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Freimarkt: Stör- oder Wirtschaftsfaktor?

■ Marktmeister gegen weitere Bebauung Bürgerweide / Maritim-Direktor für „Umbauung“

Bei Maritim-Hoteldirektor Nikolai von Solodkoff schlagen mindestens zwei Herzen in der Brust. Das eine schlägt für eine direkte Wegverbindung zwischen dem Nordausgang des Bahnhofs und dem Veranstaltungscentrum Bremen (VCB), das die Maritim- Gruppe betreibt. Das andere schlägt für den Freimarkt, und es schlägt deutlich lauter: „Ich finde es wichtiger, um eine gewachsene Tradition herumzubauen“, erklärte Solodkoff gestern auf der Landespressekonferenz und schlug sich damit in einem schwelenden Konflikt um die Zukunft der Bürgerweide auf die Seite der Marktbetreiber.

Marktmeister Wolfgang Ahrens wird es mit Genugtuung vernommen haben. Hinter den Kulissen „fliegen die Fetzen“ (Ahrens), wenn es um die Zukunft der Bürgerweide geht. Aus dem Haus des Wirtschaftssenators wird der politische Sprengstoff gleich säckeweise angekarrt: Eine neue Halle für eine Bremer Messe soll auf die Bürgerweide, ein Parkhaus fürs Maritim, Infrastrukturmaßnahmen zur Anbindung des Veranstaltungscentrums neben die Halle V. Sogar die Verlegung des Freimarktes von der Bürgerweide an den Stadtrand schwirrt als Idee von Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) durch die Stadt. „Seit fünf, sechs Jahren versuche ich, Schaden vom Freimarkt fernzuhalten“, klagte Marktmeister Ahrens gestern angesichts solcher Visionen, „paradoxerweise arbeite ich dabei im Auftrag der Stadt, die gleichzeitig Zugriff auf die Bürgerweide will.“

100.000 Quadratmeter Mindestfläche hat Bürgermeister Wedemeier für den Freimarkt garantiert, da muß der Marktmeister schon empfindlich abspecken. 109.000 Quadratmeter wird die Freimarktfläche noch in diesem Jahr messen, ab 1994 „werden 35 bis 40 Schausteller nicht mehr teilnehmen können“, sagt Ahrens. Ein solcher Flächenverlust sei nicht mehr aufzufangen.

Was sich in Zukunft auf der Bürgerweide tatsächlich alles tun wird, ist noch offen. Konkrete Planungen gibt es nach Angaben des Wirtschaftsressorts nur für ein Parkhaus mit ca. 400 Stellplätzen, Einfahrt von der Holler Allee. „Außerdem brauchen wir noch etwa 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche“, erklärte die Abschnittsleiterin Innenstadt beim Referat für Überregionale Dienstleistungen im Wirtschaftsressort, Marianne Grewe-Wacker. Wenn Bremen als Messestandort konkurrenzfähig werden wolle, müsse Ausstellungsfläche in dieser Größenordnung bereitgestellt werden. Ebenfalls in Planung: Die Anbindung des Nordausgangs Hauptbahnhof an den Eingang des Veranstaltungscentrums. Die direkte Diagonale zwischen den Gebäuden soll „in einem Bogen gestaltet werden“, ein entsprechender Architektenentwurf liege vor. „Dadurch soll der Platz für den Freimarkt aber nicht beeinträchtigt werden“, erklärt Grewe- Wacker.

Fehlen werden beim Freimarkt im nächsten Jahr mit Sicherheit die Buden, die üblicherweise direkt auf dem Bahnhofsvorplatz-Nord aufgebaut werden. Noch im November diesen Jahres soll mit der Sanierung des Bodens dort begonnen werden, der aus Zeiten, als dort noch ein altes Gaswerk stand, kontaminiert ist. Daran anschließen sollen die Bauarbeiten für eine neue Bahnhofshalle.

Marktmeister Ahrens bleibt skeptisch. Die Flächengarantie für den Freimarkt stünde im Gegensatz zu den aktuellen Planungen für eine neue Halle und ein Parkhaus. „Ich bin bisher davon ausgegangen, daß ich die Grundrechenarten beherrsche“, meinte Ahrens mit Blick auf die zur Verfügung stehende Gesamtfläche. „Für alles ist auf der Bürgerweide kein Platz.“

mad

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