: Friseur meldet sich zurück
■ Tritt Geisel-Meyer nun zurück - oder: was is eigentlich los?
Immer, wenn es in der Hansestadt Spekulatius gibt, dann meldet sich auch der Friseur zurück. (Ihr wißt schon, das ist der, der uns als Wedemeiers Friseur die tatsächlichen Hintergründe der bremischen Politik erhellt).
Und diesmal, sagte er, und dieses Mal ist es wirklich ernst.
Denn der Bau-, nein Innensenator Bernd Meyer, also der ist von der Bildfläche verschwunden. Rumsi bums, einfach weg. Das ist die neue Taktik des Verschwindenlassens von Personen und Themen und anderen unangenehmen Gerüchen. Das geht ganz fix.
Aber zunächst zur Vorgeschichte, denn die ist ja immer wichtig.
Um es gleich zu sagen, meint unser Friseur, aus der Polizeiführung kann ja gar keiner zurücktreten. Echt nicht. Weil, erstens hat die Polizei gar keine Fehler gemacht, die hatten ja sogar einen Zivi-Wagen am Ort des Geschehens, in dem zwei Polizisten saßen und das Ganze mittels Fernglas (in die eine Richtung) und mittels Sprechfunk (in die andere Richtung) unter Kontrolle hatten.
Denen is nix, aber auch gar nix entgangen. Praktisch, Theater, erste Reihe. Und deswegen zurücktreten? Ne!
Aber zweitens, und das ist viel wichtiger: Wenn einer aus der Einsatzleitung zurücktreten müßte, dann würde die Partei um Stimmen bangen. Sechstausendfünfhundert Polizisten plus Anhang. Da wär es schon besser, der Geisel-Meyer selbst tritt zurück.
Das ist nur eine Stimme weniger. (Naja, vielleicht noch die Familie oder so).
Also was tun?
Da lacht der Friseur, denn die Senatsrunde hat doch tatsächlich überlegt, ob nicht jemand aus der Medienszene zurücktreten könnte, weil ja medienmäßig auch eine Menge schiefgegangen ist. Also der Olli von buten & binnen, der das Interview mit diesem Gangster gemacht hat. Das wurde abgelehnt, obwohl das Interview, für das sich später alle entschuldigend die Hände gereicht haben, das wär schon ein Grund. Aber nix gegen Olli, nur: Der ist nicht hoch genug.
Vielleicht der Lesche, der zu RTL geht, hat der Kultursenator gesagt, der könnte doch zurücktreten. (Zwei Fliegen mit einer Klappe). Abgelehnt.
Grobecker hat gesagt, er wolle den Kopf des Intendanten, drunter tät er's nicht. Dann ist diese Debatte wieder im Sande verlaufen. Und auf einmal war der Geisel-Meyer weg.
Gestern noch da, heute schon über alle Berge.
Soll an seinem Rücktrittsgesuch formulieren? Soll im Süden wichtige Aufgaben am Strand übernehmen? Soll in den USA um Asyl gebeten haben? Der Spekulatius in der Stadt blüht.
Aber halt, sagt unser Friseur, der zweimal dem Bürgermeier Wedemeister das Haar zum besseren Image-Styling richtet, halt, es gibt doch einen guten Grund, warum der Bau-, nein Innensenator gar nicht zurücktreten braucht. Und er summt ein altes Kinderlied: „Meine Eier, deine Eier, wer kauft denn heute bei Herrn Meier?“
Das ist nämlich der Grund, nicht wahr? Meyer reimt sich auf Wedemeier, oder volkstümlicher ausgedrückt: Der eine reimt sich hinten auf das, was der andere auch dort hat. Oder für jeden verständlich: Der Mann ist ein ehrenwerter Nachreimer des Vormeisters. Und das, liebe Freunde, wird die Hansestadt noch ein gewisses Weilchen in Atem halten.
Bis dann, sagt der
Friseur-Befrager Ali
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