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Friedliches Fest - Zoff nach Sonnenuntergang

■ Am Abend erste Auseinandersetzungen zwischen massivem Polizeiaufgebot und DemonstrantInnen / Über 10.000 Menschen beteiligten sich an der Kreuzberger „Revolutionären 1.-Mai-Demo“, die mit einem Fest auf dem Görlitzer Bahnhof endete / Die Demo verlief friedlich

Eine relativ ruhige Demonstration, ein friedliches Fest im Görlitzer Park - und beginnende handgreifliche Auseinandersetzungen nach Sonnenuntergang: Das ist die vorläufige Bilanz des 1. Mai aus Kreuzberg. Kurz vor Redaktionsschluß kam es zu ersten Polizeieinsätzen, nachdem nach Angaben von Augenzeugen sich mehrere hundert DemonstrantInnen und starke Polizeikräfte am Lausitzer Platz gegenseitig belauert hatten. Bei dem Versuch, den Platz zu räumen, drohte die Polizei den Einsatz von Wasserwerfern an. In der Nähe des Görlitzer Bahnhofes kam es auf einer Straßenkreuzung zu vereinzelten Steinwürfen auf Polizeifahrzeuge. Dort sammelten sich nach Angaben von Augenzeugen gegen 20.30 Uhr etwa 2.000 Menschen.

Gestern mittag waren über 10.000 Menschen dem Aufruf zur Teilnahme an der Kreuzberger „Revolutionären 1.-Mai -Demonstration“ gefolgt. Die VeranstalterInnen sprachen von 15.000 TeilnehmerInnen, die Polizei von rund 8.000. Die Demonstration verlief friedlich, von einigen kleineren Zwischenfällen abgesehen. Sie endete am Nachmittag mit einem Fest auf dem Görlitzer Bahnhof.

In der Umgebung des Oranienplatzes wurden von der Polizei zahlreiche Vorkontrollen durchgeführt. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden 38 Personen im Zusammenhang mit den Vorkontrollen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und nach ASOG vorläufig festgenommen. Begründet wurde dies damit, daß bei den Festgenommenen „Schlaginstrumente oder Vermummungsmaterial“ gefunden worden seien. Bei einer Vorkontrolle in Höhe der Naunynstraße 54 hätten zwei Beamte den „Schußwaffengebrauch angedroht“ und ihre Waffen gezogen. Der Sprecher des Innensenators Thronicker erklärte dazu, neun Beamte der Vorkontrolle seien von rund 50 Personen angegriffen worden, die „Latten und Stangen“ mit sich geführt hätten. Zwei Beamte seien dabei verletzt worden, wie Innensenatssprecher Thronicker mitteilte. Nachdem zwei der Beamten ihre Waffen „nach oben gerichtet“ gezogen hätten, habe die Gruppe das Weite gesucht.

Der Demonstrationszug bewegte sich vom Oranienplatz in Richtung Hermannplatz zum Görlitzer Bahnhof. Vertreten waren viele Menschen aus der Westberliner Alternativszene, unter ihnen zahlreiche AnhängerInnen der Autonomen Gruppen, sowie viele AusländerInnen, insbesondere türkische Jugendliche, und etliche Angehörige der Alternativen Liste. Den Schluß des Demozuges bildete ein „Kinderblock“. Rund 500 DemoteilnehmerInnen aus Ost-Berlin hatten sich auch eingereiht.

Die Polizei war in den Seitenstraßen sehr massiv vertreten. Einzelne Blöcke der Demonstration wurden zeitweise hautnah ins Polizeispalier genommen, nachdem der Manschaftswagen an der Spitze des Zuges von einzelnen mit Steinen beworfen worden war.

plu Siehe auch Bericht auf Seite 22

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