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Fünf Geiseln auf Jolo frei

Werner Wallert ist auf der Heimreise. Die Entführer halten noch 24 Personen fest

JOLO/ZAMBOANGA afp/dpa ■ Mit der Freilassung von Werner Wallert und vier Frauen ist gestern die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Geiseldramas auf den Philippinen gestiegen. „Erwarten Sie nicht, dass ich glücklich bin. Mein Sohn ist immer noch dort“, sagte Wallert nach seiner Freilassung auf der Insel Jolo. Marc Wallert und 23 weitere Geiseln befinden sind noch in der Gewalt der muslimischen Abu-Sayyaf-Gruppe.

Der 57-jährige Wallert, ein Erdkundelehrer aus Göttingen, die Französinnen Sonia Wendling und Maryse Burgot, die Franko-libanesin Marie Moarbes sowie die Südafrikanerin Monique Strydom wurden nach der Freilassung am Sonntagnachmittag zunächst zu einem Armeeposten im Dorf Tagbak gebracht und an Chefvermittler Aventajado übergeben. Anschließend wurden sie nach Jolo-Stadt gefahren und von dort mit einem Hubschrauber in die Stadt Zamboanga auf Mindanao geflogen. Nach einer Begrüßung durch die Botschafter ihrer Heimatländer brachte sie eine Militärmaschine nach Cebu. Dort wartete eine libysche Maschine, die sie in einem rund 14-stündigen Flug nach Tripolis bringen sollte.

„Ich bin nicht glücklich, ich bin erleichtert“, sagte die Franko-libanesin Moarbes dem französischen Fernsehsender TV1. „Wir mussten die Jungs zurücklassen.“ Die Südafrikanerin Monique Strydom, die ihren Ehemann Callie im Rebellenlager zurückließ, sagte: „Ich bin sehr glücklich frei zu sein, aber ich habe Angst um meinen Mann.“ Er soll heute freikommen.

Die Entführer hatten für Sonntagnachmittag oder Montagmorgen die Freilassung von vier weiblichen Geiseln angekündigt. Damit würden die libyschen Bemühungen belohnt, „die Europäer davon zu überzeugen, Druck (auf den philippinischen Präsidenten Joseph Estrada) auszuüben, keinen Militärangriff zu starten“, hieß es in einer Erklärung. Die übrigen Geiseln würden freigelassen, wenn Libyen seine „Unterhaltspflicht bewiesen“ habe. Die Entführer bezogen sich damit offenbar auf Zusagen Libyens, Wirtschaftsprojekte in der Region zu fördern. Von Seiten der philippinischen Behörden gab es widersprüchliche Angaben. Während ein Behördensprecher erklärte, die Kidnapper hätten kein Lösegeld erhalten, hieß es in Vermittlerkreisen, die Rebellen hätten eine Million Dollar pro Geisel bekommen.

Wallerts Frau Renate war im Juli freigelassen worden. Die Familie aus Göttingen war mit 18 weiteren Touristen und Hotelangestellten am 23. April von der malaysischen Taucherinsel Sipadan entführt worden.

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