: Freundschaft im Spagat
■ DDR-Ideologe Hager: Freundschaft mit UdSSR trotz Sozialismus nach DDR-Machart
Berlin (taz/dpa) - Zwei Tage nach der Kommunalwahl in der DDR hat der SED-Chefideologe Kurt Hager zum Jahrestag des Kriegsendes vor 44 Jahren die „ewige Freundschaft“ der DDR mit der Sowjetunion beteuert. Im gleichen Atemzug machte er klar, daß Reformen nach sowjetischem Vorbild für die DDR nicht in Frage kommen. In seiner Rede zum „Jahrestag der Befreiung“, die das 'Neue Deutschland‘ gestern dokumentierte, erklärte er, die „unerschütterliche Freundschaft“ mit der UDSSR sei eine „historische Errungenschaft“, die es für immer zu bewahren gelte.
Diejenigen Kräfte, die die DDR aber von ihrem eigenständigen Kurs abbringen wollten, müßten - „ob sie wollen oder nicht“ - zur Kenntnis nehmen, daß die DDR nach dem Motto handele: „Geh deinen Weg und laß die Leute reden.“ An die Adresse Bonns signalisierte Hager Beweglichkeit: Die beim Honecker-Besuch 1987 abgesteckten Möglichkeiten seien „bei weitem noch nicht ausgeschöpft“.
Während in der Sowjetunion Stalin weiter demontiert wird, ließ Hager Kritisches über den Diktator nur in Nebensätzen verlauten und lobte die „heroischen Leistungen“ des Sowjetvolks während der Kriegszeit. Die von Stalin veranlaßten, „durch nichts zu rechtfertigenden Repressalien“ hätten aber „ernsthaften Schaden auch in den Reihen der Roten Armee“ angerichtet.
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