piwik no script img

Friedensnobelpreis für die EUJetzt also auch wir. Danke, ganz lieb.

Robert Misik
Kommentar von Robert Misik

Kommt diese Ehrung zur Unzeit – jetzt, wo dem Projekt die Luft ausgeht? Oder ist sie womöglich doch ein kleiner, nützlicher Beitrag zur europäischen Identität?

Jetzt nur nicht abheben: Wir alle sind Friedensnobelpreis! Bild: kallejipp / photocase.com

W IEN taz Wir sind Papst! war gestern. Jetzt gilt: Wir sind Friedensnobelpreisträger! Wir alle, Bürger und Bürgerinnen der Europäischen Union, wurden vom Komitee in Oslo ausgewählt und geehrt, wegen des historischen Friedensprojekts, das wir verwirklicht haben. Wenn das nur gut geht, können jetzt Zyniker einwerfen: Haben nicht schon Henry Kissinger und Jassir Arafat diesen Preis gekriegt? Jetzt also auch wir. Danke, ganz lieb.

Aber Zynismus ist, wie immer, billig. Und gerechtfertigt ist dieser Preis allemal. Ein Kontinent, dessen Nationen jahrhundertelang in Machtkonkurrenz zueinander standen und verheerende Kriege vom Zaun brachen, wurde in kleinen Schritten zu einer „Europäischen Union“ geeint, von visionären Politikern. Gewiss, die meisten von denen sind heute tot, und ihre Nachfolger und Nachfolgerinnen sind nicht immer so visionär, aber preiswürdig ist das allemal.

Nur, kommt der Preis nicht zur Unzeit? Was soll so ein Preis in dem Moment, in dem diesem Projekt offenkundig die Luft ausgeht? Vor unser aller Augen droht diese Europäische Union in nationalem Hickhack zu zerfallen. Deutsche gegen Griechen, Südländer gegen Nordländer, die „Unsoliden“ gegen die „Soliden“. Die heutigen Staatenlenker spielen sogar mit auf der Klaviatur der niedrigen Ressentiments. Populisten wettern gegen „Brüssel“. Und machen damit schnelle Punkte bei einer Bürgerschaft, die eher ein angewidertes Publikum ist, das so ziemlich gegen alles wütend ist, womit die technokratische, etablierte Politik verbunden werden kann.

Hat die EU den Preis verdient?

Hat eine Europäische Union, die seit Jahren auf der Stelle tritt, die ihre Probleme nicht lösen kann, die Solidarität tagtäglich mit mehr als einer Prise nationalem Egoismus mischt und die autoritäre Tendenzen wie in Ungarn toleriert, hat eine solche Europäische Union solchen Preis verdient?

Bild: privat
Robert Misik

lebt als freier Publizist in Wien mit dem Schwerpunkt Globalisierung und Wirtschaftspolitik.

Einerseits nein. Andererseits hat es sich die norwegische Nobelpreisjury auch zur Gewohnheit gemacht, ihre Preise als Ermutigung und auch ein wenig als Ermahnung zu vergeben, und damit gewissermaßen auch als Wetteinsatz. An Preisträger, die den Preis halb verdient haben, in der Hoffnung darauf, sie würden ihn sich irgendwann auch ganz verdienen. Als Wette darauf, dass diese Europäische Union nicht untergeht in dem großen Pallawatsch, aber als Wetteinsatz, der gleichzeitig den Ausgang der Wette beeinflussen soll.

Als Zuruf gewissermaßen: Hey, begreift ihr eigentlich, was ihr aufs Spiel setzt!?

Der erwähnte Henry Kissinger hat in seiner realpolitischen Kälte einmal ironisch darauf hingewiesen, wenn er die „Friedensmacht Europa“ anrufen wolle, dann habe er nicht einmal eine Telefonnummer. Wer ist denn dort der Ansprechpartner? Kommissionspräsident? Ratspräsident? Die deutschen oder französischen Premiers? Gar der EU-Parlamentspräsident?

Wer „ist“ diese EU?

Es ist nicht ohne Ironie, dass jetzt nicht einmal klar ist, wer diesen Preis entgegennehmen kann. Wer „ist“ diese EU, wer repräsentiert sie? Wer übernimmt für sie in Oslo den Scheck?

