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Frauen in der WirtschaftFrankreich für Quoten

In Frankreichs Wirtschaft sitzen wenige Frauen auf Führungsposten: Die Quote soll das ändern. Die linke Opposition überzeugt das Gesetz nicht, wichtiger sei der Kampf für gute Löhne.

Die Frau stört Männerbünde. Bild: Hartwig HKD – Lizenz: CC-BY-ND

PARIS taz | Wenn gut zureden nichts fruchtet, hilft nur gesetzlicher Zwang. Das ist die Meinung der französischen Nationalversammlung, die am Mittwochabend ohne Gegenstimmen eine Regelung für eine Frauenquote in Unternehmen verabschiedet hat.

Innerhalb von drei Jahren soll der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der 500 größten Unternehmen in Frankreich 20 Prozent erreichen und nach sechs Jahren 40 Prozent - wie heute schon in Norwegen. Dort ist eine vergleichbare Regelung seit 2003 in Kraft.

Französische Aktiengesellschaften, die sich weigern, bei der nächsten Erneuerung ihrer Leitungsorgane mindestens eine Frau zu nominieren, müssen mit Sanktionen rechnen. In ähnlicher Weise versucht Frankreich seit 1999 die Parität der Geschlechter bei politischen Wahlen durchzusetzen - bisher allerdings nur mit bescheidenen Ergebnissen.

Die Tatsache, dass derzeit Frankreichs Arbeitgeberverband von Laurence Parisot geführt wird, könnte leicht ein falsches Bild einer fortgeschrittenen Feminisierung in den Chefetagen geben: Bisher besetzen Frauen nur 10,5 Prozent der Sitze in den Verwaltungsräten der 40 größten französischen Unternehmen, deren Kurse die Grundlage für den Börsenindex CAC 40 bilden. In Deutschland sind es laut EU auch nur 13 Prozent. Die schwarz-gelbe Koalition hat sich zwar die Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen und Aufsichtsräten vorgenommen. Mehr als "Berichtspflichten und transparente Selbstverpflichtungen" sind laut Koalitionsvertrag aber nicht vorgesehen.

Wer die Chefinnen bedeutender französischer Unternehmen aufzählen will, kommt derzeit mit einer Hand aus: Außer Parisot, die das Umfrageinstitut Ifop leitet, fallen höchstens Anne Lauvergeon beim Atomkonzern Areva, Patricia Barbizet bei der Investmentgesellschaft Artemis oder Virginie Morgon beim Private-Equity-Finanzierer Eurazeo ein. Und die wenigen Chefinnen, so sagt Parisot, seien fast durchweg mit männlichen Kollegen konfrontiert, die ihnen das Gefühl geben, die Frau müsse doppelt so viel leisten, um ihren Spitzenplatz zu rechtfertigen.

Die linke Opposition enthielt sich der Stimme. Sozialisten, Grüne und Kommunisten hatten grundsätzlich nichts gegen den Vorstoß der rechten Regierungspartei, meinten aber, politisch vorrangiger als eine "Gadget-Idee" für eine Handvoll einflussreicher Frauen sei der Kampf für bessere Löhne und Aufstiegschancen für alle.

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2 Kommentare

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  • GD
    GTI DRIVER

    UNNÖTIG

     

    So lange wir keine Quote im Straßenbau haben oder in der christlichen Seefahrt - so lange brauchen wir auch keine Quote bei den Frühstücksdirektoren-Posten.

  • O
    Otto

    Ein paar Frauen, die ohnehin schon wohlhabend sind, dürfen mit Regierungsunterstützung einen weiteren Karriereschritt machen. Super! Das ist feministische Politik, die an den Interessen von Millionen von Frauen vorbei geht. Denn welche Frau juckt es schon, ob sie nun von einem Mann oder von einer Frau ausgebeutet wird?