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Frankreich lädt zum AfrikagipfelRendite statt Intrige

Der 25. franko-afrikanische Gipfel in Nizza soll die überkommene Pariser Afrikapolitik modernisieren. Es fehlen aber die Mittel – und wichtige Gesprächspartner.

Nicolas Sarkozy will wieder in Afrika mitspielen: Mit Namibias Präsident Hifikepunye Pohamba. Bild: ap

BERLIN taz | Eine neue Afrikapolitik hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vor seiner Wahl 2007 versprochen. Dann zog er doch die Nestwärme der alten neokolonialen frankophilen Autokratien vor und machte sich vor Afrikas neuen Eliten lächerlich, indem er in einer vielbeachteten Rede in Dakar behauptete, "der Afrikaner" sei "noch nicht in die Geschichte eingetreten".

Nun versucht Sarkozy als Gastgeber des 25. franko-afrikanischen Gipfels in Nizza selbst wieder in Afrikas Geschichte einzutreten.

Afrika sei "mehr denn je ein Partner für Frankreich in der Globalisierung", sagte Sarkozy in einem Interview zum Auftakt des Gipfels, der am Montag und Dienstag in dem südfranzösischen Mittelmeerort stattfindet. "Wir stehen in Afrika an einem Scheideweg." Hohe Wachstumsraten, rapide Verstädterung und der Aufschwung des Privatsektors machten Afrika wirtschaftlich immer interessanter.

Deshalb soll der Nizza-Gipfel, anders als die meisten seiner Vorgänger, nicht mehr um das abendliche Diner kreisen. Nicht Flurintrigen sollen die Agenda bestimmen, sondern Wirtschaftsgespräche. 80 Firmenchefs aus Frankreich und 150 aus Afrika sind geladen, eine Sozial- und Umweltcharta für französische Investoren soll verabschiedet werden.

Auf diese Weise soll Frankreichs Afrikapräsenz sich aus der diskreditierten Ecke edler Weine, schummriger Geschäfte und diskret aufgepflanzter Bajonette lösen und der Moderne zuwenden. Die einzigen Amtskollegen, mit denen Sarkozy formelle bilaterale Gespräche vorhat, sind Jacob Zuma aus Südafrika und Goodluck Jonathan aus Nigeria. Inoffiziell werden sich alte Freunde natürlich nicht abwimmeln lassen.

Sarkozys liebstes Gipfelprojekt allerdings dürfte schon vorab in der Schublade verschwinden. Vor einigen Monaten brachte Frankreich eine Wirtschaftsinitiative für das Afrika der Großen Seen ins Gespräch, um unter französischer Führung die regionale Wirtschaftsintegration und grenzüberschreitende Wiederaufbauprogramme zwischen der Demokratischen Republik Kongo und ihren östlichen Nachbarn voranzutreiben.

Diese Initiative für Afrikas komplexeste Krisenregion sollte bestehenden Projekten unter Führung Großbritanniens sowie des östlichen und südlichen Afrikas den Wind aus den Segeln nehmen und stieß damit auf erwartbares Unverständnis vor allem in London.

Da Frankreich aber sowieso kein Geld hat und seit seiner Unterstützung für Ruandas einstiges Völkermordregime 1994 in dieser Region Afrikas nur noch wenig Vertrauen genießt, wurden diese Pläne schließlich heruntergeschraubt auf mögliche Sondierungsgespräche in Nizza. Nun kommt jedoch als einziger Präsident aus der ganzen Region der Ruander Paul Kagame.

Die Staatschefs aus der Demokratischen Republik Kongo, Uganda und Burundi hingegen kommen nicht, ebenso wenig wie die von Angola, Ghana, Sudan, Libyen, Marokko, Tunesien oder der Elfenbeinküste. Um Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir, vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl gesucht, vom Gipfel fernzuhalten, war dieser eigens aus Ägypten nach Frankreich verlegt worden. Die Putschregierung von Madagaskar wurde nicht eingeladen, aber die Juntachefs von Niger und Guinea kommen ebenso wie der faktisch machtlose Präsident Somalias.

Die ökonomischen Vorhaben Frankreichs dürften auch deswegen relativ folgenlos bleiben, weil Afrika sich längst asiatischen Partnern zuwendet, allen voran China. Und erst am Freitag beschloss die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) auf ihrer Jahrestagung die Verdreifachung ihres Eigenkapitals von 33 auf 100 Milliarden Dollar (ca. 81 Milliarden Euro). Das stellt alles in den Schatten, was Frankreich zu bieten hat.

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