Das ist mehr als nur ein amüsantes Aperçu. Die Union hat ein institutionelles Tohuwabohu etabliert, sodass sie ein institutionelles Netzwerk ohne Gesicht geworden ist. Das mag einer Ära sogar angemessen sein, in der Macht nicht etwas ist, das irgendjemand hat, sondern vielmehr etwas, das eher fluide in den Kapillaren eines Netzwerkes prozessiert – in der also das Netzwerk die Macht ist. Aber es ist auch ein Problem: Nicht nur weil Repräsentation wichtig ist, sondern auch weil die verschiedenen Machtknoten sich gegenseitig blockieren können.

Im Wienerischen gibt es die Redewendung „Nutzt’s nix, dann schadt’s nix“, was so viel heißt wie: Es ist zwar fraglich, ob es nützt, aber es ist sicher, dass es zumindest nicht schadet. Und es gibt immerhin eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es nützt. Das gilt wohl auch für diesen Preis.

Ein kleiner Beitrag

Wer weiß, vielleicht sind ja einige von diesen BürgerInnen Europas, die dieser Europäischen Union mit Ressentiment und Indifferenz gegenüberstehen, jetzt für einen kleinen Augenblick stolz darauf, dass wir alle zusammen und damit auch sie persönlich diese Auszeichnung erhalten haben. Dann ist dieser Preis wenigstens ein kleiner Beitrag zur europäischen Identität.

Ja, wir, also Sie als Leser und ich als Autor dieses Textes, wir sind in diesem Fall nicht bloße Produzenten und Konsumenten der Berichterstattung, sondern gewissermaßen auch Objekt derselben. Und ich weiß ja nicht, wie Sie darüber denken, aber ich, ich bin gern bereit, auf meinen aliquoten Anteil am Preisgeld von 8 Millionen schwedischen Kronen zu verzichten, und bitte darum, die Kohle nach Athen an ein ambitioniertes Projekt zu überweisen, das Jobs für arbeitslose junge Menschen schafft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • K
    kannes

    Wer ist ist für den langandauernden Frieden

    in Europa verantwortlich?

    Die Tyrannei der Großmächte USA und Russland,

    die im kalten Krieg, die ganze Welt mit

    Totalauslöschung bedrohten und die Erinnerung,

    dass niemand ein Revival eines Weltkrieges will

    und keiner sich mit denen anlegen wollte.

    Seid doch einmal ehrlich!

    Europa war vor der EURO-Einführung

    und dieser Zwangsvergemeinschaftung besser

    dran gewesen!

    Neoliberalismus ist schlecht und die

    Europavereinheitstaatlichung ist ebenso übel!

  • F
    friedbert

    Wir brauchen ein System dauerhaft

    prosperierender Systeme von Volkswirtschaften,

    in denen sich die Menschen voll entfalten können

    und militärische Sicherheit, Sicherheit

    vor ABC-Katastrophen und Naturschutz, Artenschutz

    in Form höchster Qualitätsmindestvorschriften geregelt wird

    und keinen Monsterstaat, der die kleinen

    regionalen politisch-kulturellen Strömungen

    plattmacht und durchaus positive

    Staaten und deren Kulturen erodiert.

  • KV
    Krister Volkmann

    Meinen Anteil am Preisgeld steuere ich auch gerne für ein solches Projekt in Griechenland bei.

  • H
    hedwig

    Frieden in Europa und Einheitswährung haben

    nichts miteinander gemeinsam.

    Ich will diese erzwungene Staatenentmachtung nicht.

    Sie ist ungerecht, unfair, unmenschlich,

    massenverarmend und spielt nur den

    Kapital in die Hände!!!!!!!!!!

     

     

    Man braucht auch keine EU-Zentralmacht,

    die wie ein schwarzes Loch alle Macht an sich zieht.

    Respekt, Selbstbestimmung, Freiheit

    und demokratische Grundrechte und eine

    stabile transatlantische Beziehung

    zwischen den EU-Staaten reichen aus!

    Frieden ist eine Frage der Kultur.

    Zwangsvergemeinschaftungen sind genauso abstoßend

    wie Zwangsehen! Kultur lebt von der Verschiedenheit,

    vom Diskurs und Toleranz. Das ist die Stärke

    Europas. Europa braucht keinen EURO!

