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Frauenberufe, Männerberufe

„Man spricht von einem Frauenberuf, wenn der Frauenanteil in diesem Beruf bei über siebzig Prozent liegt. Typische Frauenberufe sind Floristin, Kosmetikerin, Frisörin, Arzthelferin.“

Thomas Hinz, Soziologe

Die fünf am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe bei Männern sind Kraftfahrzeugmechaniker, Maler und Lackierer, Elektroinstallateur, Tischler und Kaufmann im Einzelhandel.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Die fünf am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe bei Frauen sind Bürokauffrau, Kauffrau im Einzelhandel, Friseurin, Artzhelferin und Zahnarzthelferin.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

„Wir freuen uns, wenn wir einen männlichen Kosmetiker-Azubi haben. Gemischte Klassen sind viel ausgewogener. Es gibt weniger Rivalität und Gruppenbildung.“

Karin Pfaffe, Schulleiterin einer Kosmetikerschule

„Sechs von zehn Männern müssten ihren Beruf wechseln, um eine gleichmäßige Verteilung [der Geschlechter auf die Berufe] zu erreichen.“

Jerry A. Jacobs, Soziologe

„Achtzig Prozent der Frauen, die in Männerberufen arbeiten, haben diesen nicht bewusst gesucht, sondern sind unfreiwillig dort gelandet.“

Bettina Heintz, Soziologin

„Männlichkeit wird zu einem großen Teil über den Beruf, einen „männlichen“ Beruf definiert. Weil die Geschlechtergrenze quer durch das Arbeitsleben geht, kann nur ein „männlicher“ Beruf Männlichkeit definieren. Männlichkeit wird konstruiert durch Praktiken der Abgrenzung von vermeintlichen Nicht-Männlichkeiten, durch Unterordnung und Marginalisierung.“

Robert W. Connell, „Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten“. Leske + Budrich, Opladen 1999

„Historische Analysen der Berufe zeigen typische Mechanismen: Immer dann, wenn ehemals den Frauen zugeordnete Berufe zu einer Männerprofession wurden, erhöhte sich der Status dieser Berufe, während der umgekehrte Prozess, bei dem ein ehemaliger Männerberuf zu einem Frauenberuf wurde, immer zu einer Statusminderung des neuen Frauenberufes führte.“

Regine Gildemeister, Soziologin

„Männer suchen sich innerhalb des Frauenberufes einen Teilbereich, der von Männern geprägt ist. Krankenpfleger arbeiten oft in Notfallstationen oder Psychiatrieabteilungen und interpretieren dies so, dass da eben männliche Qualitäten wie Kraft, Durchhaltevermögen, emotionale Lösung und so weiter von Bedeutung seien. Lehrer unterrichten in höheren Klassen, und Bibliothekare wenden sich dem wissenschaftlichen Bereich zu.“

Shahanah Schmid, Soziologin

„Ein Frauenberuf fast ohne Männer: In Deutschland gibt es bisher nur zwei Entbindungspfleger. Der ein oder andere Mann wäre aber sicherlich als Entbindungspfleger geeignet. Bei mir hat sich so einer aber noch nicht vorgestellt.“

Irmtraud Johannesmann, Leiterin einer Hebammenschule

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