piwik no script img

Fritz Schramma in Kölner FettnäpfenDer angeschrammte Bürgermeister

Der Bügermeister von Köln, Fritz Schramma, 61, ist in diesen Tagen vor allem für sein dilettantisches Krisenmanagement bekannt. Er wittert eine "Hetzjagd" gegen sich.

Fritz Schramma: Alle hacken auf ihm herum - aktuell wegen des "Schramma-Gate". Bild: reuters

KÖLN taz Fritz Schramma ist derzeit nicht um seinen Job zu beneiden. "Eine Hetzjagd beginnt", beklagte sich Kölns Oberbürgermeister auf der Ratssitzung gestern bitterlich. Alles Gute, was seit dem Einsturz des historischen Stadtarchivs Anfang März von der Verwaltung geleistet worden sei, würde ignoriert, stattdessen gebe es "unsägliche Angriffe". Ein "beispielloser, unfairer und schäbiger Wahlkampf" tobe.

Der aktuellste Grund für seine Empörung: Jetzt wird dem Christdemokraten auch noch vorgeworfen, Sitzungen des Krisenstabes illegal per Tonband aufgezeichnet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. SPD, Grüne und Linkspartei sprechen bereits in Anlehnung an Nixons historisches Fiasko von einem "Schramma-Gate".

Bei näherem Hinsehen handelt es sich jedenfalls doch eher um eine jener Tollpatschigkeiten, die für Schramma nur allzu typisch sind. Das Aufnahmegerät stand offen auf dem Tisch, mehrfach wurden die Bänder gewechselt. Eine Geheimaktion sieht anders aus. Schrammas Fehler: Er hatte die Anwesenden nicht vorher um ihre Einwilligung gefragt. Dumm gelaufen.

Verwundert reiben sich die Kölner die Augen über das dilettantische Krisenmanagement des 61-Jährigen. Wie auch schon bei allen Skandalen und Affären zuvor, will er von nichts gewusst haben und für nichts die Verantwortung übernehmen. Er trete auf wie der Vorsitzende einer Bürgerinitiative, spotten die Grünen. Einen "Spitzenverantwortlichen, der sich die Welt hemmungslos so malt, wie sie ihm gefällt", nennt ihn SPD-Fraktionschef Martin Börschel. Schramma ist, was man im Rheinland einen netten Kerl nennt. Seine beste Figur macht er stets während der Karnevalssession. Besonders aufgefallen ist der gelernte Lateinlehrer als einfacher Ratsherr nicht. Dafür blieb ihm allerdings auch kaum Zeit, nicht nur wegen seinen vielfältigen Verpflichtungen im Kölner Vereinsleben. Daneben besserte er sich sein kärgliches Lehrergehalt als Mitarbeiter eines lokalen Anzeigenblättchens auf - und schreibt in seiner Vita von einer "20-jährigen Erfahrung als freier Journalist".

An die Stadtspitze rückte Schramma durch einen tragischen Unglücksfall. Nach nur 169 Tagen im Amt starb im März 2000 überraschend sein Parteifreund Harry Blum an Herzinfarkt. Schramma hatte das Glück, als sein Stellvertreter zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im September 2000 wurde er zum neuen OB gewählt. Dank einer kuriosen, erst kurz zuvor eingeführten Regelung in der NRW-Gemeindeordnung musste er sich seitdem keiner Wahl mehr stellen. Erst im Herbst läuft seine Amtszeit aus. Schramma will erneut antreten. Um seine Wiederwahl ist es indes derzeit nicht allzu gut bestellt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

15 Kommentare

 / 
  • AR
    Anna Radack

    (Hosea 8,7): "Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten"

     

    Herr Schramma ist das Opfer seiner eigenen Art, mit politischen Gegenern umzugehen.

  • TD
    Tyler Durden

    Genau!!! Der Schramma ist an allem Schuld!

     

    Nicht eine Bevölkerung, die solche Leute IMMER wählt... denn der Mensch an sich, ist gut :))

     

    Very funny.

    Ich muss in letzter Zeit immer zweimal hinschauen um mich zu vergewissern dass ich auch tatsächlich auf der Seite der TAZ bin...

     

    MfG; Tyler Durden

  • RD
    Ralf Diehl

    Liebe Leser,

     

    einfach unglaublich und in seinen Abgründen faszinierend dieses Schauspiel an Dilettantismus, Mutlosigkeit, menschlichen Schwächen und sonstiger Abwesenheit von wünschenswerten Fähigkeiten, die ich den Repräsentanten der Stadt, in der ich gerne lebe, nicht zugetraut habe. Ich wäre auch bei schwärzester Phantasie nicht auf ein derartiges Ausmaß gefasst gewesen. Dies spricht wahrscheinlich für das Ausmaß meiner Naivität. In diesem Sinne

    ein schönes Wochenende

    Ralf Diehl

  • A
    Amos

    Man kennt das doch allgemein. Erst die Pöstchenverteilung dann die Leistung. Kölle Alaaf ist einfacher. Jetzt sieht man den ganzen Zustand in

    seinen Augen.

