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Frauenkommission „nur Dekoration“

■ Hochschulfrauen wehren sich gegen Alibi-Einrichtung / „Nur verbale Bekenntnisse“

Von 195 Lehrkräften sind an der Hochschule Bremen nur 11 Frauen. In den Ingenieursstudiengängen gibt es überhaupt keine Lehr-Frau und traditionell nur wenig Studentinnen. Weil in den nächsten Jahren viele Hochschullehrer in Rente gehen, gäbe es eine Chance, das Mißverhältnis zu beenden, finden die Frauen vom Hochschul-ASTA. Erste Voraussetzung: Eine Zentrale Kommission für Frauenfragen. Minimalforderung der Hochschulfrauen: 50prozentige Freistellung einer Hochschullehrerin, eine wissenschafliche Mitarbeiterin, eine halbe Kombikraft. Aber dafür hat Rektor Ronald Mönch kein Geld.

Dabei engagiert sich Mönch verbal sehr für Frauenfragen. Er sei der Initiator gewesen, der das Sonderthema „Frauenförderung“ in die Hochschulrektorenkonferenz, der er vorsitzt, eingebracht habe, berichtet er auf telefonische Anfrage. Im Bremischen Hochschulgesetz steht seit 1989, daß die Hochschule Frauenförderrichtlinien, eine Zentrale Kommission für Frauenfragen und in jeder Berufungskommission zwei Frauen haben muß. Tatsächlich hat die Westdeutsche Rektorenkonferenz im Juni eine Entschließung zur Frauenförderung verabschiedet. Um mehr Frauen als Lehrkräfte an die Hochschulen zu bekommen, empfehlen die Hochschulrektoren, von der Voraussetzung Promotion plus fünf Jahre Berufspraxis abzuweichen, damit Frauen während ihrer Lehrtätigkeit Voraussetzungen nachzuholen können. Das ginge aber, so Mönch, nur mit Billigung der Bildungsbehörde. An die hat er deswegen geschrieben. Auch in den Berufungskommissionen sitzen keine Frauen. Mönch: „Zu wenig Bewerberinnen“.

Besonders liege ihm, so Mönch, die Förderung von HochschullehrerInnen am Herzen, aber auch die Bildung der Zentralen Frauenkommission, die über die Gleichbehandlung von Frauen an der Hochschule zu wachen hätte. Ein entsprechendes Konzept soll demnächst von der Haushaltskommission verabschiedet werden: Drei Semesterwochenstunden für die Hochschullehrerin, 800 bis 1.000 Jahresstunden für studentische Hilfskräfte, einen ABM-Antrag und Sachkosten. Ein Änderungsantrag des ASTA fand keine Beachtung. Um Bundesmittel für die Frauenförderung hat Mönch sich bisher nicht bemüht. Mönch hat es satt, sich in der Frauenförderung „als Mann und Antragsteller zu tummeln“ und möchte erst einmal eine „Struktur schaffen, die flott ist“. Seine Befürchtung ist allerdings, daß sich für die Arbeit in der Frauenkommission, genau so wie in den Berufungskommissionen, keine Frauen finden werden. Ob das klappt, bezweifelt nicht nur er.

Auch die frauenpolitisch engagierten HochschullehrerInnen Inge Buck, Renate Meyer-Braun und Susanne Schunter-Kleemann sind von den hochschulinternen „Frauenförderplänen“ nicht begeistert. Aber aus anderen Gründen. Solange die Frauen an allen Sitzungen nur beratend teilnehmen, aber nicht mitstimmen dürften, habe die Kommission nur Alibifunktion. „Wir haben großes Interesse“, so Buck, „aber nicht als Dekoration“. Und Kollegin Susanne Schunter-Kleemann: „Eine Frauenbeauftragte, die nicht ausreichend mit Mitteln ausgestattet ist, wird doch nur verschlissen.“

„Nur verbale Bekenntnisse“, beurteilen StudentInnen das Engagement ihres Rektors, „auf der einen Seite setzt er sich für Empfehlungen ein, auf der anderen Seite will er der eigenen Hochschule keine Mittel an die Hand geben“.

bear

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