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FreizeitsportDer Mellowpark steht unter Druck

Der Skaterpark in Köpenick bangt mal wieder um sein Gelände. Der Grund diesmal: Der Fußball-Zweitligist 1. FC Union braucht Raum.

Akrobatische Sportarten wie das BMX-Fahren sollen dem guten alten Fußball Platz machen. Bild: AP

In Treptow-Köpenick schwelt ein Konflikt zwischen zwei Jugend-Einrichtungen. Es geht um ein Gelände zwischen Spree und Wuhlheide: Seit kurzem ist hier der Mellowpark beheimatet. Der Skaterpark, in dem Jugendliche ihre Freizeit selbstbestimmt gestalten können, hatte erst 2009 seinen letzten Standort für ein Immobilienprojekt aufgeben müssen. Nach zähen Verhandlungen fand man damals eine Lösung, indem das Bezirksamt das aktuelle Areal zur Verfügung stellte. Das befindet sich aber im Visier des 1. FC Union: Der benachbarte Fußball-Zweitligist will hier sein Nachwuchs-Leistungszentrum ansiedeln.

Die Mellowpark-Macher fühlen sich von der Politik im Bezirk alleingelassen. "Die SPD scheint uns vor die Tür setzen zu wollen", sagt Alexander Eschment, Vorstandsmitglied des "all eins e. V.", der den Mellowpark betreibt. Ein Vorwurf, gegen den sich die Sozialdemokraten wehren: "Wir wollen lediglich, dass der 1. FC Union ein neues Gelände bekommt", so Bürgermeisterkandidat Oliver Igel zur taz. Am Donnerstag stellte die SPD im Immobilienausschuss der BVV einen Antrag, der dem Fußballclub die volle Unterstützung des Bezirks bei der Suche nach einer Erweiterungsfläche zusichert, ohne explizit das Mellowpark-Areal zu nennen. Das Papier wurde mit den Stimmen von CDU, Linken und Grünen erst einmal abgelehnt.

VIP-Parkplätze geplant

Aufs Tapet gebracht hatte die ganze Diskussion der 1. FC Union. Da dort, wo sich das Nachwuchs-Leistungszentrum jetzt befindet, eine neue Haupttribüne samt VIP-Parkplätzen entstehen soll, sucht der Verein Ersatz in Stadionnähe. In einem Schreiben an Bezirksbürgermeisterin Schöttler (SPD), das der taz vorliegt, meldete Union-Geschäftsführer Oskar Kosche Interesse am Gelände des Mellowparks an.

Dabei wird diese Fläche den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bunds gar nicht gerecht. Die verlangen nämlich die Erfüllung bestimmter Kriterien von einem Leistungszentrum, wie eine Mindestanzahl von vier Spielfeldern à 7.000 m(2) und zusätzliche Trainings-Gebäude. Mindestens 45.000 m(2) werden benötigt. Zwar zählt die Fläche der Paul-Zobel-Sportanlage insgesamt 66.000 Quadratmeter, "genutzt werden können aber nur 35.000", erklärt Alexander Eschment. Diese Fläche ist vom Mellowpark schon komplett belegt. Auf dem Rest des Geländes befinden sich ein Uferwanderweg, Naturschutzflächen sowie größere Gebäude.

Die SPD hält es dennoch für vorstellbar, dass sich beide Vereine das Grundstück teilen. "Sollte es keine andere Lösung geben, muss das eine Option sein", findet Kandidat Igel. Falls er nach der Wahl am 18. September den Posten seiner Vorgängerin Gabriele Schöttler übernehmen sollte, hätte er als oberster Dienstherr des Bezirksamts die Möglichkeit, die Verträge entsprechend zu ändern oder gar aufzulösen. Die dürften im Zweifelsfall "kein Hemmnis" sein, so Igel. Der aktuelle Vertrag garantiert dem Mellowpark-Betreiber eine Nutzung der Fläche für die nächsten zehn Jahre, ausgestellt wurde er vom Sport- und Jugendamt des Bezirks.

CDU wittert Wahlkampf

"Die SPD soll ihre Spielchen lassen", poltert Christian Schild, Fraktionsvorsitzender der CDU in der BVV. Für ihn ist klar: "Der Mellowpark bleibt, wo er ist." Für den FC Union müsse eine andere Fläche gefunden werden. Er wirft der SPD vor, Wahlkampf mit der "ausgezeichneten Arbeit" beider Vereine zu betreiben. An den Fußballclub appelliert er, sich wahlkampfpolitisch nicht "missbrauchen" zu lassen. Im Immobilienausschuss am Donnerstagunterstützte die CDU einen Antrag der Linkspartei, in dem eine veränderte Nutzung der Mellowpark-Fläche ausgeschlossen wird. Diesem Papier wurde stattgegeben.

