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Frauenpartei – vielleicht doch?

■ Der 5. Kongreß des UFV tagte am Wochenende in Berlin

Berlin (taz) – Auf die politische Bühne will sich der Unabhängige Frauenverband (UFV) zurückmelden. 1989 in der Wende-DDR begründet, hat der UFV einst breite Fraueninteressen an Runden Tischen vertreten, sich in Wahlkämpfen und Bündnissen aufgerieben, sich mit internen Ausgrenzungen befaßt und ist auf einen Verein von 300 Mitfrauen geschrumpft. Streng basisdemokratisch wie am ersten Tag. Das totzitierte „Frauen als Verliererinnen der deutschen Einheit“ lehnt der UFV ab; die Opferrolle wird nicht geprobt. Statt dessen lautete das Motto des 5. Verbandskongresses: „Wi(e)der die Vereinzelung“. 200 Frauen aus Projekten und Politik, aus Ost und West kamen am Wochenende nach Berlin- Lichtenberg. Es war der erste seit über zwei Jahren, der Westfrauen zuließ.

Überraschend und wohltuend diszipliniert und pragmatisch wurde gearbeitet. Die üblichen endlosen Debatten, Verletzungen, Anklagen entfielen.

Ergebnis von Arbeitsgruppen war unter anderem ein Aufruf zum zivilen rechtswidrigen straffreien Ungehorsam gegen den Paragraph 218, der für die Zeit vom 15. bis 19. Juni bundesweite Aktionstage ankündigt.

Ein Arbeitsforum wurde gebildet, das eine programmatische Grundlage für „einen bundesweiten feministischen Frauenzusammenhang“ erarbeiten soll. Wer dabei Frauenpartei assoziiert, liegt nicht falsch. Zwar hatte sich der UFV im Herbst 1991 gegen die Form einer Partei und für die eines Vereins entschieden. Jedoch ist der Leidensdruck ob der „ungeklärten feministischen Organisationspanik“, wie es eine Kongreßteilnehmerin benannte, groß genug. Gemeint ist die Suche nach einer effektiven politischen Form in zuverlässig funktionierenden Strukturen mit klar definierten Verantwortlichkeiten. Dazu kommt die Lust der Frauen am Experiment und eine Art letzter Versuch, die Bewegung zu zwingen und den Frauen, die auf einen Anstoß warten, diesen zu geben. Das Versagen der Grünen soll dabei mitbedacht werden. Diese kleine Offensive in Richtung Struktur kann spannend werden. Erste Ergebnisse des Arbeitsforums, zu dem Christina Schenk und Erika Märke gehören, werden zum Jahresende erwartet, wenn die Vorbereitungen zum Frauenstreik am 8. März 1994 in die letzte Phase treten. Vera Czollek

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