     

    Die Forderungen der Bundesbank müssen erneuerbare

    Energienprojekte in den Südländern finanzieren

    und zur Restauration von Weltkulturerbestätten

    und kontaminierten Regionen aufgewendet werden.

    Würde die Bundesbank so im Ausland investieren,

    dass deren Arbeitskräfte nicht mit unseren in Konkurrenz stehen, aber alle gute und sichere

    Beschäftigungen haben und die Länder deutlich

    besser aussehen, dann wäre viel geschafft.

     

    Diese manipulativen Preiskorruptionen können die sich sonst

    wo hin stecken. Nobelpreise (besonders Friedensnobelpreise) sind Götzenpreise.

     

    Politik muss Frieden gewährleisten,

    Wohlstand sichern, Menschen zur Blüte

    bringen und sie nicht mit abgeschmackten Ideen

    in ein neues Regime zwingen!!

  • R
    rostschnauze

    Super! Ich bin Nobelpreisträger, wie 502,5 Millionen Einwohner in der EU 27.

    Hoffentlich ist das jedem bewusst. Es wurde nicht die EU-Kommission oder das EU-Parlament preisgekrönt, sondern die EU und das sind wir alle.

    Allerdings zündeln unsere Regierungen wieder an diesem Gemeinschaftsgefühl -> siehe Euro-Krise. Ausschlussgedanken machen sich breit - Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Irland, also akut fünf von siebenundzwanzig sind gefährdet.

    Die Aufforderung dieser Auszeichnung aus Skandinavien ist: "Lasst diese mühsam erworbene Solidarität nicht untergehen, sie erreichte Fieden, Freundschaft und Akzeptanz unter den einst zerstrittenen "Nationen" über einen zuvor niemals erreichten Zeitraum. Setzt es nicht auf's Spiel!"

    Ich bin stolz auf "unseren" Nobelpreis.

    Nix für unguad!!

  • W
    Wahrheitssager

    Eu und Friedensnobelpreis. Als ich gehört habe, habe ich erst gedacht. Es ist ein scherz. Als mir klar war, dass es doch nicht scherz ist, habe ich mir gesagt, sei doch froh, dass nicht der Hittler ist. Nobelkomitee wird immer perverser. Vor paar Jahren Obamanun EU, wer weis vielleicht bekommt der Putin den Preis nächstes Jahr. Na dann gute Nacht.

  • MB
    Matthias Breuer

    Gute Idee! Auch meinen Anteil am Preisgeld spende ich an ein griechisches Projekt zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Können wir daraus nicht eine europäische Soldaritätskampagne erwachsen lassen?!

  • M
    Micha

    Ich denke, dieser Friedensnobelpreis sollte uns daran erinnern, was für eine große Errungenschaft die EU ist, was sie alles geleistet hat, warum wir sie brauchen und vorallem, zu welch großartigen weiteren Errungenschaften wir sie nutzen könnten, wenn wir nur wollten...

  • R
    rolff

    Hallo Bild, wo bleibt die Schlagzeile: "Wir sind Nobelpreisträger"?

    Aber das ist zu nahe an der Wahrheit, nicht wahr?

  • PW
    Peter Westermann

    Habe gehört,

     

    dass ein gewisser Herr Benedikt zur Preiverleihung anreisen will um an den Empfängern die letzte Ölung vorzunehmen.

     

    Hasta la vista, Europa.

  • PM
    Petra Müller

    Das geehrte Subjekt ist schlicht zu unspezifisch. Ebenso kann man dem ganzen Planeten Erde den Preis verleihen, weil er sich immer weiter dreht, oder dem Mond für diesen Segen der Gezeiten. Natürlich hätte man einzelne Politiker herauspicken und denen den Preis zuerkennen können, aber dann fühlen sich andere wohl ganz sicher auf den Schlips getreten, weil es in Europa ja gar so brüderlich noch nicht mal zugeht.