Dem Mellowpark käme ein Verlust von Fläche oder ein erneuter Umzug alles andere als gelegen. Eine BMX-Strecke befindet sich gerade im Bau, für das kommende Jahr ist eine neuen Skater-Anlage geplant. Der Vorstand von "all eins" wartet jetzt den 25. August ab: Da will die Bezirks-SPD ihren Antrag erneut einbringen - diesmal im Plenum der BVV.

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10 Kommentare

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  • A
    Anwohner

    Nachdem sich hier die verschiedenen Interessengemeinschaften ausgetauscht haben will ich mich nun auch zu Wort melden. Ich bin Köpenicker und bin offen gesagt ziemlich genervt von Union. Mich nervt der Lärm, mich nerven die brüllenden Fans die an Spieltagen bis 24:00 Uhr betrunken durch Köpenick laufen und meine Freundin anbaggern.

     

    Herr Igel!!! Soll ich ihnen mal schreiben was nach Feierabend und am Wochenende mein Interesse ist??? Ich will meine Ruhe haben und wenn ich die ganze Zeit lärm haben wollte dann würde ich nach Berlin Mitte ziehen.

     

    Ich glaube es geht einer ganzen Menge Köpenickern so wie mir und ich habe kein Verständnis für die momentane Diskussion. Der Mellowpark soll von mir aus machen was er will, die kleinen BMX Fahrer stören niemanden. Union hingegen spielt sich auf als währten sie der Größte im Bezirk!!! Ich will mich hier auf keine Seite schlagen aber manchmal ist es schon komisch wie und für wen in Treptow Politik gemacht wird.

  • R
    Robert

    Großen Dank an Herrn Eschment für die Aufklärung! Ich kann nur hoffen, dass die jetzige Fläche des Mellowparks uns allen noch lange als Mellowpark erhalten bleibt. Das schöne daran ist ja gerade, dass dort nicht nur "urban sports" betrieben werden, sondern auch ganz normaler Freizeitsport neben Picknicks und mini-Grillpartys stattfindet.

     

    In dem Sinne: auf ein besseres Miteinander.

  • AE
    Alexander Eschment

    @Andreas: Der Mellowpark müsste nicht einer VIP-Tribüne und Parkplätzen weichen, sondern einem Leistungszentrum. Weil Union aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Interessen eine Haupttribüne mit VIP-Parkplätzen plant, hat deren jetziges Leistungszentrum auf ihrem Grundstück keinen Platz mehr. So hat es Herr Dubro auch geschrieben.

     

    Dem Mellowpark wurde am alten Standort von der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft gekündigt, weil ein Investor das Grundstück entwickeln möchte, nicht wegen Lärms. Die jüngste Rückmeldung der neuen Nachbarn war: Seitdem der Mellowpark auf dem Grundstück ist, gibt es keine Lärm-Probleme mehr. Die illegalen Techno-Partys sind seitdem vorbei.

     

    @Rick Nagelschmidt: Schön, dass SPD-Bezirkspolitiker sich zu Wort melden. Der Vollständigkeit wegen muss aber gesagt werden, dass die anderen Parteien den zitierten SPD-Antrag als sehr problematisch betrachten. Deshalb gibt es ja den Gegenantrag mit folgendem Wortlaut:

     

    "Das Bezirksamt wird ersucht, dem 1. FC Union bei der Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums behilflich zu sein und geeignete Standorte zu prüfen. Die Bezirksverordnetenversammlung hält die Paul-Zobel-Sportanlage für nicht geeignet." (Paul-Zobel-Sportanlage = Mellowpark)

     

    @Sebastian: Wahrscheinlich waren sie noch nicht im neuen Mellowpark. Die gesamte Fläche ist bereits durch Sportflächen belegt. Das Gelände lag, bevor der Mellowpark dort hinkam, tatsächlich ca. 15 Jahre brach. In dieser Zeit hat sich Union jedoch nicht darum bemüht.

     

    @Sebastian & Rick Nagelschmidt: Der Mellowpark hatte bereits eine Kooperationsvereinbarung mit dem Fußballverein. Das Vertrauen wurde jedoch u.a. durch das in der taz angeführte Schreiben erheblich beschädigt. Vertrauenserweckend waren auch nicht die Aussagen des Union-Geschäftsführers Kosche im Sportausschuss der BVV, dass bei einem Umzug des Leistungszentrums auf das Mellowpark-Grundstück keine gemeinsame Nutzung der Sportanlagen möglich sei.

