: Franziska van Almsick patzt, Funktionäre schmollen
Grund zum Strahlen gab es für Franziska van Almsick, Kerstin Kielgaß, Julia Jung und Dagmar Hase (von links nach rechts) am Dienstag bei den Schwimm-Europameisterschaften in Wien, nachdem sie die 4x200m-Freistilstaffel gewonnen hatten. Van Almsick hatte zuvor schon Gold über 100m Freistil geholt, doch gestern brach dann gleich doppeltes Debakel über die 17jährige herein. Im Vorlauf ihrer Paradestrecke 200m Freistil schied sie als Neunte aus – und Dagmar Hase war nicht am Start. Diese hatte, als van Almsick dasselbe Mißgeschick vor einem Jahr bei der WM in Rom passiert war, freiwillig auf das Finale verzichtet und so ihrer Teamkollegin doch noch den Titelgewinn ermöglicht. Kerstin Kielgaß, Vorlaufschnellste in Wien, wollte von solch solidarischer Tat aber nichts wissen. Kaum dem Wasser entstiegen, sah sich van Almsick heftigen Angriffen von Leuten ausgesetzt, die nur auf einen Ausrutscher der im Verband wegen ihrer Privilegien wenig beliebten Schwimmerin gewartet hatten. Hatte die Agentur dpa tags zuvor noch von der „Kaiserin von Wien“ gefaselt, fand sie nun plötzlich heraus: „Sie braucht Hilfe.“ Inzwischen ging die geballte Funktionärsmacht auf van Almsick los. „Sie muß ihre Lebenseinstellung überdenken“, giftete DSV-Vizepräsident Meier. „Sie hat es nicht gebracht. Das ist nicht zu entschuldigen“, lautete der Bannstrahl von Frauen-Bundestrainer Jedamsky. „Wer meint, daß er mit dem Kopf im Himmel hängt, hängt mit dem Allerwertesten noch im Wasser“, dichtete reichlich unverschämt DSV-Präsident Henter. Böse Franziska van Almsick. Nicht die Badekappe des Verbandes tragen, viel Geld verdienen, eigene Pressekonferenzen geben und dann auch noch verlieren. Das geht nun wirklich auf keine Kuhhaut, und sei sie noch so lila. Foto: Reuter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen