Frauen zur See

■ Museum dokumentiert erstmals die Arbeit von Seebärinnen an Bord

Seefahrt, damit wird im allgemeinen Mannsvolk assoziiert: bärbeißige Kapitäne, spindeldürre Schiffsjungen oder von Kopf bis Fuß tätowierte Matrosen. Daß auch Seebärinnen auf den Weltmeeren unterwegs sind, dokumentiert nun erstmals eine Ausstellung im Flensburger Schiffahrtsmuseum. „Frauen zur See – weibliche Arbeitskräfte an Bord deutscher Schiffe seit 1945“nennt sich die Dokumentationsschau, zusammengestellt wurde sie in zweijähriger Forschungsarbeit von der Historikerin Christine Keitsch.

„Früher schmückten Frauen die Schiffe in erster Linie in Form einer großvolumigen Galionsfigur“, erzählt die 36jährige Wissenschaftlerin. Doch auch schon in früheren Jahrhunderten wurden Frauen von der See magisch angezogen: Niederländische Historiker fanden etwa heraus, daß sich junge Frauen schon in der Zeit zwischen 1550 und 1839 als Matrosen oder Soldaten verkleideten, um sich so an Bord zu schmuggeln. Meist wurden sie entdeckt.

Christine Keitsch knüpfte zu über 100 Frauen, die zur See fuhren oder fahren, Kontakte und befragte sie zur Ausbildungs- und Arbeitssituation auf See, zum Leben an Bord und zu den beruflichen Möglichkeiten. Die erste Frau mit deutschem Kapitänspatent für Große Fahrt war 1955 Annaliese Teetz (1910-1992). 38 Jahre lang fuhr sie zur See, mal als „Zweiter“, mal als „Dritter Offizier“. Trotz des Kapitänspatents hatte sie niemals selbst das Kommando über ein Schiff. Gegenwärtig fahren elf deutsche Frauen als nautische Offizierinnen zur See, drei Frauen als Kapitäninnen, zwei als Technische Offizierinnen und mindestens ein Dutzend als Schiffsmechanikerinnen. dpa

Die Ausstellung im Flensburger Schiffahrtsmuseum, Schiffbrücke 39, ist noch bis zum 19. April 1998 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 16 Uhr,