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Friedman jetzt auch ohne StudioDer Unerschrockene

"Friedman schaut hin" - und sieht nur sich selbst. Eine neue Reportagereihe mit Michel F. bei N24 zeigt den Polittalker im Außeneinsatz (Donnerstag, 23.30 Uhr).

Wagt den Schritt aus dem Studio: Michel Friedman. Bild: dpa

Ein Reporter, der sich aufmacht, "um vor Ort zu aktuellen Brennpunktthemen mit Betroffenen zu reden" - was ist das? Journalistischer Alltag - außer bei N24. Da ist es eine Pressemitteilung wert, dass Michel Friedman für eine neue Reportagereihe "erstmals" das Studio seiner Talkshow "Studio Friedman" gen Realität verlassen hat. Wir haben Michel Friedman vieles zugetraut, aber diese Verwegenheit übertrifft selbst unsere kühnsten Erwartungen. Ein Teufelskerl!

"Friedman schaut hin" heißt das Ergebnis dieser Exkursionen, das der Nachrichtensender von heute an in loser Folge ausstrahlen wird. Zum Auftakt besucht Friedman jugendliche Straftäter in der brandenburgischen Justizvollzugsanstalt Wriezen. "Friedman schaut hin" - der Titel ist gleich doppelt ärgerlich: zum einen, weil er suggeriert, dass außer ihm, dem Rächer der Entrechteten, alle weggucken, und zweitens weil der einzige Mensch, dem man in dieser halbstündigen Doku wirklich nahe kommt, Friedman selbst ist. "Ich hatte schon immer Angst vor Gefängnissen, schon als kleines Kind", sagt er zu Beginn aus dem Off. "Und auch dieses Gefängnis macht mir Angst." Dazu tickt eine Uhr bedrohlich, und Bilder von prügelnden Jugendlichen flackern auf wie Menetekel.

Doch Friedman wäre nicht Friedman, wenn er sich von seiner Angst lähmen ließe. Er überwindet sie und setzt sich mit den Jugendlichen in einen Aufenthaltsraum des Gefängnisses. Ganz wohl ist ihm dabei noch nicht. "Wie werde ich Vertrauen schaffen; Nähe, ohne mich anzubiedern?", fragt er sich. Die Antwort: gar nicht. Und so erscheint es einigermaßen rätselhaft, dass einer der Jugendlichen, Steven, Michel Friedman, diesen Abgesandten einer fremden Welt, in seine Zelle einlädt. Und wie reagiert Friedman? "Ich habe Angst", sagt er und, ähnlich erwartbar: "Aber ich will mehr von ihm wissen, will wissen, wo er wohnt."

So kommt es, dass Friedman, auf der Bettkante sitzend, Stevens Spielekonsole bewundert und mit ihm über dessen tote, zu Lebzeiten vom Vater misshandelte Mutter spricht. Friedmans Versuch, das Dostojewski-Zitat "Nur die Ruhe ist Quelle jeder großen Kraft", das an Stevens Zellenwand hängt, ins Gespräch einzubeziehen, scheitert kläglich - woraus man Steven keinen Vorwurf machen kann. Seine Angst vor der Freilassung findet Friedman offenbar kein gutes Thema - zumindest geht er darauf nicht weiter ein.

Selbst beim vergleichsweise intimen Gespräch in der Zelle zeigt Friedman nicht den kleinsten Hauch von Empathie. Was beim Vanity-Fair-Interview mit Horst Mahler angemessen ist, erscheint hier einfach deplatziert. Woraus man wiederum Friedman weniger einen Vorwurf machen kann als dem Sender, der ihn seinen Stärken gemäß einsetzen sollte. Und Einfühlsamkeit gehört nun wahrlich nicht dazu. Die Not muss groß sein bei N24, wenn "Friedman schaut hin" zum "Programmhighlight im Mai 2008" hochgejazzt wird. Der Sender schmückt sich mit Friedmans Prominenz - und nimmt dabei selbst Hochnotpeinlichkeiten wie diesen Appell an seine jugendlichen Gesprächspartner billigend in Kauf: "Ich, Michel Friedman, erwarte, dass Sie, wenn Sie hier rausgehen, mir sagen: Prügeln ist scheiße."

