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Friedensplan der UN für SyrienUS-Regierung sucht neue Wege

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen zieht ein Eingreifen außerhalb des Friedensplans in Syrien in Erwägung. In Hula soll es erneute Angriffe gegeben haben.

Assad habe den Annan-Plan „vor den Augen der Weltöffentlichkeit beerdigt“, sagen die Rebellen. Der Junge wurde bei einem Fluchtversuch in den Libanon angeschossen. Bild: dapd

NEW YORK/GENF/BEIRUT dapd/afp | Die USA haben angesichts der andauernden Gewalt in Syrien vor einem möglichen Scheitern des Friedensplans des UN-Sondergesandten Kofi Annan gewarnt und Schritte außerhalb der Vereinten Nationen ins Spiel gebracht.

Das derzeit wahrscheinlichste Szenario sei, dass die Regierung in Damaskus bei der Umsetzung des Annan-Plans scheitere und der Konflikt in Syrien eine „massive Krise“ in der ganzen Region auslöse, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, am Mittwoch in New York.

Im schlechtesten Fall bliebe „den Mitgliedern des Sicherheitsrats und der internationalen Gemeinschaft nur die Option zu überlegen, ob sie darauf vorbereitet sind, außerhalb des Annan-Plans und der Autorität des Sicherheitsrats tätig zu werden“, sagte Rice. Der französische Präsident François Hollande hatte zuvor in einem Interview die Möglichkeit eines Militäreinsatzes in Syrien nicht mehr ausgeschlossen.

Erneute Angriffe

Syrische Regierungstruppen haben nach Angaben von Aktivisten erneut den Bezirk Hula unter Feuer genommen. Dabei seien am Donnerstag meist schwere Maschinengewehre eingesetzt worden, erklärten das Syrische Observatorium für Menschenrechte und die Örtlichen Koordinationskomitees. Beide Gruppen teilten mit, ein junger Mann sei in Hula von einem Heckenschützen getötet worden.

Ein lokaler Kommandeur der von Deserteuren gegründeten oppositionellen Freien Syrischen Armee aus der Provinz Homs sagte im Nachrichtensender Al-Arabija, es gebe Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff auf zwei Dörfer in der Nähe von Al-Hula. In diesen Dörfern hätten nach dem Massaker der vergangenen Woche zahlreiche Zivilisten aus Al-Hula Zuflucht gesucht. (dpa/dapd)

Dass der syrische Präsident Baschar Assad den Friedensplan sofort umsetze, sei das beste Szenario, aber „höchst unwahrscheinlich“, sagte Rice. Sollte sich die Regierung in Damaskus der Zusammenarbeit weiterhin verweigern, müsse der UN-Sicherheitsrat den Druck auf Syrien erhöhen.

Ultimatum bis Freitag

Die syrischen Rebellen haben Präsident Baschar al-Assad ein Ultimatum bis Freitagmittag gestellt, um den Friedensplan des Sondergesandten Kofi Annan umzusetzen und die Gewalt im Land zu beenden. Wenn sich die Regierung nicht an die Frist halte, fühle sich auch die Führung der Freien Syrischen Armee (FSA) an „keine Zusage“ aus dem Plan mehr gebunden, erklärte die vor allem aus desertierten Soldaten bestehende Rebellenarmee. Sie sehe ihre Pflicht dann darin, die Zivilbevölkerung zu beschützen.

Nach dem „barbarischen Massaker an Frauen und Kindern in Hula“ sei durch nichts mehr zu rechtfertigen, dass sich die Rebellen „einseitig“ an den von Annan vermittelten Waffenstillstand hielten, hieß es in der Erklärung. Assad habe den Annan-Plan „vor den Augen der Weltöffentlichkeit beerdigt“.

Annan fürchtet ausgewachsenen Bürgerkrieg

Der Weltsicherheitsrat befürchtet mittlerweile den Ausbruch eines Bürgerkriegs im Land und sucht nach Wegen aus dem festgefahrenen Konflikt. Man stehe „am Scheideweg“, sagte Annan in Damaskus. „Ich denke, der Sicherheitsrat ist sich einig, dass ein Abrutschen Syriens in einen ausgewachsenen Bürgerkrieg katastrophal wäre“, sagte Annans Stellvertreter Jean-Marie Guehenno am Mittwoch. „Der Sicherheitsrat muss nun eine strategische Diskussion führen, wie das vermieden werden kann.“

Guehenno warnte zudem, dass terroristische Gruppen die unsichere Lage in Syrien für sich nutzen könnten. „In einer Situation, in der ein Bürgerkrieg droht, gibt es immer Akteure, die das ausnutzen“, sagte der Diplomat in Genf, nachdem er in einer Videokonferenz die Mitglieder des Sicherheitsrats über die Lage informiert hatte.

US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch erneut mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten François Hollande und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti über die Lage in Syrien gesprochen. Der britische Botschafter bei den UN, Mark Lyall Grant, sagte, dass Wichtigste sei nun Einigkeit im Sicherheitsrat, um einen Bürgerkrieg in Syrien zu verhindern.

Russland will seine Haltung zu Syrien allerdings vorerst nicht ändern. „Unsere Einstellung zu Sanktion ist offen gesagt weiterhin negativ“, sagte der russische Botschafter bei den UN, Witali Tschurkin. Moskau verwahrte sich auch gegen internationale Forderungen nach einer kritischeren Haltung gegenüber Damaskus.

Russland verwahrt sich gegen Druck aus dem Ausland

Unter Druck aus dem Ausland könne es keine Gespräche über Russlands Einstellung in der Syrien-Frage geben, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, am Mittwoch laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Russlands Syrien-Politik sei „konsequent und ausgewogen“ gewesen, sagte Peskow.

