: Für Mittelstand noch intensiver ver
■ Mit einem Programm verabschiedete sich der Senator in den Urlaub
Der Gewerbe- und Handelsverein Bremen hatte letzte Woche die Vernachlässigung des Bremer Mittelstandes in der Wirtschaftsförderung beanstandet: Seit 1987 seien 450 mittelständische Betriebe nach Niedersachsen abgewandert, Investoren würden durch umständliche Genehmigungsverfahren und langwierige Behördenwege abgeschreckt. Allein im Jahr 1993 hätten 167 Firmen ihren Hauptsitz ins Umland verlagert, während dagegen nur 70 Firmen ihre Zentrale nach Bremen verlegten. „Die Firmen wandern ab, weil im Umland, beispielsweise in Oldenburg oder Oyten, die gesamte Palette des Einzelhandels viel stärker gefördert wird“, bemerkte der Vorsitzende des Vereins, Joseph Dobrychlop, „Bremen muß sich endlich um mehr Flexibilität in Genehmigungs- und Verwaltungsfragen bemühen.“
Der Vertreter des Wirtschaftssenators, Senatsrat Timm, argumentierte mit anderen Zahlen: Bremen liege beim Anteil von mittelständischen Betrieben an der Gesamtzahl aller Arbeitsstätten mit 17,95 Prozent sogar über dem Bundesdurchschnitt (15,25 Prozent). Das hat eine Mittelstandsstudie des Instituts für Konjunktur- und Strukturforschung ergeben, die der Senat vor kurzem in Auftrag gegeben hatte. Über 56,21 Prozent aller Bremer Beschäftigten sind in mittelständischen Betrieben angestellt. Auch dabei hat Bremen den Bundesdurchschnitt um knapp 2 Prozent überrundet. Die Abwanderung von Betrieben führt Timm zwar teilweise auf Flächenprobleme zurück, aber hauptsächlich hält er sie für normale Fluktuation, die man nicht verhindern könne und die hauptsächlich von der privaten Motivation der Unternehmer abhinge.
Wirtschaftssenator Claus Jäger versicherte der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer, daß ihm das Wohl des Mittelstandes am Herzen liege. Er legte ein Papier vor, die 10 Thesen der zukünftigen hanseatischen Mittelstandsförderung.
Jäger verwies zudem auf den geplanten Industriepark Nord-West und das Gewerbezentrum am Flughafen. In Zukunft solle der Schritt in die Selbstständigkeit besonders unterstützt werden: Ein Existenzgründungsprogramm, Prämierung von Investitionen für neue innovative Produkte, für bedrohte Betriebsstätten und für die Einrichtung von Frauenarbeitsplätzen stellte der Wirtschaftssenator noch für das Vorwahljahr 1994 in Aussicht. Über erleichterte Genehmigungsverfahren und verringerten Behördenaufwand schwieg Jäger sich aus. F.S.
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