piwik no script img

Frauenschwärme

Schon bei seinem Namen werden Frauen schwach. „Ro-dol-fo Es-te-ban Car-do-so“ – das lautmalert so schön, daß es gerne noch ein paar Silben mehr sein dürfen. Sind aber so schon alle neune: Abgeräumt also, findet auch André M. Klöpper. Der argentinische Neuzugang („Neue Luft, neues Glück“) sei ein „Frauenschwarm“, erkannte der Marketingleiter des HSV schnell und ließ im Abendblatt die Verkaufs-Hosen runter: „Er wird im Merchandising eine nicht unwesentliche Rolle spielen.“

Erste Erfolge im Konzept „Cardoso 2000“ sind schon zu sehen: Fast 27 Trikots der neuen Nummer 27 wurden im Fan-Shop seit der Ankunft des 27jährigen Mittelfeldspielers verkauft. Bringt etliche Mark und bestsellert die „zentrale Figur“, wie Trainer Felix Magath findet, auf Platz eins der vereinsinternen Leibchen-Charts. Wow! Zeitweilig mußte der Andenken-Laden wegen Überfüllung geschlossen werden – alles Frauen.

Ohnehin herrscht dieser Tage an der Rothenbaumchaussee ein Riesenauftrieb: HSV-Fans campieren vor der Vorverkaufsstelle, um sich ihre Tickets für das Spiel gegen Spartak Moskau zu sichern, Anhänger weinen vor Freude, doch noch ein Kommenden-Mittwoch-um-18-Uhr-im-Volksparkstadion-Billet ergattert zu haben. Beim heiligen Cardoso, weiter so. Auch morgen um 15.30 Uhr gegen Bielefeld.

Südamerikanisch geht es derzeit auch beim FC St. Pauli zu. Dessen Abwehr ist wieder einmal zu großen Teilen out of order, daß Trainer Uli Maslo sogar darüber nachdenken soll, vom VfB Stuttgart Franco Foda kommen zu lassen. Das wäre eine lustige Idee und würde ordentlich Samba ans Manzi-verwaiste Millerntor blasen, obwohl der 30jährige kein Brasilianer ist.

Dafür war Foda schon einmal mit der Nationalmannschaft im größten Land des Kontinents. Das ist schon ein paar Tage her, als der Defensivmann noch kicken konnte. Als die Mannschaftsaufstellung damals im Stadion verlesen wurde, sorgte das für einige Heiterkeit. „Franco Foda“ bedeutet in einem der dort üblichen dialektischen Abwandlungen des Portugiesischen soviel wie „umsonst ficken“. Darum: Wo wäre so einer besser aufgehoben als auf dem Kiez? Kaufen, Papa Heinz! Aber heute um 20 Uhr bei 1860 München darf der Gratis-GVler noch nicht mittun. Clemens Gerlach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen