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Fünf in Tunesien verbotene Bücher: "Abbas verliert den Verstand" von Hassan Ben Ottmane/"Das hundertjährige Dorf" von Mohamed Ben Saleh/"Laß mein Land aufwachen" von Mouzef al-Marsuki/"Der Gesang der Sechs Tage" von Mohamed Awlad Achmed...

Seit Präsident Ben Ali in November 1987 in Tunesien an die Macht gekommen ist, hat sich die Situation der Menschenrechte im Land langsam verbessert. Alle politischen Gefangenen sind freigelassen worden, die Verfassung wurde geändert, der Sondergerichtshof der Staatssicherheit aufgelöst, politische Parteien und Organisationen zugelassen und die Zensur wesentlich gelockert. Tunesische Schriftsteller fordern jetzt die Aufhebung der Publikationsverbote, die unter Bourgibas Herrschaft ausgesprochen wurden. Dabei handelt es sich um folgende Bücher:

Abbas Yafkidu as-Sawab („Abbas verliert den Verstand“) von Hassan Ben Ottmane. Das Buch ist eine Sammlung von Erzählungen über die Schwierigkeiten tunesischer Jugendlicher. Abbas, die Hauptperson, ist zerrissen zwischen Tradition und Moderne; seine Suche nach Identität führt zur Infragestellung der Gegenwart Tunesiens und zu Kritik an sozialer und politischer Stagnation. Das Buch wurde 1986 verboten, sein Autor zu vier Monaten Haft (auf Bewährung) verurteilt.

Miyat Am Mina al-Qarya („Das hundertjährige Dorf“) von Mohamed Ben Saleh. Es geht hier um die Geschichte des Dorfes Zamardine, dem Heimatort des Autors; sein Bericht erstreckt sich von den Tagen der französischen Kolonialherrschaft bis zur Unabhängigkeit. Der Widerstand der Bewohner wird ebenso beschrieben wie die Einschränkungen ihrer Freiheit durch die Herren der neuen Unabhängigkeit. Verboten 1986.

Da'a Watani Yastaqid („Laß mein Land aufwachen“) von Dr.Mouzef al-Marsuki, einem führenden tunesischen Schriftsteller und Menschenrechtsaktivisten. Das Buch enthält eine Sammlung von Essays über Modernisierung, Demokratie, Islam, arabische Identität und Informationsfreiheit. Der Titel war ein Apell an Präsident Bourgiba, das tunesische Volk „aufwachen“ und an der Lösung seiner Probleme teilnehmen zu lassen. Das Buch wurde 1986 verboten und der Autor verklagt.

Oghniyat a-Naqabi al Fasih („Der Gesang der Sechs Tage“) von Mohamed S'ghir Awlad Achmed, eine Gedichtsammlung, in der es um den mühsamen Alltag des kleinen Mannes in Tunesien geht und um seine Anstrengung, ihn erträglich zu machen. Das Buch wurde 1984 verboten, da es angeblich Gedichte enthielt, die den Präsidenten beleidigen.

Badrouch von Tayeb Labib. Der Band besteht aus einer Sammlung von Artikeln, die teilweise in der tunesischen Presse veröffentlicht waren. Sie beschreiben Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen durch die Behörden; der Autor fordert darin die Respektierung von Gesetz und Menschenrecht. Verboten 1984.

Saeed Ramadane

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