»Für Berlin im Tor gestanden«

■ Wird die CDU-»Blockflöte« Wolfgang Schmahl am Freitag Vize des Landessportbundes (LSB)?

Dr. Wolfgang Schmahl soll bei der Vereinigung der Berliner Sportbünde am Freitag zum Vize des Landessportbund-Präsidenten Manfred von Richthofen gewählt werden. Schmahl war von 1981 bis 1990 stellvertretender Oberbürgermeister Ost-Berlins.

taz: Herr Schmahl, wollen Sie Vize des LSB werden?

Schmahl: Wir werden am 30. November Wahlen haben, und wer kandidiert und wer welche Vorschläge macht, das werden wir noch beraten. Ich will hier nicht spekulieren, nicht dem Präsidium und der Vollversammlung vorgreifen. Das ist für mich völlig offen. Herr von Richthofen ist meiner Meinung nach ein guter Präsident für alle Berliner Sportler. Ich selbst habe da auch noch einen sehr kompetenten und engagierten Mann als Stellvertreter...

Was sind ihre Aufgaben im Olympia-Büro?

Ich bin Teamchef für den Bereich Informationsverarbeitung aufgrund meiner vorherigen Tätigkeit und Ausbildung. Denn ich bin Mathematiker und Doktor der Ingenieurwissenschaften und war bis 1981 Direktor für Organisation und Datenverarbeitung bei der »Interflug«. In meiner Stellvertreterfunktion für Oberbürgermeister Krack war ich zuständig für Internationale Beziehungen und die Zusammenarbeit mit dem Senat.

Im Frühsommer 89 wurden Sie Präsident des Landessportbunds des Ostteils und kamen ins Präsidium des NOK der DDR. Die Leitung des Ost-Olympia-Büros hatten Sie schon im März übernommen. Wie sind Sie überhaupt in den Sportbereich gekommen?

Ich war früher selbst aktiver Sportler, habe mal für Berlin im Tor gestanden — als Schüler in der Stadtauswahl. Als Student habe ich dann für Berlin geboxt als Leistungssportler in der Meisterstaffel des SC Dynamo, da war ich als Mathematikstudent hindelegiert worden. Das ist das eine. Aber auch im Rahmen des Magistrats kam ich zum Sport, 1983 wurde ich Leiter der Sportkommission. Damals hat ja jeder Betrieb Sport für die Betriebsangehörigen organisiert, und das fand auch beim Magistrat statt — der hatte ja auch über 2.000 Angestellte. Den Magistrat repräsentierte ich bei Empfängen anläßlich großer internationaler Turniere und Meisterschaften.

Es ist schon auffällig, daß Sie in dieser Zeit alle diese Posten bekommen haben.

Wissen Sie, das hing mit der Olympia-Aufgabe zusammen. Den Auftrag für die Ost-Studie haben wir ja noch im Februar 1990 erhalten. Im Westen wurde Olympia zur Chefsache erklärt, und so habe ich im Osten als Stellvertreter des OB diese Aufgabe zugewiesen bekommen.

Sie haben 1989 die gefälschten Kommunalwahlen als »eindeutiges Bekenntnis der Bürger der DDR zu ihrem sozialistischen Staat« in einer Rede gelobt.

Das war keine Rede von mir, sondern der Bericht des Magistrats, das muß man sachlicherweise sagen. Das war ein kollektiver Bericht. Und das, was da drin steht, unterscheidet sich von dem, was ich wörtlich gesagt habe. Es gibt sicherlich viele Äußerungen, für die ich mich heute schäme. Huldigungsadressen an die SED wird man in meinen eigenen Reden kaum finden. Was nicht heißen soll, daß ich nicht bis Anfang November 1989 an einen besseren Sozialismus geglaubt habe — auch als CDU-Mann. Aber was die Wahlen angeht: Es gab erbitterte Auseinandersetzungen darüber im Magistrat — und zwar vor der Wende. Als ich vor der Stadtverordnetenversammlung über die Wahlen berichtet habe, war noch nicht klar, daß betrogen wurde. Ich sage Ihnen ehrlich, ich hätte das nicht für möglich gehalten. Als das offensichtlich wurde, als wir auch in der CDU eine Menge Auseinandersetzungen darüber hatten, da habe ich selbst auch im Magistrat mit ganz konstanter Boshaftigkeit Klarheit über diese Anwürfe wegen Wahlfälschung verlangt. Der Fehler war, daß sowas nicht öffentlich ausgetragen wurde. Aber dies hätte man nur einmal machen können. Interview: H.-H. Kotte