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Friede, Freude, Angebote

■ Hafenstraße: St.Pauli-Genossenschaft bewirbt sich um Trägerschaft / Hoffnung auf Engagement von Privat-Investoren Von Kai von Appen

Friedenszeichen und Verhandlungsbereitschaft am Hafenrand: Die „Genossenschaft St. Pauli Hafenstraße“ – die 750 Mitglieder zählt – hat sich gestern offiziell in einem Brief an Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow um eine Trägerschaft der Häuserzeile am Hafenrand beworben. Die Genossen: „Ob diese Modell für die Häuser durch Erbpacht der Grundstücke oder durch den Kauf durch die Genossenschaft verwirklicht wird – darüber wollen wir mit den Verantwortlichen der Stadt in einen Dialog treten, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Nach Angaben von Genossenschafts-Vorständler Bernd Cock bedeutet der Vorstoß nicht automatisch eine Abfuhr an mögliche Privatisierungspläne des Investors Dr. Hans-Jochen Waitz, der der Stadt Kauf und Sanierung der Häuser bei Einvernehmen mit den Hafensträßlern angeboten hat. Cock: „Wir haben lange darüber diskutiert, daß eine Menge dafür spricht, das Ganze auf breite Füße zu stellen und Privat-Verwertungsinteressen auszuschließen.“ Mit der Genossenschaftsofferte solle eine Diskussion um die Zukunft der Hafenstraße in Gang gesetzt werden, um endlich vom Voscherau-Diktat „Räumung oder Privatisierung“ wegzukommen. Die Genossenschaft forderte mögliche Investoren auf, sich innerhalb der Genossenschaft zu engagieren.

Doch ein derartiges Modell kommt für Waitz nicht in Frage. „Es macht keinen Sinn, wenn ich das 701 Mitglied in der Genossenschaft zu werden“, so der Investor zur taz: „Wir haben uns nicht beworben, wir haben nur gesagt, wir stehen zur Verfügung für eine friedliche Lösung. Wenn eine friedliche Lösung über die Genossenschaft möglich ist, finden wir das in Ordnung.“ Waitz weiter: „Wenn man so etwas trägt, muß man eigenverantworlich handeln können.“

Doch die Genossenschaft sieht auch andere Möglichkeiten, denkbar wäre laut Cock zum Beispiel „eine Beteiligigungsgesellschaft“. Daher werde man auch als Genossenschaft – BewohnerInnen hatten sich vorige Woche mit Waitz getroffen – weiterhin zm Investor Kontakt und Dialog suchen. Bernd Cock: „Wir würden dann gern mal erklärt bekommen, warum unser Modell keinen Sinnn macht.“

Thomas Mirow wollte zum Genossenschaftsangebot gestern keine politische Bewertung abgeben. Mirow zur taz: „Es ist eine Tatsache, daß ich diesen Brief bekommen habe. Ich führe derzeit in dieser Angelegenheit viele Gespräche und werde diesen Brief in die Diskussion einbeziehen.“

Die HafensträßlerInnn wollen erst in den nächsten Tagen mit einer eigenen Erklärung zu dem Waitz-Angebot und ihrer möglichen Zukunft Stellung beziehen. Die Patriotische Gesellschaft unternimmt überdies am kommenden Mittwoch den Versuch, auf einer Veranstaltung zum Thema „Zukunft am Hafenrand“ den „Dialog zum Ausgleich gegensätzlicher Interessen“ zu fördern. Die Patrioten: „Es sollten alle Stimnmen Gehör finden und Gespräche miteinander möglich werden.“

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