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7 Kommentare

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  • H
    Heureka

    @martin: GÄHN ! Ich kann dieses "Antisemit"-Gsabbel nicht mehr hören. Man muss wahrlich kein Antisemit sein, um Friedman schlecht zu finden. Wann hört dieser idiotische Antisemit-Reflex endlich auf

  • EN
    Ein neutraler

    Damit hier keine missverständnisse entstehen: die ethnische gruppierung, religion oder andere ähnlich gelagerte "soft skills" des herrn f. standen bei meinem kommentar nicht im vordergrund! Ich finde es allein menschlich (und vor allem journalistisch) verwerflich, wie ein "saubermann", der selber dreck am stecken hat, sich ein urteil über andere erlaubt und sich dabei selbst zelebriert. Ich habe mal gelernt: bei einem interview bleibt der fragende im hintergrund! Der interviewte ist das objekt der aufmerksamkeit. Bei friedman erkenne ich das seit sehr langer zeit nicht mehr. Das geht in etwa in die richtung eines wallraff: früher ein guter investigativ-journalist, heute ein heuchler, der bereits mit feststehenden rechercheziel loszieht und alles über einen kamm schert. So etwas geht einfach nicht!

    Noch eine anmerkung am schluss: Ich finde es traurig, dass man einen menschen nicht mal mehr persönlich beurteilen darf, ohne dass gleich vermutet wird, man greife jemanden wegen seiner gesinnung an! Egal ob von links oder rechts! Wer jetzt sagt: das darf man schon mal nicht wegen einer gewissen vergangenheit - und genau das scheint mir hier der fall zu sein - der tut mir wirklich leid! Die welt ist zum glück ein bisschen bunter als nur schwarz und weiss!

    Schönes wochenende allen, die differenzieren können!

  • T
    Tobi

    es ist schon bedauerlich, in welch' einseitiger form vom werten autor herrn denk diese sendung dargestellt und zerredet wird.

     

    und wenn sie schon zitieren, dann doch bitte im zusammenhang. der satz hinsichtlich seiner erwartungen hatte noch das adjektiv "persönlich"... aber was will man erwarten, wenn jemand eigentlich nur ablehnung zum ausdruck bringen möchte.

     

    ich habe große achtung vor michel friedmann. sein umgang mit der "drogen-affaire", die öffentliche entschuldigung bei seiner jetzigen frau und die souveräne rückkehr in die öffentlichkeit finde ich beeindruckend.

  • M
    martin

    vielleicht sei an dieser stelle nochmal anemerkt, dass herr friedman meilenweit von einer haftstrafe entfernt war. die drogenmenge, die bei ihm gefunden wurde, war so gering, dass sie andernorts nur zur ordnungswirdrigkeit getaugt hätte. lediglich die staatsanwaltschaft berlin, auf dem rechten auge etwas blind, hat die gunst der stunde genutzt, den alten feind bloßzustellen.

    und noch etwas: prostituierte zu nutzen, ist nicht strafbar. auch für herrn friedman nicht. auch wenn ihm das linke und rechte antisemiten gönnen würden.

  • O
    okieh

    Ist schon lustig: Fastknacki interviewt Knacki und kassiert noch einen Haufen Kohle vieleicht für Koks und ukrainische frauen :-)

     

    sorry aber mehr als diese Ironie fällt mir nicht ein

  • EN
    Ein neutraler

    So etwas scheinheiliges! Selbst fast im knast gelandet und nun wieder der saubermann der nation, oder was? Hoffentlich mäht die medienöffentlichkeit das gras wieder kurz, was über die koks- und nuttenaffäre des herrn f gewachsen ist. Ich finde das einfach nur peinlich!

  • H
    heupke

    ich finde die besuche, die michel friedman für junge leute, die im gefängnis sitzen gut, zu mal michel friedman damals auch fast hätte einsitzen können.

    ich bewundere ihn seit jahren für seinen mut, ich hoffe nur, das die einzusitzenden seine anwesenheit zu mindesten etwas geniesen konnten.

    viele im gefängnis sind allerdings undankbar, zu mindestens was den trailer bei n24 angeht.

     

    viel spass michel friedman in ungewohnter position, lass dir nicht den hintern weg schiessen.

     

    danke

     

     

    mit freundlichen grüssen

     

    a. heupke