piwik no script img

Frauenrechte in TunesienProtest gegen Ennahda

Tausende Menschen in Tunesien protestierten dagegen, dass die Ennahda-Partei die Verfassung ändern will. Nach ihr soll es demnächst heißen, Frauen und Männer „ergänzten“ sich.

Protestierende gegen die Beschneidung von Frauenrechten in Tunis. Bild: reuters

TUNIS rtr | In Tunesien haben am Montag Tausende Menschen für die Rechte der Frauen demonstriert. Sie warfen der regierenden Ennahda-Partei vor, die Rechte der Frauen beschneiden zu wollen. Rund 6.000 Menschen, überwiegend Frauen, schlossen sich in der Hauptstadt Tunis dem Protestmarsch an.

Sie lehnten eine Formulierung im Verfassungsentwurf ab, in dem es heißt, Frauen und Männer ergänzten einander. Stattdessen müsse das Gesetz von 1956 in Kraft bleiben, nach dem Frauen und Männer vollständig gleichberechtigt sind.

Die gemäßigt islamistische Ennahda, die seit Oktober die Regierung führt, steht von zwei Seiten unter Druck: Die kompromisslosen Salafisten verlangen die Einführung des strengen islamischen Rechts. Säkulare Oppositionsgruppen wehren sich dagegen. Die Ennahda-Partei hatte zugesichert, das islamische Recht nicht einzuführen und die Rechte der Frauen zu respektieren.

Die Demonstrantinnen forderten, die Regierung solle sich besser um Probleme wie Arbeitslosigkeit und Entwicklung in den Regionen kümmern.

Tunesien ist eines der liberalsten Länder in der arabischen Welt. Der Sturz des lange herrschenden Präsidenten Zine al-Abdine Ben Ali Anfang vergangenen Jahres löste den Arabischen Frühling aus, in dem es auch in Ägypten und Libyen zum Umsturz und in zahlreichen anderen arabischen Ländern zu Protesten kam.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • K
    Knorke

    "Tunesien ist eines der liberalsten Länder in der arabischen Welt."

     

    Das ist falsch. Vielmehr muss es heißen: "Tunesien WAR IN DEN LETZTEN JAHREN eines der liberalsten Länder in der arabischen Welt."

     

    Zum einen wissen wir nicht, wie es im Moment gerade dort aussieht und ebensowenig wie es sich in naher Zukunft entwickelt. Leider scheint die Tendenz in die weniger tolerante Richtung zu gehen, aber ich drücke den Menschen und ganz besonders diesen mutigen Frauen die Daumen.

  • D
    D.J.

    Ich befürchte, es muss erst noch schlimmer werden, bevor es besser wird. Ich hoffe aber, es braucht keinen 30 Jahre währenden Krieg, um den Leuten klarzumachen, dass Religion nicht die Lösung, sondern das Problem ist.

  • J
    JohnReed

    Das ist das Problem mit den in linksliberalen westlichen Milieus so geschätzten "gemäßigten Islamisten": Es gibt sie nicht. Fundamentalisten - jeglicher Ausrichtung - unterscheiden sich lediglich in Ihrer Zielverfolgung, strategisch langfristig denkend die einen, radikal und kurzfristig ausgerichtet die anderen.