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FrankreichMit Stinkgas Jagd auf Obdachlose

Der Bürgermeister des Pariser Vorortes Argenteuil will mit einem Übelkeit auslösenden Mittel gegen Menschen ohne festen Wohnsitz vorgehen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung weigern sich.

Nicht nur sozial isoliert, sondern künftig auch per Geruch vertrieben - Pariser Obdachlose. Bild: dpa

Ohne festes Domizil - "sdf" - heißen Obdachlose auf Neufranzösisch. Ihre Zahl steigt ständig. Unter ihnen sind nun auch solche Menschen, die Niedriglöhne verdienen, sowie Familien mit Kindern, die ihre Miete nicht mehr zahlen können. Spätestens seit sich Tausende von "sdf" im vergangenen Winter mit kleinen Zelten in den Innenstädten niedergelassen haben, ist das Problem unübersehbar geworden.

Der Bürgermeister von Argenteuil versucht die soziale Misere der "sdf" mithilfe von Stinkgas zu lösen. Georges Mothron von der rechten Regierungspartei UMP kaufte das Übelkeit auslösende Mittel mit dem Namen "Malodore" (schlechter Geruch) und beauftragte seine städtischen BeamtInnen, es an den Treffpunkten von "sdf" in der Innenstadt von Argenteuil zu verteilen. Die Wirkung des Stinkgases "Malodore" hält mehrere Wochen an. Auf der Verpackung steht der Hinweis, dass es nicht eingeatmet werden soll.

Die städtischen Bediensteten von Argenteuil, deren Löhne oft nur knapp oberhalb der Armutsgrenze liegen, weigerten sich, "Malodore" zu verteilen. "Wir wollen gern Jagd auf Ratten machen, aber nicht auf Wohnsitzlose", sagte ein Beamter der Stadtverwaltung. Damit kam die Affäre Ende vergangener Woche ins Rollen. Inzwischen spricht die PS von einer "skandalösen Hetzjagd auf arme Leute". Bernard Thibault, Chef der Gewerkschaft CGT, spricht von einem "unwürdigen Umgang mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft". Eine solche Politik führe zu weiterer Ausgrenzung.

Die Herstellerfirma von "Malodore" hat erklärt, dass das Mittel ungefährlich sei. Ein Unternehmenssprecher erklärt, es werde an Brücken und anderen gefährlichen Stellen versprüht, um Menschen von diesen Punkten fernzuhalten. In Argenteuil allerdings, so ist bekannt geworden, hat auch das Einkaufszentrum "Côté Seine" "Malodore" an den Notausgängen versprüht. Ein Sprecher des Einkaufszentrums erklärt, dass der Bürgermeister das Mittel ausgegeben habe.

Der Bürgermeister erlässt schon seit Jahren jeden Sommer ein Dekret, das die Bettelei in der Innenstadt verbietet. 2005 gelangte Argenteuil zu weltweiter Berühmtheit. Der damalige Wahlkämpfer Nicolas Sarkozy wählte den Ort, um anzukündigen, dass er die sozialen Brennpunkte mit dem Hochdruckgerät "Kärcher" von jugendlichem "Gesindel" reinigen werde. Zwischen "Kärcher" und Stinkgas vergingen zwei Jahre.

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2 Kommentare

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  • CM
    Christian Münster

    Nun, man könnte den Chemieeinsatz eskalieren. Es gibt viele Substanzen, die in den Katalogen als "lacrimator" bezeichnet werden.

     

    Ich finde eine derartige Vorgehensweise absolut menschenunwürdig; denn vom Vertreiben mit Chemie bis zum Vernichten mit Chemie ist es leider nur ein kleiner Schritt. Dieses Vorgehen setzt Ungeziefer mit Menschen gleich, total unakzeptabel

  • MB
    Marion B.

    Absolut menschenverachtend.

    Was kommt als nächstes?

    Wird demnächst demjenigen der auf der Straße lebt eine Hand abgehackt oder gleich die Todesstrafe verhängt um das Pennerproblem zu lösen?