Frauen in der High-Tech-Welt

■ Frauendebatte: „Patriarchalisches Normsystem produziert fatale Folgen“

Die Situation ist hinlänglich bekannt: Mehr junge Frauen als junge Männer machen das Abitur, mit besseren Noten. Die Hauptschule ist überwiegend eine Jungen-Schule. An den Universitäten dominieren zahlenmäßig die Studentinnen, bis hin zu den Abschlüssen. Aber wenn es darum geht, Positionen auf der Karriereleiter zu erobern, treten die Frauen ins zweite Glied.

Können wir nicht oder wollen wir nicht? Wir können und wollen „so“ nicht, meint Ulrike Metzner-Imiela, Soziologin beim Düsseldorfer Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Sie referierte in Bremen auf Einladung der Angestelltenkammer über „Frauenkarrieren im Modernisierungsprozeß“. Ihre zentrale These: De facto gilt im Erwerbsleben immer noch das Modell des Erfolgsmannes (Augen zu und durch, Ellenbogen, ausschließliche Fixierung auf den Beruf, emotional reduziert). Das patriarchalischen Normensystem mit seinem starren Blick auf die Karriere führt nicht nur zu Herzinfarkt und Magengeschwüren mit entsprechenden gesellschaftlichen Folgekosten, sondern blendet auch die gesamtgesellschaftliche Sicht der ökologischen Folgen von Produktion aus.

Dagegen stellt Metzner-Imiela die Lebensentwürfe von Frauen mit den Kennzeichen: Vielfältigkeit, Differenziertheit, Nicht- Geschlossenheit, Gebrochenheit; damit auch Offenheit für Problemlagen, erhöhte kommunikative Kompetenz, Bereitschaft zu unkonventionellen Lösungen. Während das Modell Erfolgsmann die Gesellschaft auf Dauer teuer zu stehen komme, sieht Metzner-Imiela gerade in den Brüchen weiblicher Identität die Fähigkeit schon angelegt, die im komplizierten High-Tech-Berufsalltag gefragt sind und die Manager erst für viel Geld durch Kreativitäts- und Kommunikationstraining lernen müssen.

Da müsse allerdings auch noch so mancher gewerkschaftlicher Schatten übersprungen werden. Der Sechs-Stunden-Arbeitstag für alle sei nicht der „Königsweg“: „Auch Frauen müssen die Möglichkeit haben, sich mehr als sechs Stunden am Tag in ihrer Arbeit zu engagieren.“

In der Diskussion ging es um die alte Frage, was sich ändern müßte: Die Frauen oder die Arbeitswelt. Für Metzner-Imiela gibt darauf nicht die Antwort. Auch für Frauen führen verschiedene Wege zu einem erfolgreichen und befriedigenden Erwerbsleben. asp