: Für mehr Demokratie
■ Weizsäcker gegen Mehrheitswahlrecht
Bonn (AFP) – Gegen die Einführung des Mehrheitswahlrechts bei Bundes- und Landtagswahlen hat sich Bundespräsident Weizsäcker ausgesprochen. Als Ausweg aus der Politikverdrossenheit schlug Weizsäcker statt dessen vor, im Grundgesetz mehr Bürgerbeteiligung zu verankern. Bürgerinitiativen und Volksbefragungen seien „ein Gewinn für die Politik“. In den Verfassungen der Länder würden die plebiszitären Elemente schon gestärkt. Durch Urwahlen bei der Kandidatenauswahl sollten sich auch die Parteien selbst öffnen. Bislang sei die Chance für eine größere Bürgernähe beim Prozeß der deutschen Vereinigung leider vertan worden, so der Bundespräsident.
Der Vorschlag von Teilen der Union und der SPD, das geltende Verhältniswahlrecht durch ein Mehrheitswahlrecht zu ersetzen, wirke so, „als wollten die Parteien eine Politikverdrossenheit mit Protestwahlverbot bestrafen“, sagte Weizsäcker. Protestwahlen seien zwar keine erfreuliche, aber eine legitime politische Ausdrucksform. Dieser Protest dürfe nicht „durch Kunstgriffe ausgeschlossen werden“.
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