  • A
    Andreas

    Dieser Artikel ist mal wieder eine reisserische Posse der schreibenden Zunft.

    Wenn ich zum Beispiel lesen muss, dass der Mellowpark einer VIP-Tribüne und Parkplätzen weichen muss, ist das ein absolutes Unding. Es wäre sicherlich witzig anzusehen, wenn jenseits der Wuhlheide (da wo sich jetzt der Mellowpark befindet) eine Vip-Tribüne gebaut wird und das Stadion an der Alten Försterei sich auf der anderen Seite der Straße (ca. 500 m Luftlinie) befindet.

    Zum anderen bestehen auf dem Stadiongelände bereits 2 Kunstrasenflächen, die durch das NLZ genutzt werden können, so dass auch die Fläche des Mellowparks ausreichen würde, um das NLZ den Rugularien des DFB anzupassen.

    Allerdings muss sich die Politik des Bezirkes fragen, warum man nicht den Mellow-Park nicht auf eine große Freifläche des FEZ hat umziehen lassen, da es auch gegen den jetzigen Standort genug Bürgerproteste von Spindlersfelder Einwohnern gab bezüglich der Ruhestörungen. Dieses war ja wohl auch ein Grund, warum der Mellowpark vom ehemlaigen KWK-Gelände verschwinden musste.

    Sehrb geehrter Herr Dubro, bitte etwas besser recherchieren, bevor man solche Artikel dem Leser vorsetzt!

  • RN
    Rick Nagelschmidt

    Der bezeichnete Antrag der SPD in der BVV Treptow-Köpenick hat folgenden Wortlaut:

     

    "Das Bezirksamt wird ersucht, die Bemühungen des 1. FC Union Berlin zum dringend erforderlichen Ausbau eines Nachwuchsleistungszentrums zu unterstützen und gemeinsam mit dem Verein geeignete Flächen – bevorzugt in örtlicher Nähe – zu suchen."

     

    Dort steht nichts vom Mellowpark bzw. der bezeichneten Fläche - viele interpretieren (ich unterstelle gerne) in "örtlicher Nähe" die Mellowparkfläche hinein. Dies ist mitnichten damit gemeint. Dies ist ein Kriterium des DFB für ein hochwertiges Jugendleistungszentrum, dass muss Grundlage bei der Flächensuche sein. Da kommt man natürlich auf die Mellowparkfläche, aber nicht ausschließlich und das ist auch gar nicht von uns beabsichtigt.

    In der Vergangenheit gab es vom Bezirksamt aus, Kooperationsgespräche zwischen Alleins/Mellowpark und dem 1. FC Union - leider ohne Erfolg. Es ist richtig, dass von verschiedenen Seiten versucht wird und wurde, beide Vereine gegeneinander auszuspielen. Aber nicht von der SPD und auch nicht von Oliver Igel - der Antrag sollte dies zeigen. Es gibt kein entweder oder - denn neben der deutlich guten Leistung und Wirkung des Mellowparks, steht eben auch die große Tradition und Anziehungskraft des 1. FC Union. Es wäre für die Jugendarbeit im Bezirk ein großer Gewinn, wenn diese beiden Vereine zu einer sinnvollen und stärkeren Kooperation gelangen - anstatt sich im Wahlkampf mit den unterschiedlichen Parteien anzulegen.

     

    Der Mellowpark und Alleins ist ein Objekt bzw. Träger mit großen Erfolg, aber mit allen anderen Trägern gleichgestellt. Haben diese mit dem Bezirksamt ein Vertrag abgeschlossen, auch noch über mehrere Jahre, kann dieser nur gekündigt werden, wenn schwerwiegende Verfehlungen vorliegen. Ist dies nicht der Fall, ist jeder im Bezirksamt daran gebunden - kein Bezirksbürgermeister kann eine Vertragskündigung einfach anweisen, dies entspricht ganz simpel nicht deutschem Recht.

  • S
    Sebastian

    Wer sich informiert hat weiß, dass der 1.FC Union dem Mellopark das Gelände nicht weg nehmen will, sondern an einer gemeinsamen Nutzung interessiert ist. Das dort sowieso eine Sportabteilung eingerichtet werden soll und der 1.FC Union diesen Part nur übernehmen will in dem er dort ein Nachwuchszentrum errichtet. Eine Partnerschaft von denen beide profitieren würden!

