: Für Männer ein Spuckstein
■ Bundesweiter Frauenstreik am 8.März / Auf dem Bremer Marktplatz schlägt es 13
Jetzt wollen die Frauen ans Eingemachte: berufliche Qualifikation, von Männern unabhängige Existenzsicherung, Aufwertung von Frauenarbeit – das sind nur einige der Gläser, die sie öffnen wollen. Am 8. März, dem internationalen Frauentag, sollen sie auf dem Marktplatz zerklirren. „Dann fliegen die Scherben auf die Domtreppen, sollen die Männer mal den Besen schwingen“ - ein wenig vergnügt und ein wenig drohend klingt's aus dem Bremer Streikkomittee. Kein Wunder, das Motto des bundesweiten Streiktages, an dem sich ein breites Bündnis bremischer Frauengruppen und -einrichtungen beteiligen will, heißt: „Jetzt schlägt's 13“.
Zwischen 12 und 13 Uhr wollen die Frauen am internationalen Frauentag bundesweit die Arbeit niedergelegen. Dann können die Bremerinnen sich auf dem Marktplatz versammeln. „Gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt“ – die Forderungen für den Streik wurden bewußt offen formuliert. „Es kommt uns darauf an, daß möglichst viele Frauen mit ihren Interessen an die Öffentlichkeit gehen,“ so Susanne Ahlers vom Streikkomittee. Gerade in Krisenzeiten treffe es Frauen doppelt: „Deshalb soll jede ihre Forderungen einbringen können, ob Krankenschwester, Akademikerin, Migrantin oder Hausfrau“.
Seit Herbst letzten Jahres trifft sich das Streik-Komittee von rund 20 Frauen. „Allerdings nur für die Koordination der Aktionen in den Stadtteilen“, stellt Ahlers klar. Erst kurz vor dem 8. wird eine Aktions-Übersicht veröffentlicht: „Denn täglich melden sich neue Frauen, um mitzumachen.“ Trotzdem, der Kaufboykott, an dem auch die unorganisierten Individualistinnen teilnehmen können, das Umtaufen von Straßennamen „aus Mann mach' Frau“, und das offene Streimikrophon auf dem Marktplatz sind schon beschlossene Sache.
Anderes wird noch diskutiert: Die Idee beispielsweise, einem männlichen Zeitgenossen einen Spuckstein zu widmen. An dem könnten die Bremerinnen ihre Abscheu rausrotzen, wie man's der Ehemänner-Mörderin Gesche Gottfried schon lange antut.
Entschieden ist derweil: Wie bei den Frauenstreiks in der Schweiz und auf Island soll es in Bremen laut zugehen – und lila. Denn am Lila, das sie tragen oder aus den Fenstern hängen, wollen sie sich erkennen, die Streiterinnen und Streikerinnen. Immerhin, 1991 beteiligte sich jede sechste Schweizerin.
ede
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