Freiwilligenbörse: Ehrenamt sucht Freiwillige
Im Roten Rathaus findet die erste "Freiwilligenbörse" statt. Über 50 Organisationen stellen sich dort vor und suchen ehrenamtliche Mitarbeiter. Besondere Schulungen gibt es für Freiwillige, die in Hospizen arbeiten wollen.
Was Hamburg und München schon hatten, darf in Berlin natürlich nicht fehlen. Die "Freiwilligenbörse" hatte in diesen Städten jeweils einige tausend Besucher angelockt. Am Samstag stellen sich von 11 bis 17 Uhr nun auch in der Hauptstadt über fünfzig Organisationen vor. Sie wollen durch die Börse neue ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen.
Laut dem "Freiwilligensurvey", das 2004 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums durchgeführt worden war, engagieren sich 36 Prozent der Deutschen über 14 Jahren ehrenamtlich. Fast genauso viele Menschen würden sich gerne engagieren, wissen aber nicht, in welchem Bereich, oder wer Ansprechpartner ist. Das möchten die Veranstalter der Freiwilligenbörse jetzt ändern: "Wir erwarten etwa tausend Besucher und hoffen, dass wir jeden dritten für die Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit gewinnen können", sagt Carola Schaaf-Derichs, die Geschäftsführerin der Landesfreiwillgenagentur "Treffpunkt Hilfsbereitschaft". Diese veranstaltet zusammen mit dem Landesnetzwerk "Aktiv in Berlin" die Börse. Bei der werden auch ehrenamtliche Mitarbeiter vor Ort sein, um über die Praxis und Voraussetzungen einer solchen Tätigkeit Auskunft zu geben.
Unter ihnen ist auch die Caritas, die 1.500 hauptamtliche und 700 ehrenamtliche Mitarbeiter in Berlin beschäftigt. Momentan sucht sie dringend Leute für den Pflegebereich. "Krankenschwestern versorgen zwar die Wunden eines alten Menschen im Pflegeheim, für Gespräche haben sie aber keine Zeit", klagt Thomas Gleißner von der Caritas. Freiwillige Helfer besuchen deshalb Senioren oder gehen mit ihnen spazieren. Ein Freiwilliger benötigt hierfür keine besonderen Voraussetzungen oder Schulungen.
Für andere ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es kostenlose Fortbildungen. Ehrenamtliche im Hospizdienst werden beispielsweise vier bis sechs Monate geschult. In den Fortbildungen lernen sie, wie man Sterbende professionell betreut. Während früher sogar die Angestellten in Krankenhäusern Sterbenden Hoffnung machten, weil sie dachten, dass ihnen das helfe, weiß man heute, dass das keine Hilfe ist. Die Sterbenden wollen vielmehr unerledigte Dinge aus der Welt schaffen oder auch Streitigkeiten zwischen sich und Angehörigen bereinigen. Der Freiwillige unterstützt sie bei diesen Angelegenheiten.
Nicht jeder ist für ein solches Ehrenamt geeignet. Besonders wichtig ist seine Motivation: Will er den Tod eines Verwandten damit verarbeiten, ist das schlecht, weil er emotional zu sehr beteiligt ist. Nicht ausschlaggebend ist dagegen, welcher Glaubensrichtung Freiwillige angehören.
Aber auch ganz andere Projekte wie der Tibetbaum werben für ihre Arbeit. "Wir suchen für unsere Aufforstungsarbeit in Tibet Personen, die über Erfahrung in diesem Bereich verfügen oder eine entsprechende Ausbildung absolviert haben", sagt der Projektbeaufragte Padma Wangyal. Eine Mitarbeit außerhalb Berlins ist aber eher die Ausnahme, die meisten Organisationen vermitteln ehrenamtliche Tätigkeiten vor Ort.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!