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Fremdsprachige Medien noch am Anfang

■ Türkischsprachige Medienmacher suchen ihren Platz in der monokulturellen deutschen Radio- und Fernsehlandschaft

Berlin. »Türkischsprachige Medien in Berlin zwischen Integration und medialer Isolation«, war das Thema im Haus der Kulturen der Welt. Neben dem Leiter des Zentrums für Türkeistudien Prof. Faruk Sen und der Ausländerbeauftragten Barbara John nahmen an der Tagung vorwiegend Journalisten aus regional in Berlin oder überregional in Deutschland sendenden türkischsprachigen Fernseh-, Rundfunk- und Presseeinrichtungen teil.

Im Verlauf der Tagung wurde klar, daß türkischsprachige Sendungen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Anstalten finanziell besser dastehen als solche von privaten Anbietern. TD1 zum Beispiel sendet über Kabel und ist nach Aussage des Betreibers Atalay Özcakir auf Werbung von türkischen Gewerbetreibern angewiesen. Dabei werde jedoch nur ein geringer Teil der anfallenden Kosten abgedeckt. Beim Fernsehprogramm TRT-INT hingegen gibt es diese Probleme nicht. Der Sender, dessen Zentrale in der Türkei liegt, sichert seine Existenz über die finanzielle Abhängigkeit, bezahlt aber zugleich mit der inhaltlichen Einflußnahme des türkischen Staatsfernsehens TRT.

Den über öffentlich-rechtliche Anstalten sendenden türkischsprachigen Rundfunkanbietern hingegen drückt der Schuh an einer anderen Stelle. Erkin Özgüc, vom Sender Freies Berlin (SFB), kritisierte die generell zu kurzen Sendezeiten für fremdsprachige Programme. Dies gilt auch für das türkischsprachige regionale Radioprogramm Berlin Radyosu. Noch verheerender ist für ihn die kürzlich vorgenommene Abschiebung dieser Radioprogramme von der UKW auf die empfangsmäßig qualitativ viel schlechtere Mittelwelle.

Während der Tagung wurde einstimmig der Mangel an qualifiziertem Medien-Personal bedauert — der Voraussetzung für Medienproduktion und Programmqualität. Es gibt also noch viel zu tun. Die Migranten-Medien in der Bundesrepublik stecken noch weitgehend in den Kinderschuhen.

Außer über den Mangel an guten Mitarbeitern wurde auf der Veranstaltung leider hauptsächlich nur noch über die Finanznöte der fremdsprachigen Sendungen diskutiert, nicht aber über deren gesellschafts- politische Bedeutung im Einwanderungsland Deutschland.

Diese Medien sind zwecks Artikulation und neuer Identitätsfindung bei den Einwanderern zwingend notwendig. Gleichzeitig trägt ihre Entwicklung einen gewichtigen Beitrag zur Kommunikation und Verständigung zwischen Einwanderern und der deutschen Bevölkerung bei. Um jedoch dieser Rolle gerecht zu werden, dürfen sie sich in ihrer Mediennische nicht isolieren, sondern müssen gleichzeitig auch ihren Platz in den deutschsprachigen Medien einnehmen. Halil Can

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