     

    Speziell für uns Deutsche ist dieser Friedenspreis nicht angemessen - immer noch steht bei der Nennung unseres Namens im Vordergrund, dass wir in jeder Beziehung die Ursache für die beiden Flächenbrände waren, die Europa im letzten Jahrhundert brutal durchtobten, und sich alsbald auch im Rest der Welt verbreiteten. Auch wenn der Ostdeutsche Gauck, als Pfarrer ein professioneller Verzeiher, und damit hier auch Relativierer, behauptet, dass wir diese Deutschen nicht mehr sind: wir sind und bleiben diese Deutschen, die mit ihren Stiefelsohlen auch über die Akropolis hinwegtrampelten, und zwar noch lange hin. Wenig medial beachtet bislang, dass ein Steinbrück diese unsere gemeinsame Geschichte, im Geiste Helmut Schmidts und anderer Begründer der europäischen Idee, und anders als die Kanzlerin, sehr in den Vordergrund der Debatte um Europa zu stellen sich bemüht.

     

    Wie instinktlos die Kanzlerin Merkel von gehabten Kriegen so gar nichts sagt, geschweige bemerkte, dass wieder einmal etwas fehlt, und wie sie sich so richtig schlicht erfreut, daran sieht man wieder trefflich, wie sehr sie doch hinter dem eisernen Vorhang sozialisiert worden ist. Am allerwenigsten kann man sagen, dass es der Preis der Angela Merkel ist, doch ganz entschieden hat sie mit am meisten von Europa profitiert, persönlich und politisch.

     

    Am Ende versucht das Nobelpreiskomitee uns das zu sagen, wozu einige Berufspolitiker sich leider vor lauter Wahltaktik nicht mehr in der Lage sehen. Die Solidarität unter verschiedenartigen Bevölkerungen ist keine nur dann, wenn es denn Standortvorteile und Absatzmärkte verheisst, gequält hinzunehmende Option, sondern in Wahrheit eine Notwendigkeit, um zu überleben. Dies müsste immer der erste Gedanke sein, wird von Europa gesprochen. Und deshalb ist dieser Preis nichts, was Angela Merkel und anderen eine Freude bereiten sollte. Im Gegenteil, es wäre geboten, sie schwiegen mal, erfüllt von jäher Scham.

  • HB
    Heinz Boxan

    Das Lob, die Ehrung,

    durch das sympathische Land Norwegen,

    haben wir für die Tat von gestern verdient.

    Wir dürfen stolz sein!

     

    Für unser heutiges Verhalten in der EU-Familie,

    darf es kein Lob sein, aber eine ebenso notwendige,

    wie auch geschickte Ermahnung,

    zur Besinnung und moralischen Aufrüstung.

    Wir dürfen uns besinnen!

    c-inribonax

  • W
    womue

    Für die vielen gelungenen Friedenseinsätze der letzten 25 Jahre? Inklusive Innerer Frieden und Aufarbeitung der Stasi? Also ich weiß nicht. Wenn man das nicht auf die Gelassenheit und Geduld der Deutschen in Sachen Demütigungen seit dem Weltkrieg hin interpretieren will, sollte man den Preis, insoweit er Deutschland betrifft umgehend zurück weisen. Alles andere ist Hochverrat!

  • BE
    Björn Eriksson

    Die Beschreibung eines Sachverhalts mit „billigem Zynismus“ zu etikettieren, ist - so nicht bereits typisch deutsche Attitüde – wenigstens eine vorliegende Unkenntnis über jenen Gegenstand, der durch die Vokabel „Zynismus“ bezeichnet wird. Was einem Publizisten sicherlich nicht zu unterstellen wäre. Zu Ihrer Information: die ernsthaft vorgetragene Bitte, die Kohle europäischen Hedgefonds oder Krauss Maffei zu überweisen, erfüllte den Tatbestand des „Zynismus“, nicht aber die Beschreibung eines Sachverhaltes, wie jenem, dass auch Henry Kissinger und Jassir Arafat diesen Preis erhalten haben. Aber das wissen Sie ja selbst. Und so kann Ihr Kommentar auch richtig eingeordnet werden.

  • S
    Sunny

    Von mir aus darf das Geld in den Aufbau eines griechischen Katasteramts gehen. Damit die Reichen eines Tages vielleicht doch noch, wenigstens registriert werden können.

