zusammengestellt wurde: „Spargel behandelt man wie eine Frau. Vorsichtig am Kopf anfassen und feinfühlig nach unten streiche(l)n.“ Oder: „,Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch‘ glaubt doch keiner mehr, aber ,Oldenburger Butter hilft dir rauf auf die Mutter‘, das sitzt.“

Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) findet die Sprüchesammlung gar nicht witzig. „In einer patriarchalischen Gesellschaft haben ,Witze‘ über Frauen den Charakter, ihre Gleichwertigkeit, ihre Gleichberechtigung und ihre Integrität anzugreifen“, heißt es in einer Mitteilung ihres Ministeriums. „Das Lachen über diese Witze schließt die Erniedrigung und Verletzung der Würde der Frauen ein.“

Funke selbst verstehe angesichts der großen Nachfrage die Welt nicht mehr, behauptet sein Sprecher. Die ersten 800 Exemplare der Broschüre „Wehe, wem der Funke blüht“ seien gleich vergriffen gewesen. Der Minister soll eine Liste von weiteren 1.000 Personen haben, die scharf auf seine Zoten-Sammlung sind. Die neu gedruckten 3.000 Exemplare will Funke im Kofferraum seines Wagens deponieren, um sie immer griffbereit zu haben.

Da es sich bei dem Heftchen – Rosinke zufolge – um eine „Privatsache“ handelt, bleibt Frau Schoppe und ihren erzürnten Mitstreiterinnen nichts anderes übrig, als an Funkes frauenpolitisches Verständnis zu appellieren.

Das wird vielleicht durch Funkes Bekenntnis „Meine Frau will nicht, daß ich ihr im Haushalt helfe, weil ich ihr nur im Weg stehe“ illustriert. Zu Selbsterkenntnis ist der Minister aber durchaus fähig: „Man sieht mir ja an, daß ich zu Fett noch ein ganz natürliches Verhältnis habe“, sagt er. Zu Fettnäpfchen auch.

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