: „Für ein Europa der Nationalstaaten“
In Österreichs rechtsextremer Szene bleibt der „Anschluß“ an Deutschland ein Hauptziel ■ I N T E R V I E W
Die Reinhaltung der Rasse haben sie zum Ziel und den erneuten Anschluß Österreichs an ein Großdeutschland. Doch was wie Nostalgie erscheint, stößt in Österreich auf Interesse. Die Liste „Ausländer-Halt!“, mit der die österreichischen Nationalsozialisten bei den Kommunalwahlen im November '87 in Wien kandidierten, erreichte im XV.Bezirk, einem Arbeiterbezirk, 1,5 Prozent der Stimmen. Mit Antisemitismus und dem Schüren von Ausländerhaß treffen sie gerade bei Jugendlichen auf Verständnis. Die taz sprach mit Gerd Honsik, einem Exponenten der „Bewegung“.
taz: Sie organisieren sich vor allem in der Aktion „Ausländer-Halt!“...
Gerd Honsik: Das ist die Vereinigung, der ich vorstehe. Sie hat etwa 250 Aktivisten in Österreich und etwa 2.000 im Berufsleben Stehende, die uns unterstützen. Wir treten gegen die Überfremdung unseres Landes ein.
Wen meinen Sie mit „Ausländer“? Nur die neu zugezogenen wie Türken...
Jugoslawen und so...
...oder auch die, die dem alten k.u.k.-Reich angehörten?
Sicherlich nicht die, weil die durch einen schmerzhaften Prozeß hier eingegliedert wurden. Aber die Monarchie ist ja zerfallen daran, daß sie ein Vielvölkerstaat war, und sie hat vielen Menschen das Recht auf Nationalität abgesprochen, es wurde zwangsgermanisiert in gewissen Teilen der Monarchie, es wurde magyarisiert, es wurde zwangsslawisiert. Und da jede Verfassung der westlichen Hemisphäre auch die Rasse schützt, halte ich es für ein Verbrechen daß man diese Politik der Unterwanderung vorantreibt.
Aber was stellen Sie sich unter einer „österreichischen Rasse“ vor?
Ich stelle mir darunter vor, daß wir dem deutschen Volk angehören, und die Rassen sind die Bausteine, aus denen die Völker zusammengesetzt sind.
Haben Sie den Eindruck, daß der Zulauf zu Ihrer Organisation wächst?
Wissen Sie, wenn man in einem Milieu dahinvegetiert, wo man zwar mit legalen Mitteln vorgehen möchte, weil man über die illegalen nicht verfügt oder vom Volk nicht den Auftrag dafür hat, aber der Staat einen wie eine illegale Organisation behandelt, dann ist es natürlich sehr schwer. Wir nehmen möglichst keine neuen Leute auf, weil das alles mit Polizeispitzeln durchsetzt ist. Aber wenn man sich im Volk so umhört, dann weiß man, daß wenn die Stunde einmal schlägt, unsere Anhängerschaft keine geringe ist.
Wo siedeln sich Ihre Anhänger an, sind das mehr junge oder mehr alte Leute?
Bei unserer „Ausländer-Halt!„-Bewegung sind 95 Prozent junge Leute. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß es oft nur eines kurzen Gespräches mit einem jungen Menschen bedarf, um ihn von unserem Standpunkt zu überzeugen. Ich glaube, daß in Österreich Männer am Werk sind, die vom Weltstaat träumen. Und das geeinte Europa ist ja auch nur ein kleines Modell des Weltstaats. Ich glaube eher, daß wenn wir überhaupt das Wort Europa im Munde führen sollten, dann könnten wir nur vom Europa der Vaterländer sprechen. Da aber diese Vaterländer oft nicht die ganze Nation umspannen, müßte man präziser von einem Europa der Nationalstaaten sprechen. Das würde heißen der Anschluß der deutschsprachigen Schweiz und Österreichs an Deutschland, es hieße der Anschluß Flanderns und Hollands an Deutschland.
Interview: Antje Vogel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen