: Freihandelnde Erpresser
■ Zehn Prozent der US-Unternehmen drohen mit Umzug nach Mexiko
Washington (IPS) – Viele US- Unternehmen drohen ihren Belegschaften, wenn sie einer Gewerkschaft beitreten wollen. Dafür benutzen sie vor allem den Hinweis auf das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Das belegt eine unveröffentlichte Studie, die das Nafta-Sekretariat bei der Forscherin Kate Bronfenbrenner von der Cornell University in Auftrag gegeben hatte. In mehr als 10 Prozent der 600 untersuchten Fälle hätten US- Arbeitgeber gesetzwidrig einen Umzug nach Mexiko angedroht.
Das Nafta-Sekretariat hatte die Untersuchung als Reaktion auf Beschwerden Beschäftigter in Mexiko in Auftrag gegeben. Die US- Telefonfirma Sprint hatte eine Niederlassung in Mexiko 1994 Hals über Kopf geschlossen, nachdem die Belegschaft eine Abstimmung über einen Beitritt zu der US-Gewerkschaft für Telekom- Beschäftigte angesetzt hatte. In zwölf Prozent der Fälle, in denen sich in den vergangenen Jahren die Gewerkschaften durchsetzten, seien die Betriebe tatsächlich geschlossen worden, hebt Bronfenbrenner hervor. Das Vorgehen von Sprint sei also kein Einzelfall.
Weil die unmittelbare Drohung illegal ist, greifen die Unternehmer zu perfiden Methoden: In einer Automobilfirma beispielsweise ließ das Management Statistiken über den Durchschnittslohn mexikanischer Arbeiter im Vergleich zu ihren US-Kollegen verteilen. Zugleich wurde vorgerechnet, welche großen finanziellen Vorteile die Firma bei einem Umzug nach Mexiko erwarten konnte.
Die US-Regierung unterbindet bisher die Veröffentlichung der Studie. Sie fürchtet vermutlich um die Unterstützung des Kongresses für ein beschleunigtes Gesetzgebungsverfahren bei der Aufnahme Chiles in die Nafta.
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