: Freiheit über den Wolken noch grenzenloser
■ EG–Außenminister beschlossen Liberalisierung des Flugverkehrs / Verbilligungen erhofft
Berlin (taz) Ausnahmslos jeder EG–Europäer ein Fluggast - davon träumte der britische Außenminister Geoffrey Howe, als er sich freute, nunmehr könnten „billigere Flugtarife für 300 Millionen Europäer“ eingeführt werden. Die Preissenkungen erhoffen sich die Verkehrs– und Außenminister der Europäischen Gemeinschaft von ihrer am Montag beschlossenen Liberalisierung des Flugverkehrs innerhalb der Gemeinschaft sowie von der Vereinfachung des Überfluges von „Drittländern“ zwischen den nördlichen und südlichen EG– Staaten. Konkurrenz soll das Geschäft beleben. Im Zuge des für 1992 angestrebten komplett gemeinsamen Marktes innerhalb der EG darf demnächst die Lufthansa Flüge innerhalb Frankreichs anbieten, etwa von Marseille nach Bordeaux, wenn sie sich davon ein Geschäft verspricht. Andererseits darf dann die Alitalia Tickets von Saarbrücken nach Sylt verkaufen. Interessant könnte das Geschäft zumindest für Zwischenlandungen werden, wenn etwa die Lufthansa auf dem Flug von Hamburg nach Rom bei einem Zwischenstopp in Mailand noch „zulädt“, was bisher ausgeschlossen war. Der letzte Stolperstein für die Einigung war in der vergangenen Woche aus dem Weg geräumt worden: Die Spanier wollten nicht mitziehen, weil der Flughafen Gibraltar in der geplanten Vereinbarung als britisches Hoheitsgebiet bezeichnet wurde. Nunmehr dürfen die spanischen Grenzbehörden ein eigenes Zollhäuschen am Flughafen mit direktem Zugang von anerkannt spanischem Gebiet errichten. Lufthansa–Chef Heinz Ruhnau begrüßte die Liberalisierung. Im gleichen Atemzug dachte er jedoch sogleich an weitere Freizügigkeiten und forderte, die Frankfurter Startbahn West, auf der aufgrund ihrer Winkellage zu den übrigen Rollbahnen bislang nur Starts erlaubt waren, solle nun auch für Landungen freigegeben werden. Die Liberalisierung wird nach Ruhnaus Ansicht aufgrund verschärften Preiswettbewerbs zur Konzentration der Fluglinien führen: „Europa ist nicht groß genug, um sich 21 Fluglinien leisten zu können.“ ulk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen