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Fünf Jahre „Rat & Tat - Zentrum

■ Schöne Broschüre zum Jubiläum: Bilder und Informationen zum Zentrum für Homosexuelle

Es begann in einem abbruchreifen Bremer Haus in der Straße „Auf den Häfen“. Inzwischen konnte der Verein „Rat&Tat Zentrum für Homosexuelle“ einen gesellschaftlichen, sozialen und räumlichen Aufstieg genießen und feierte in diesem Jahr im Beratungszentrum für homosexuelle Menschen sein fünfjähriges Jubiläum.

Die erste Verbesserung war der Kauf und die Renovierung des Hauses in der Ostertorschen Theodor-Körner-Straße 1, wodurch die Unabhängigkeit von „dümmlichen und schwulenfeindlichen“ Vermietern erreicht wurde. Im Laufe der Zeit entstanden mehrere Gesprächsgruppen, so u.a. eine Jugend-, eine Bisexuellen- und eine Pädogruppe (Pädophilie auf Kinder gerichteter Sexualtrieb). Den Kern dieses Zentrums bildet das Cafe Homolulu in den Ladenräumen im Parterre, in dem sich die Homosexuellen an fünf Tagen in der Woche abends treffen und weitere Kontakte knüpfen können. Das Cafe finanziert auch mit „Zwangsspenden“ von 1.50 Mark auf jedes Bier den Verein. Außerdem spenden Fördermitglieder in regelmäßigen Abständen einen Beitrag für „Rat&Tat“. Doch inzwischen konnte sich hier ein sozialer Aufstieg vollziehen, denn dem Beratungszentrum steht für das Jahr '88 ein Etat von rund 300.000 Mark zur Verfügung. Dies ist in der Republik, wenn nicht sogar europaweit, einmalig. Den größten Erfolg konnten sie bei der Berücksichtigung im Modellprogramm zur Aids-Bekämpfung des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit verbuchen. Denn hier sind ihnen drei Modellstellen für mindestens vier Jahre zuerkannt worden. Somit war es dem Zentrum möglich, zwei eingearbeitete Mitglieder, deren ABM-Stellen im April dieses Jahres ausgelaufen wären, zu übernehmen. Die Aufgabe der Stellen liegt einerseits im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und andererseits bei der Pflege der Aids-Kranken. Der Umgang mit den Ängsten und oftmals panischen Reaktionen der HIV-positiv getesteten Personen erfordert Vertrauens- und intensive Einzelarbeit.

Doch auch auf anderen Gebieten leisten die Angestellten des Zentrums Pionierarbeit. So organisierten sie z.B. auch im letzten Jahr ca. 50 Fortbildungs-und Informationsveranstaltungen. Zwölf Schulklassen besuchten und diskutierten die Einrichtung, und es wurden ca. 1.000 Beratungs- und Informationsgespräche telefonisch und persönlich geführt. Überwiegend wurde nach Material zum Thema Aids gefragt. Jedoch geschah dies nicht nur im Kreis der dort verkehrenden Personen; auch besorgte Eltern, Angehörige oder auch Heteros machten von der Möglichkeit zur Information Gebrauch.

Selbstdarstellungen von Projekten und Initiativen an: taz Bremen, Am Dobben 123, 2800 Bremen 1

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