■ Frau Laurien (CDU) für neue Technik im Bundestag: Pfeffer in die Politikerhintern
Berlin (taz) – Nichts ging mehr bei der Debatte um den Haushalt im neuen Bundestag, die nagelneue Mikrofonanlage war ausgefallen und blamierte die in aller Welt so berühmte deutsche Technologie. Und nun macht sich auch noch die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses Hanna-Renate Laurien (CDU) über den dortselbst präsentierten „neuesten Stand der Technik“ lustig. Diesen Schluß muß man jedenfalls aus einem Schreiben ziehen, das dem soziokulturellen Verein „Pfefferwerk e.V.“ in Ostberlin zuging und bei den Bundestagsabgeordneten helles Entsetzen auslösen dürfte. Denn darin schlägt Frau Präsidentin allen Ernstes eine „Anfrage beim Deutschen Bundestag“ vor, ob dort ein „Pfefferklistiergebläse“ zwecks Einbringung unterschiedlich großer Pfefferportionen in die Hinterteile der Bonner Politiker eingebaut werden könne. „Nach meiner Kenntnis“, so fährt sie in gemein-ironischem Tonfall fort, „ist der in diesen Tagen eingeweihte neue Plenarsaal so konzipiert, daß Nachrüstungen, die das Gebäude jeweils auf den neuesten Stand der Technik bringen, jederzeit möglich sind.“
Daß solch ein aus verzweigten Röhren bestehendes „Pfefferklistiergebläse“ durchaus funktioniert, hatte der Verein „Pfefferwerk“ zusammen mit dem „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ bereits Ende Oktober demonstriert. Weil das Berliner Parlament immer noch nicht über die Zukunft des geplanten soziokulturellen Zentrums auf dem Ostberliner „Pfefferberg“ entschieden hatte, ging ein Prototyp des Gebläses vor den Toren des Abgeordnetenhauses in seinen ersten Probelauf. Hinter sorgsam verschlossenem Fenster konnte Präsidentin Laurien beobachten, daß die Pfefferwolke nicht ohne Wirkung auf Lach- und Niesmuskeln war. Da blieb kein Auge trocken.
En Antrag des „Pfefferwerks“, das Windgebläse fest im Plenarsaal zu verankern, weil es „die Lösung vieler anderer Probleme in der Stadt beschleunigen kann“, mußte die CDU-Politikerin jedoch ablehnen: „Zu meinem Bedauern kann ich, da das Abgeordnetenhaus nur zur ,Untermiete‘ im Schöneberger Rathaus weilt, den Gedanken einer entsprechenden Installation im Plenarsaal nicht weiter verfolgen.“ Auch im zukünftigen Parlaments- Domizil im Preußischen Landtag komme ein Einbau „aus baudenkmalpflegerischen Gründen auf keinen Fall in Betracht“. Deswegen bleibe nur die Anfrage an den Deutschen Bundestag, um „Ihrer bahnbrechenden Idee zu einem durchschlagenden Erfolg zu verhelfen“. usche
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