Russland ist einer der letzten verbliebenen Verbündeten Syriens. Gemeinsam mit China legte Russland zwei Mal sein Veto gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates ein. Umgekehrt ist Syrien der letzte verbliebene Partner Russlands in der Region. Die russische Marine unterhält in Syrien ihre einzige Basis außerhalb des Gebiets der ehemaligen Sowjetunion. Am Freitag wird Putin zu Gesprächen nach Berlin und Paris reisen, in denen es auch um die Syrien-Politik gehen soll.

In den USA trat unterdessen der syrische Honorarkonsul in Kalifornien, Hazem Chehabi, aus Protest gegen das jüngste Massaker in Hula von seinem Posten zurück und sagte sich von der Regierung in Damaskus los. Das berichtete die Zeitung Los Angeles Times am Mittwoch. Chehabi war einer der ranghöchsten syrischen Diplomaten in den USA und ist der erste, der der Regierung von Präsident Baschar Assad die Gefolgschaft aufkündigt.

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4 Kommentare

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  • KS
    Kritische Stimme

    Die USA+UK wissen natuerlich das die CIA+Mossad schon laengst aktiv sind in Syrien um einen Regimwechsel zu verwirklichen.Siehe "Intervention in Syrien",guardian.co.uk,Autor Seumas Milne,14-2-2012

  • HS
    Hari Seldon

    @taz:

     

    Ein Honorarkonsul gehört nicht zu den wirklichen Diplomaten. Der erwähnte Honorarkonsul ist amerikanischer Staatsbürger, und es wäre interessant zu wissen, aus welchen Quellen seine Konten gefüttert werden (vielleicht aus Langley?).

     

    Massaker in Hula: Erst Artilleriebeschoss, dan Milizen in einem, durch die Rebellen kontrollierten Gebiet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Mörder aus einem Miliz stammen, aber mit fast 100% Wahrscheinlichkeit aus einem Rebellen-Miliz.

     

    Frankreich: Frankreich, die ehemalige Kolonialmacht in Syrien ist praktisch Pleite. Wie die Weltgeschichte uns gelehrt hat, suchen pleitegegangene Großmächte die Lösung sehr oft in Eroberungskriegen. Vergessen wir es auch nicht, dass über Syrien ein Öl-Pipeline (statt Hormuz) Richtung Mediterran (Frankreich, Italien, usw.) gebaut werden könnte.

     

    Hoffentlich lassen sich die Russen und Chinesen nicht wieder über den Tisch ziehen, wie im Fall von Lybien.

     

    Die TAZ sollte sich nicht mit solchen Volkverblödungen, wie die Kriegshetzen aus den Mainstream-Medien blamieren.

  • J
    Jojo

    Die Rebellen wollen den Waffenstillstand aufkündigen? Die haben Annans Friedensplan doch nie eingehalten. Im Gegenteil Autobomben, Erschießungen, Vergewaltigungen. Wer brauchte das Massaker - natürlich die Rebellen. Das wird die Hölle.

     

    1. Die Mörder waren Maskiert und trugen eine grüne Militär Uniform. Woher wüssen die Zeugen das es die Shabbia war?

     

    2. Viele der getöteten Kinder waren aus Assad freundlichen Familien.

     

    3. Die UN Bobachter in Syrien haben noch keine Entgültigen Ergebnisse, wer das Massaker ausgeführt hat, bekanntgegeben. Das UN Menschenrechts Council beauptet aber jetzt schon es sei die Regierung Syriens für den Massenmord verantwortlich und wirbt für einen Krieg in der UN Versammlung.

     

    4. In den Videos sind Flüchtende zu sehen die die Flagge der Regierung tragen - nicht die Fahne der Rebellen.

     

    5. Warum waren die Hände mancher Kinder auf dem Rücken gefesselt, hatten die Mörder soviel Zeit?

     

    6. Wie war es möglich, das direkt nach dem Massaker durch Shabbia und Armee die Leute keine Angst davor hatten die Toten aufzusammeln, Videos aufzunehmen und ins Internet zu stellen?

    http://www.rt.com/news/houla-massacre-un-syria-635/

  • M
    Michael44

    Eines steht fest: eine westliche Militärintervention im Nahen Osten ist falsch. Genauso wie der Irakkrieg falsch war und der Afghanistankrieg Nichts gebracht hat.

     

    Milliarden an Euros aus Steuergeldern sind dort versickert und Europa ist massiv dadurch in die Verschuldung getrieben worden.

    Verdient hat daran nur die internationale Rüstungsindustrie.

     

    Und was hat sich im Irak oder in Afghanistan verbessert ? NICHTS die Länder rutschen noch tiefer in tägliche Bombenanschläge ab, deren Wirtschaft ist am Boden zerstört, die Islamisten haben dort Aufwind und der Westen ist in diesen Ländern noch mehr verhasst als vor den Militäreinsätzen.

     

    Und was sollte die deutsche Politik daraus lernen ?

     

    Deutsche Soldaten und europäische Soldaten haben NICHTS in Asien verloren: und im Rahmen eines UNO-Mandates sollten vorrangig die lokal verankerten Militärs geschickt werden. Das heisst in Asien sollten Militäraktionen nur erfolgen, wenn russische, indische, japanische oder chinesische Soldaten am UNO-Einsatz teilnehmen.

     

    Wir sollten uns als Deutsche militärpolitisch auf Europa beschränken. Das spart viel, viel Steuergeld, verkleinert den Hass auf Deutsche, da wir dort dann nicht präsent sind und die Rüstungsindustrie würde weniger Geld verdienen.

     

    Daher KEINE Militäreinsätze Deutschlands im Nahen Osten und in ganz Asien, da haben wir NICHTS verloren.