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Frelimo auf pragmatischem Kurs

Mosambiks Einheitspartei streicht den Marxismus-Leninismus aus dem Programm / Künftig „gemischte“ Wirtschaft / Verhandlungsangebot an Renamo / Chissano im Amt bestätigt  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Mosambiks regierende Frelimo-Partei hat am Sonntag ihren Kongreß mit Resolutionen beendet, die die bisherige strikte marxistisch-leninistische Politik abschwächen, eine gemischte Wirtschaft unterstützen und zu Verhandlungen mit den rechten Renamo-Rebellen aufrufen. Die Parteiführung mit Joaquim Chissano an der Spitze bleibt unverändert. Nach der Verfassung fällt Chissano damit auch automatisch das Amt des Staatspräsidenten zu.

Die Renamo-Rebellen haben in den letzten 14 Jahren die Infrastruktur des Landes fast vollkommen zerstört und dabei mehr als 100.000 Menschen auf grausamste Weise umgebracht. Das hat Chissano letztendlich dazu gezwungen, Kenias Präsident Daniel Arap Moi um Vermittlung zwischen Frelimo und Renamo zu bitten. Voraussetzung soll sein, daß die Renamo der Gewalt abschwört.

Westlichen Diplomaten zufolge spiegelt sich in den Beschlüssen der Partei die neue pragmatische Linie wieder, die Chissano seit seiner Machtübernahme 1986 verfolgt. Das Parteiprogramm erwähnt „Marxismus-Leninismus“ nicht mehr, bekennt sich aber noch immer zum Sozialismus. Gleichzeitig betonte Premierminister Mario Machunga, daß die Partei nun eine gemischte Wirtschaft mit Landwirtschaft als wichtigstem Bestandteil unterstützt. Ein hartes Programm zur Wiederbelebung der vom Bürgerkrieg schwer angeschlagenen mosambikanischen Volkswirtschaft wurde von dem Kongreß akzeptiert. Das Programm wurde 1987 mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds in Angriff genommen.

Frelimo will sich in Zukunft von einer Partei der politischen Elite zu einer echten Volkspartei entwickeln. Zur Zeit gehören nur 200.000 der 15 Millionen Einwohner des Landes der Partei an.

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