  • SR
    Sandor Ragaly

    - Wer Geschichte kennt, weiß: Europa war früher ein Haifischbecken... -

    Der Friedensnobelpreis ist nicht nur jetzt in der Krise moralisch hilfreich - er hätte schon vor langer Zeit verliehen werden können, so klar ist die Berechtigung! Ernsthaftigkeit bezüglich Europas Friede heißt, die histor. Relationen zu sehen, zu vergleichen: Wie war es in Europa z.B. ab 1870? - ein sich steigernder Rüstungswettlauf, eine große Zahl machtpokernder, sich in Bündnissen ein- und auskreisender, auf Expansion (oder Revanche), Prestige-, Wirtschafts- und Machtgewinn lauernder großer wie kleiner Staaten! Politikmuster, die im Grauen des 1. Weltkriegs gipfelten, als Mio. Menschen, Nachbarn, auf dem Stand der Technik ins Massengrab verfrachtet wurden, Verdun, Somme...; aber auch in der Heimat Hunderttausende verhungerten. Dazu bedurfte es keines alle überragenden "Bösewichts" - es scheint bereits in der damals "gewöhnlichen" nationalistischen Verfolgung "eigener Interessen" angelegt gewesen zu sein - folgerichtiges Ergebnis der Macht-"Spiele". Doch die Weltkriegserfahrung hielt den Hass vielfach weiter am Leben, nicht nur bei Verlierern. U.a. darauf baute der "irre Rächer" Hitler, und Viele "rächten" mit: Vergasungs-"Duschen", "Übermensch" im Vernichtungskrieg, Kessel und "Einsatzgruppen" in der Etappe, maximales Völkerleid, zunehmend auch des dt. - Aber trotz allem, und erstmalig, sind Vorkämpfer den Weg einer europ. Einigung, endlich Versöhnung gegangen, und Viele haben das entwickelt: ein unglaublich wichtiger Erfolg, Sicherheit für das Leben sehr vieler Menschen.

  • A
    Augenwischerei

    Die große Begeisterung über diesen Preis bleibt aus. Er wird allgemein schön geredet. Da sind sich fast alle Kommentatoren einig.

     

    Obama erhielt ihn auch vor einiger Zeit.

     

    Wir brauchen uns nicht selbst zu belügen. Frieden und Dominanz von Kapital schließen sich aus.

     

    Es wird auch allgemein betont, dass es denen, die nicht teilnehmen, an der EU, auch nicht schlechter geht.

     

    Unbehagen ist Unbehagen. Es gibt andere, viel perfidere Kriegsschauplätze in der EU. Man hat dazu gelernt.

     

    Ich kann mich daran nicht freuen.

     

    Augenwischerei.

  • E
    Erwartung

    Was will man von einem Preis, der aus Rüstungsgewinnen finanziert wird, schon erwarten?

  • M
    MTee

    Lieber Herr Misik, vielen Dank für diesen Kommentar. Frieden, Demokratie, Reisefreiheit etc. sind keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, sondern ein Luxus, dem viele Europäer in den letzten Jahrzehnten frönen konnten. Es ist gut, wenn daran einmal mit Nachdruck erinnert wird, etwa mit der Verleihung eine Nobelpreises an die EU, so abstrakt der Preisträger auch sein mag. Länder wie bspw. Spanien, Portugal und Griechenland haben sich erst seit Mitte der 1970er Jahre demokratisiert, historisch gesehen gibt es dort eine weitaus größere Tradition in puncto Bürgerkrieg, Militärputsch und Diktatur als in Demokratie. Dass diese Länder trotz der erheblichen Probleme, mit denen sie zzt. zu kämpfen haben, trotz allem noch weitgehend stabil geblieben sind, ist nicht zuletzt der Einbindung in die EU zu verdanken. Vielleicht trägt der Preis dazu bei, dass neben dem ganzen Gerede ums Geld auch wieder über eine Vision für ein geeintes Europa diskutiert wird - über eine gemeinsame, verbindende Identität, die nationale Gefühle und Antagonismen überbrücken kann und damit wirklich ein weiterer Schritt hin zu dem friedlichen Kontinent wäre, den die EU-Gründerväter einst im Sinn hatten.

  • E
    Eremit

    Ist doch nur ein Versuch, die EU mittels Preisgeld vor der Pleite zu bewahren...

     

    Am friedensstiftenden Einfluß kann's jedenfalls nicht gelegen haben: 3 der 6 größten Waffenhändler und ein Export von bewaffneten Konflikten an die Peripherie.