     

    Und mal anders gefragt ... wo soll bitte schön genügend Platz in Stadion nähe sein für ein Nachwuchszentrum ?? Soll der nebenan liegende Forst dafür gerodet werden? Oder dann doch lieber das brach liegende Gelände des Melloparks genutzt werden?!

  • AE
    Alexander Eschment

    Ich lese die Ausführungen von Herrn Igel mit großem Interesse.

     

    Heißt das, die SPD hat nicht vor die Nutzungsverträge zu kündigen? Unterstützt die SPD Treptow-Köpenick, dass der Mellowpark auf seinem Gelände bleiben kann, so wie sie es vor zwei Jahren in der BVV auch getan hat, wo über den Umzug des Mellowpark auf genau dieses Grundstück abgestimmt wurde? Hat die SPD vor, erfolgreiche und deutschlandweit anerkannte Jugendarbeit wieder zu fördern? Oder möchte Herr Igel nur auf die Formalität hinweisen, dass nicht der Bürgermeister eigenhändig den Vertrag kündigt, sondern das Jugend- bzw. Sportamt? Diese Fragen würden die Mellowpark-Nutzer von der SPD Treptow-Köpenick und auch dem Berliner SPD-Landesverband gern beantwortet haben!

     

    Ungeachtet der Formalitäten besteht kein Zweifel darüber, dass ein Bezirksbürgermeister durchaus politisch Einfluss nehmen kann. Und das möchte Herr Igel offensichtlich. Sein Kommentar steht im Widerspruch zu seinem Handeln, denn bei öffentlichen Terminen und Wahlkampfauftritten erklärt er, sein politisches Ziel sei es, die Verträge aufzulösen bzw. zu ändern und das Leistungszentrum des 1. FC Union auf den Mellowpark zu verlagern.

     

    Es gibt genügend geeignete Flächen für das Leistungszentrum im Bezirk. Warum bemüht sich die SPD nicht darum, dass Union eine dieser Flächen zu Verfügung gestellt wird, die den Mellowpark nicht kaputt machen würden? Dann wären alle berechtigten Interessen berücksichtigt - die des Mellowpark und die des 1. FC Union.

     

    Igel schürt für seinem Wahlkampf einfach falsche Hoffnungen beim Fußballklub und stellt eine gefährliche Konfliktsituation zwischen zwei erfolgreichen Vereinen her, die eigentlich auf gute Nachbarschaft aus sind. Und er gefährdet ein selbst verwaltetes Jugendprojekt, das jedes Jahr 30.000 Besucher hat: Freizeit- und Profisportler aus ganz Europa, Familien, Feriengäste und Schulklassen aus allen Berliner Bezirken.

  • SQ
    Scream Queen

    Und - unabhängig vom Wahrheitsgehalt des Artikels - der 1. FC Union braucht ganz bestimmt keinen "Raum", sondern allerhöchstens Platz. Oder habt Ihr schon mal jemanden gehört, der "bitte Raum machen" oder "Raum da" gerufen hätte? Tsk.

  • U
    Uwe

    Mit anderen Worten:

    Der Mellowpark, der gerade erst einen Kräfte und Geld zehrenden Umzug hinter sich hat, soll indirekt einer VIP-Tribühne und Parkplätzen weichen. Lieber FC Union, wollt Ihr jetzt auch Fussballmonopoly spielen?

    Sehr unsportlich!

     

    ps: Herr Igel, meine Stimme als Köpenicker bekommen Sie so bestimmt nicht!

  • OI
    Oliver Igel

    Ich habe nicht gesagt, dass die bestehenden Verträge "kein Hemmnis" seien. Dieses Zitat ist falsch. Der Autor hatte mir vor Veröffentlichung zugesagt, die Zitate zu autorisieren. Dies hat er nicht getan. Ich hätte ihn auf das falsche Zitat hingewiesen. Falsch berichtet ist zudem, dass die Verträge durch den Bezirksbürgermeister/die Bezirksbürgermeisterin geändert werden könnten. Es bestehen gar keine Vertragsbeziehungen mit dem/der Bezirksbürgermeister/in, sondern mit dem Jugendstadtrat und dem Sportstadtrat. Dem/der Bezirksbürgermeister/in hat nach der Berliner Verfassung nicht das Weisungsrecht gegenüber den Bezirksstadträten. Insofern ist es falsch in dem Bericht, dass er oder sie als oberster Dienstherr die Verträge ändern könnte.