  • M
    Marti

    Ich wünsche Schramma bei der nächsten Wahl ein Ergebnis unter 10% für ihn.

     

    Wer, außer den Spezis, die direkt von seinem "System" profitieren, ist eigentlich noch FÜR Schramma?

     

    Sehr viele Bürgerliche Wähler, selbst eingefleischte CDU-Anhänger, kriegen schon lange das Würgen, wenn sie nur den Namen Schramma hören.

  • AR
    Anna Radack

    (Hosea 8,7): "Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten"

     

    Herr Schramma ist das Opfer seiner eigenen Art, mit politischen Gegenern umzugehen.

  • TD
    Tyler Durden

    Genau!!! Der Schramma ist an allem Schuld!

     

    Nicht eine Bevölkerung, die solche Leute IMMER wählt... denn der Mensch an sich, ist gut :))

     

    Very funny.

    Ich muss in letzter Zeit immer zweimal hinschauen um mich zu vergewissern dass ich auch tatsächlich auf der Seite der TAZ bin...

     

    MfG; Tyler Durden

  • RD
    Ralf Diehl

    Liebe Leser,

     

    einfach unglaublich und in seinen Abgründen faszinierend dieses Schauspiel an Dilettantismus, Mutlosigkeit, menschlichen Schwächen und sonstiger Abwesenheit von wünschenswerten Fähigkeiten, die ich den Repräsentanten der Stadt, in der ich gerne lebe, nicht zugetraut habe. Ich wäre auch bei schwärzester Phantasie nicht auf ein derartiges Ausmaß gefasst gewesen. Dies spricht wahrscheinlich für das Ausmaß meiner Naivität. In diesem Sinne

    ein schönes Wochenende

    Ralf Diehl

  • A
    Amos

    Man kennt das doch allgemein. Erst die Pöstchenverteilung dann die Leistung. Kölle Alaaf ist einfacher. Jetzt sieht man den ganzen Zustand in

    seinen Augen.

  • M
    Marti

    Ich wünsche Schramma bei der nächsten Wahl ein Ergebnis unter 10% für ihn.

     

    Wer, außer den Spezis, die direkt von seinem "System" profitieren, ist eigentlich noch FÜR Schramma?

     

    Sehr viele Bürgerliche Wähler, selbst eingefleischte CDU-Anhänger, kriegen schon lange das Würgen, wenn sie nur den Namen Schramma hören.

  • AR
    Anna Radack

    (Hosea 8,7): "Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten"

     

    Herr Schramma ist das Opfer seiner eigenen Art, mit politischen Gegenern umzugehen.

  • TD
    Tyler Durden

    Genau!!! Der Schramma ist an allem Schuld!

     

    Nicht eine Bevölkerung, die solche Leute IMMER wählt... denn der Mensch an sich, ist gut :))

     

    Very funny.

    Ich muss in letzter Zeit immer zweimal hinschauen um mich zu vergewissern dass ich auch tatsächlich auf der Seite der TAZ bin...

     

    MfG; Tyler Durden

  • RD
    Ralf Diehl

    Liebe Leser,

     

    einfach unglaublich und in seinen Abgründen faszinierend dieses Schauspiel an Dilettantismus, Mutlosigkeit, menschlichen Schwächen und sonstiger Abwesenheit von wünschenswerten Fähigkeiten, die ich den Repräsentanten der Stadt, in der ich gerne lebe, nicht zugetraut habe. Ich wäre auch bei schwärzester Phantasie nicht auf ein derartiges Ausmaß gefasst gewesen. Dies spricht wahrscheinlich für das Ausmaß meiner Naivität. In diesem Sinne

    ein schönes Wochenende

    Ralf Diehl

  • A
    Amos

    Man kennt das doch allgemein. Erst die Pöstchenverteilung dann die Leistung. Kölle Alaaf ist einfacher. Jetzt sieht man den ganzen Zustand in

    seinen Augen.

  • M
    Marti

    Ich wünsche Schramma bei der nächsten Wahl ein Ergebnis unter 10% für ihn.

     

    Wer, außer den Spezis, die direkt von seinem "System" profitieren, ist eigentlich noch FÜR Schramma?

     

    Sehr viele Bürgerliche Wähler, selbst eingefleischte CDU-Anhänger, kriegen schon lange das Würgen, wenn sie nur den Namen Schramma hören.