  • T
    Taralius

    Ein Friedensnobelpreis für das Outsourcen von eigenen Problemen oder weshalb sonst herrscht Ruhe in Europa? Man beutet halt nicht mehr alleine aus sondern gemeinsam, bin mal gespannt wie es um die Union steht, wenn es sich ausgebeutet hat im europäischen Ausland!

  • JG
    Jürgen Gojny

    Friedennobelpreis für die EU? Ein Witz! Erinnern wir uns, was Claude Junker, Chef der €-Group, während der Finanzkrise von sich gab: "Wir müssen in der €-Group alles im Geheimen tun. Nichts darf nach außen dringen. Wenn es ernst wird, müssen wir lügen." Wie gesagt, die Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU ist ein Witz. Man muß es einfach mit Humor nehmen.

  • S
    Staatsbürger

    Also das mit dem Frieden ist schon richtig!

    Ohne die Eu gäbe es wieder thermonukleare europäische Bürgerkriege. Erinnern wir uns nur kurz an die Zeit vor dem Euro, die älteren unter uns werden es nur widerwärtig, die jüngeren sich das nötige Wissen ergoogeln. Und noch heute sehen wir, dass sich Nicht- Euroländer wie Schweden, Polen und Großbritannien - wenn sie grade keinen Krieg gegeneinander führen - mit Handelsembargos, atmomarer Abschreckung und geharnischten diplomatischen Noten in permanenter Fehde befinden. Im Ernst: Mainstream ist sowas von cool Leute, echt die Beste Droge und umsonst!

  • S
    Sebastian73

    Ein schöner Preis und keineswegs zur Unzeit. Wer das meint, vergisst, dass die Eurozone Probleme hat, nicht aber das Projekt EU. Wenn die Rede vom Zerfall der Eurozone ist, denkt dabei wohl doch niemand auch an die EU, hoffe ich zumindest. Natürlich gibt es auch einige Demonstranten, die die EU-Fahne verbrennen. Nur die verwechseln etwas, dass die EU nicht Ursache dieser Krise ist, sondern die Rettung vor der Pleite. Diese Leute verwechseln doch nur die Schuldigen. Ich glaube aber nicht, dass sie vor die Wahl gestellt, auch "Austritt" ankreuzen würden. Deshalb habe ich trotz der mitunter merkwürdigen Auswüchse bei Demonstrationen in Griechenland keinen Zweifel an der Berechtigung dieses Preises hier und jetzt.

  • JU
    Jurgen UK

    Nicht nur eine schlechte Entscheidung und falsches Signal, auch noch ein herber Schlag auf die Birne!

  • S
    Synoptiker

    "Europäische Identität" - ich weiß nicht! Ja, wir sind Europäer - das genügt- nicht wegen der EU, sondern weil wir in diesem Kontinent leben. Der Preis ist dennoch wichtig, auch in dieser Zeit der Krise. Weil wir Frieden pflegen, das ist unsere Würde und unsere Verpflichtung um unserer Enkelkinder willen. Der Preis deckt aber nicht unser Versagen in Bezug auf Gerechtigkeit und Spaltung in Super-Reiche und Hunger-Arme. Hier muss wie auf dem Arbeitsmarkt für Millionen viel getan werden. Gelingt uns das nicht, wird es mit dem Frieden nicht mehr lange dauern.

  • N
    Nick

    Das ist ja herzallerliebst. Eine EU, deren "Verfassung" eine jährliche Steigerung der Rüstungsetats ihrer Mitgliedsländer vorsieht, die von der Bevölkerung nicht angenommen wird, und deren Mitgliedsländer samt und sonders in völkerrechtswidrige Angriffskriege verstrickt sind, erhält den Friedensnobelpreis. Obwohl an ihren hochgerüsteten Außengrenzen täglich Menschen umkommen. Aber ja, stimmt schon, ist super, dass wir uns dafür gegenseitig nicht mehr den Schädel einschlagen...

  • F
    FaktenStattFiktion

    Nachdem erst Obama und nun die EU den Nobelpreis bekommen hat, sollte bei der Verleihung auch "Die Internationale" gespielt werden. Wenn das Niveau gehalten wird, bekommt Betti Wulff im nächsten Jahr den Literaturnobelpreis.