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Frei(z)heit gegen Rubel

Moskau (ap) - Über sträfliche Zustände, die in einer Strafkolonie in der mittelasiatischen Sowjetrepublik Kirgisien herrschten, hat am Samstag die Zeitung Sozialistitscheskaja Industrija berichtet. Danach wurde der Leiter der Strafkolonie, Oberstleutnant A. Scharschenow, entlassen, weil er einem eingelieferten früheren Kollegen zur Freiheit verhalf und auch sonst gegen Gefälligkeiten seinen „Schutzbefohlenen“ großzügig freien Lauf ließ. In dem Bericht heißt es, bei Scharschenow habe sich zum Antritt einer Strafe von zehn Jahren der Miliz–Oberstleutnant Dschumanali Orosaliew gemeldet, der ihm aus gemeinsamer Tätigkeit im kirgisischen Innenministerium bekannt gewesen sei. Scharschenow habe die Strafakten Orosaliews verschwinden lassen und ihm die Rückkehr in die kirgisische Hauptstadt Frunse erlaubt. Orosaliew sei erst in die Strafkolonie zurückgekehrt, als seine vorzeitige Begnadigung angestanden habe. Orosaliew wurde bescheinigt, daß er „durch hervorragendes Betragen und hervorragende Arbeitsmoral“ die Begnadigung verdiene, die ihm dann auch gewährt worden sei. Die Zeitung zitierte einen Zeugen mit den Worten, für Bargeld habe es auch „Urlaub“ aus der Strafkolonie und vorzeitige Entlassung gegeben. „Wer seine Strafzeit um ein Jahr verringert haben will, zahlt 1.000 Rubel. Wer nur zu Hause einen Besuch machen will, zahlt 100.“

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